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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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die Thermosflasche schnell in die Kühlbox legte und diese zumachte. Dann hob er die Box hoch und warf einen Blick auf den Börsenmakler unter dem Hund und auf seine Assistentin, die bewusstlos am Boden lag. „Ich bringe das in Sicherheit“, sagte er zu niemand Bestimmtem. „Dann komme ich und rette euch.“ Mit diesen Worten rannte er hinaus.
    Im selben Moment bekam Raggi seine Hände frei. Er kämpfte damit, die Fesseln um seine Beine zu lösen, aber es ging nicht. Er musste ein scharfes Werkzeug finden und zwar schnell. Raggi schaute sich um und entdeckte einen bekannten Gegenstand. Der Stahlwinkel der Bauarbeiter! Er reckte sich danach und schnitt damit die Fesseln durch. Dabei nahm er sich vor, den Winkel zu holen und zu seinen rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen, wenn das alles vorbei war. Das war das Mindeste, was er tun konnte.
    Raggi stand auf und kickte die Fesseln weg. „Pass auf, dass er nicht abhaut“, rief er Arnar zu, der immer noch neben dem Börsenmakler mit dem knurrenden Hund auf der Brust auf dem Fußboden saß.
    Dann verfolgte Raggi Dr. Guðgeir. Er hörte, wie Arnar ihm hinterherrief: „Viel Glück!“
    Im Flur war nichts von Dr. Guðgeir zu sehen. Raggi musste es darauf ankommen lassen und davon ausgehen, dass er nach draußen gerannt war. Er spurtete Richtung Ausgang und rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben. Beim Laufen nahm er einen intensiven Uringestank im Flur wahr, verschwendete aber keine weiteren Gedanken daran. Er bog um die Ecke und sah, wie sich Dr. Guðgeir vom Boden hochrappelte. Er musste ausgerutscht sein. Raggi war froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dr. Guðgeir war tatsächlich auf dem Weg nach draußen.
    Raggi folgte ihm. An der Stelle, wo Dr. Guðgeir hingefallen war, sah er eine gelbe Pfütze. Der Boden roch nach Urin. „Igitt“, dachte Raggi und sprang über die Pfütze, damit ihm nicht dasselbe passierte wie Dr. Guðgeir und er in der Pfütze ausrutschte und hinfiel. Als Raggi zum Ausgang kam, wurde ihm klar, dass er den Mann nicht einholen konnte, obwohl der durch den Sturz Zeit verloren hatte. Raggi kam zu spät. Dr. Guðgeir war schon draußen und würde zweifellos in kürzester Zeit in seinem Auto sitzen und losfahren, ohne dass Raggi ihn aufhalten konnte. Enttäuscht lief er dennoch nach draußen.
    Raggi war irritiert, als er Dr. Guðgeir wie angewurzelt auf dem Treppenabsatz unter dem Vordach stehen sah. Warum ging er nicht weiter? Dann sah Raggi den Grund. Auf dem Platz vor dem Eingang stand ein Mann. Maggas Vater! Dr. Guðgeir hätte zweifellos an ihm vorbeilaufen und ihn wegschubsen können, wenn Maggas Vater nicht einen großen, dicken Schlauch auf Dr. Guðgeir gerichtet hätte. „Sie gehen keinen Schritt weiter, mein Freund“, sagte Maggas Vater. Raggi sah, dass der Schlauch mit einem großen Tankwagen verbunden war, auf dem in großen Buchstaben der Name einer Firma stand: Fäkalentsorgung GmbH .
    „Igitt!“, stieß Raggi hervor. Er entfernte sich ein paar Schritte von Dr. Guðgeir. Schließlich wollte er keine Ladung aus diesem Schlauch abbekommen. Jetzt verstand er, warum Magga nicht darüber reden wollte, was ihr Vater machte. Fäkalentsorgung. Raggi wusste genau, was das war. Seine Großeltern besaßen nämlich ein Sommerhaus und mussten manchmal die Dienste dieser Firma in Anspruch nehmen – und zwar immer dann, wenn die Klärgrube der Toiletten voll war. Dann kam die Fäkalentsorgung und saugte die ganze Scheiße aus der Grube in den Tank.
    „Wenn Sie die Kiste nicht abstellen, schalte ich ein“, sagte Maggas Vater drohend. „Ich meine es ernst.“
    Dr. Guðgeir war hin- und hergerissen. Er schaute sich suchend nach einem Fluchtweg um, aber es gab keinen. Dann stellte er vorsichtig die Box ab. Raggi war völlig perplex, dass er so schnell aufgab. Aber er hatte sich geirrt. Dr. Guðgeir war nicht auf den Kopf gefallen. Als er sich wieder aufrichtete, sah Raggi eine Pistole aufblitzen. „Passen Sie auf!“, rief er Maggas Vater zu, der sich das nicht zweimal sagen ließ und den Schlauch einschaltete. Ein ekelhafter, brauner Schwall schoss kraftvoll aus dem Ende des Schlauchs. Raggi sah nur eine Möglichkeit: auf die DNA-Säule zu springen und hinaufzuklettern. Er kletterte, so schnell er konnte, spürte aber, wie die Säule bei jeder Bewegung knackte und knirschte. Aus dem Augenwinkel sah er Dr. Guðgeir fassungslos glotzend dastehen. Er hatte die Pistole längst verloren. Der braune Schwall
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