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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gehalten. Was würde passieren, wenn sie zufällig bemerkten, daß er sie bereits beobachtete? Er glaubt noch nicht, daß sie bösartig waren. Warum sollten sie? Ein Raumschiff, fähig, interstellare Entfernungen zurückzulegen (aus welchem seltsamen Metall war der Rumpf, fahl, mit einem Schimmer wie eine Pfauenfeder?), würde einem kleinen Schiff wie der Seadrift nicht mehr Beachtung schenken als er, Dane Marsh, einem fliegenden Fisch. (Was aber tat er, wenn ein fliegender Fisch morgens auf seinem Deck landete? Manchmal warf er ihn zurück ins Meer. Aber wenn er zufällig Hunger hatte, briet er ihn sich zum Frühstück.)
    Dane Marsh begann mit schnellen, ruhigen Bewegungen sein Boot zu wenden. Er war neugierig, klar, aber er wollte lieber aus sicherer Entfernung weiter beobachten. Er hatte nicht das Bedürfnis, in einer Art galaktischer Bratpfanne zu enden.
    Seine Arme erschienen ihm schwer und unbeholfen, als er sie hob, um die Leinen einzuholen; dann begann ein summender Laut, ein helles Klingeln, in seinen Ohren zu tönen. Er war besessen von dem Gefühl, wahnsinnig schnell etwas tun zu müssen, aber ihm schien, als wate er durch ein Becken mit klebrigem Sirup. Es kostete ihn gehörige Anstrengung, seinen Fuß von Deck zu heben, und das zunehmende Gefühl von Unwirklichkeit überfiel ihn mit neuem Schrecken.
    Ist all das doch eine Halluzination? Ein böser Traum, der zum Albtraum wurde?
    Mit wilder Entschlossenheit drehte er den Kopf herum, so daß er das große, verschwommene Schiff sehen konnte. Langsam, langsam öffnete sich eine Luke, und ein blendendes Licht strahlte heraus, aber Dane Marsh stürzte auf das Deck nieder und lag da und zappelte nur noch schwach, als er sich bemühte aufzustehen.
    Als das Deck unter dem seltsamen, fremdartigen Schritt schwankte, war er bewußtlos, kämpfte aber im Traum weiter.
    Sie waren abseits der normalen Fluglinien und weit entfernt von den Schiffsrouten, und kein anderes Auge auf der Erde sah das große Raumschiff, als es fünf Meilen über dem Pazifischen Ozean den Raum verließ. Die Seadrift wurde fünf Wochen später leer treibend von einer Jacht gefunden, die auf dem Weg nach Hawaii war …

2
     
    Dane Marsh erlangte das Bewußtsein wieder und spürte einen rasenden Schmerz in der Kehle. Er tauchte aus verwirrten Alpträumen von wilden Bestien auf, die seine Halsschlagader umklammerten, Träumen von herausspritzendem Blut und von Gerüchen, die ihm einen irgendwie atavistischen Schrecken versetzten (Löwen, frisches Blut, leichter Verwesungsgeruch), und dann war er unvermittelt wieder bei Sinnen. Die weit aufgerissenen Augen nahmen ganz plötzlich die weiße, kalte Umgebung wahr, die beiden Gestalten (Albtraum! Mannsgroß, aber flachgesichtig, fellbedeckt – mit Löwenmähne!), die sich über ihn beugten. Die Nadeln immer noch in seiner Kehle. Er bäumte sich auf, spannte angeschwollene Muskeln und wollte schreien, aber lediglich eine vernichtende Taubheit, verschärft durch Sekundenbruchteile voller Todesangst, brach durch seine Kehle.
    Er war festgeschnallt. An Händen und Füßen gebunden, konnte keinen Muskel bewegen.
    Gepeinigt!
    Von Entsetzen gepackt, preßte er die Augen wieder zu, dann, während er um Ruhe kämpfte, öffnete er sie wieder. Seine Kehle war jetzt taub, ohne Schmerzen. Hatten sie versucht, ihm die Stimmbänder zu entfernen? Die Hände der beiden löwengesichtigen Kreaturen, die feinfühlig an seiner Kehle arbeiteten, waren menschlichen Händen nicht unähnlich. Er fühlte jetzt überhaupt keinen Schmerz mehr, nur eine unangenehme Taubheit. Nun, was auch immer sie vorhatten, er konnte nicht einmal den kleinen Finger rühren, um sie daran zu hindern, und sie konnten nicht die Absicht haben, ihm größeres Leid zuzufügen, wenn sie sich die Mühe machten, ihn zu betäuben.
    Dane sah sich um. Merkwürdige metallische Gebilde hingen von glatten Schotten; undefinierbar, aber er vermutete, die Fremden würden in einem modernen menschlichen Krankenhaus genauso verwirrt sein. Er betrachtete die beiden löwengesichtigen Gestalten und bemerkte zwei Daumen an ihren Händen, die sich mit extrem flinker Geschmeidigkeit bewegten. Die Hände waren in irgendeinen dünnen Stoff gehüllt. Beide trugen Overalls aus graublauem Material. Dane wünschte, er könnte sehen, was sie mit seiner Kehle machten. Er spürte einen plötzlichen Ruck, als einer von ihnen dort etwas herumdrehte und befestigte, dann fühlte er das schmerzlose Stechen und Ziehen. Sie nähten ihn
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