Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
prallte mitten auf seinen Körper und spritzte in alle Richtungen. Als Raggi das Vordach erreichte, hatte er nur einen kleinen Spritzer abbekommen. Aber das reichte, um ihn zum Würgen zu bringen. Er hörte, wie der Schwall aus dem Schlauch aufhörte, und lugte vorsichtig über den Rand des Dachs.
    Dr. Guðgeir stand reglos auf dem Treppenabsatz. Er war von Kopf bis Fuß braun – bis in jede Pore seines Körpers. „Das werden Sie bereuen“, sagte er drohend. Raggi war verblüfft. Der Mann war wirklich nicht kaputtzukriegen. Maggas Vater versuchte, den Schlauch noch einmal anzustellen, aber der Tank war leer. Dr. Guðgeir bückte sich nach der Pistole und richtete sie auf Maggas Vater. „Niemand bespritzt mich ungestraft mit Scheiße“, sagte er, und Raggi wollte losschreien. Dieser Verbrecher wollte Maggas Vater erschießen, und niemand konnte etwas dagegen tun. Raggi schloss die Augen. Es knackte und knirschte, und das Erste, was Raggi dachte, war, dass Schüsse in Wirklichkeit ganz anders klangen als im Fernsehen oder Kino. Dann merkte er, dass er fiel. Das Knacken und Knirschen hatte nichts mit der Pistole zu tun. Die komplette DNA-Säule gab ihren Geist auf. Das Vordach senkte sich. Der Holzpfahl, der als Notbehelf aufgestellt worden war, konnte das zusätzliche Gewicht nicht halten und zerbrach. Das Vordach krachte mitsamt Raggi über Dr. Guðgeir zusammen. Maggas Vater war gerettet!

Ende gut, alles gut
    Erst zwei Wochen später erfuhren die Kinder die ganze Geschichte. Eine Polizistin und eine Psychologin besprachen sämtliche Details des Falles mit ihnen.
    Anna Lísa, Raggi, Magga und Arnar saßen ganz still da und hörten gespannt zu, wie es Dr. Guðgeir gelungen war, ein Gen zu isolieren, das die Intelligenz von Tieren steuerte. Er hatte versucht, ein Kaninchen, Purzler, zu klonen und dieses Gen zu verändern. Das Ergebnis war ein völlig identisches, aber viel schlaueres Kaninchen, Hüpfer. Als der Börsenmakler einen Teil von Dr. Guðgeirs Firma gekauft hatte, sah er die Chance, von dieser Erfindung zu profitieren. Jede Menge Leute waren bereit, für ein hochintelligentes Kind, das auch noch gut aussah, zu bezahlen. Die beiden Männer begannen, mit einer amerikanischen Adoptionsfirma zusammenzuarbeiten, die ihnen reiche Käufer verschaffte. Da unklar war, ob Dr. Guðgeirs Methode auch geklonte Menschen schlauer machen würde, beschlossen sie, die klügsten Kinder des Landes zu sich einzuladen und eines von ihnen zu klonen. Auf diese Weise würden die geklonten Kinder furchtbar schlau sein, selbst wenn die Genveränderung nicht den gewünschten Effekt erzielen würde. Das Initiativzentrum war nur ein Vorwand, um kluge Kinder anzulocken. Magga wählten sie deshalb aus, weil sie den höchsten Intelligenzquotienten aller Kinder hatte, die an dem Ferienkurs teilnahmen. Sie hatten sämtliche Informationen über sie von ihrer Schule bekommen, darunter auch ein Gesundheitszeugnis, das besagte, dass sie keine Erbkrankheiten hatte.
    „Aber warum haben sie Magga nicht so wie das Kaninchen aufgeschnitten?“, fragte Raggi neugierig.
    „Na ja, sie wollten nicht, dass Magga etwas auffallen würde, nachdem sie ihr die Zellen entnommen hatten. Sie wollten sie aus der Narkose holen und ihr erzählen, sie wäre ohnmächtig geworden und gestürzt. Deshalb haben sie ihr nur mit einer großen Nadel Knochenmark aus dem Oberschenkel entnommen. Magga hätte dann geglaubt, dass der blaue Fleck von dem Sturz infolge der Ohnmacht käme“, erklärte die Polizistin.
    „Und was sollte mit diesem Knochenmark passieren?“, fragte Arnar. „Ich komm da nicht ganz mit.“
    „Ich weiß nicht, ob ihr diese technischen Dinge verstehen könnt, aber Dr. Guðgeir hätte aus einer Zelle des Knochenmarks DNA gesaugt, das Intelligenzgen leicht verändert und die DNA in eine Eizelle implantiert. Sie hätten die Eizelle befruchtet und dazu gebracht, sich zu teilen. Dann wäre es wie bei einer künstlichen Befruchtung weitergegangen. Die Frauen, die ein solches intelligentes Kind haben wollten, hätten sich den Embryo einpflanzen lassen und das Kind zur Welt gebracht. Im Grunde ein ziemlich genialer Plan.“ Die Polizistin schaute zu der Psychologin. „Möchten Sie den Kindern noch etwas sagen?“
    „Das war ein furchtbarer Schock für euch“, sagte die Psychologin. „Ihr dürft ruhig weinen, Kinder. Das ist das Normalste auf der Welt.“
    Die Kinder tauschten Blicke. Weinen? Was war denn mit der los? Sie wollten nicht weinen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher