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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5
Autoren: David Weber
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Glauben zu schenken. Und um ganz ehrlich zu sein: ich rechne damit, dass zumindest Duchairn alle nur erdenklichen frommen Vorbehalte und Proteste dagegen vorbringen wird angesichts dessen, was die Inquisition in diesem Fall wird unternehmen müssen. Also muss das vorerst in völliger Stille geschehen. Halten Sie sich ausschließlich an den Orden und achten Sie sorgsam darauf, dass Sie sich selbst dort nur auf die Brüder verlassen, von denen wir wissen, dass wir auf ihren Glauben und ihre Treue bauen können! Wenn es so weit ist, muss es mir möglich sein, Geständnisse förmlich abzurufen. Aber in der Zwischenzeit können wir keine wohlmeinenden Schwächlinge gebrauchen, die einfach nicht verstehen, dass unter den gegebenen Umständen zu viel an Güte die schlimmstmögliche aller Grausamkeiten darstellt. Denn ein zu viel an Güte würde uns nur im Weg sein und all unsere Anstrengungen behindern.«
    »Natürlich bin ich ganz Eurer Meinung, Euer Exzellenz«, sagte Rayno. »Aber ich habe doch ... sagen wir: taktische Bedenken.«
    »Welche Art von Bedenken sind das, Wyllym?« Clyntahn kniff die Augen ein wenig zusammen. Doch das schien Rayno nicht zu bemerken, als er mit der gleichen ruhigen, nachdenklichen Stimme fortfuhr.
    »Alles, was Ihr gerade gesagt habt - darüber, wie wichtig es ist, den Zeitpunkt genau auszuwählen, an dem die Aussagen der Gefangenen veröffentlicht werden, meine ich - erscheint mir voll und ganz nachvollziehbar. Aber Ihr und ich, wir sind es gewohnt, uns mit den pragmatischen, oft unschönen Pflichten und Aufgaben zu befassen, die nun einmal damit einhergehen, die vom rechten Glauben Abgefallenen wieder zu Langhorne und Gott zurückzuführen. Wenn - verzeiht, Euer Exzellenz, sobald! - wir erst einmal die Geständnisse der Apostaten erhalten haben, mit der Bekanntgabe jedoch noch zögern, werden sich später unweigerlich gewisse Leute fragen, warum wir diese Geständnisse nicht umgehend publik gemacht haben. Einige Fragen werden völlig ernsthaft und berechtigt sein, gestellt von untadeligen Geistlichen, die aber nicht dem Offizium der Inquisition angehören und daher schlichtweg nicht verstehen, dass die Sünder zu retten manchmal nur der erste Schritt dabei ist, ein ungleich größeres Übel zu bekämpfen. Aber es wird auch jene geben, Euer Exzellenz, die jegliche Verzögerung dazu werden nutzen wollen, alles in Misskredit zu bringen, was auch immer wir vorbringen werden. Sie werden anmerken, man habe die Bußfertigen zu ihren Aussagen gezwungen und damit seien ihre Geständnisse nicht glaubwürdig.«
    »Zweifellos haben Sie Recht, Rayno«, pflichtete Clyntahn seinem Untergebenen bei. »Mir war bereits der gleiche Gedanke gekommen. Aber kaum dass ich darüber nachgedacht hatte, wurde mir schon bewusst, dass diese Sorgen unberechtigt sind.«
    »Tatsächlich, Euer Exzellenz?«
    »Tatsächlich.« Clyntahn nickte. »Ich zweifle keinen Moment daran, dass wir, sobald wir die vom wahren Glauben Abgefallenen erst einmal zu einem Geständnis und zur Bußfertigkeit haben bewegen können, werden entdecken müssen, dass viele der Verderbtheiten und Abscheulichkeiten dieser ›Kirche von Charis‹ ungleich schlimmer - in mancherlei Hinsicht sogar um ein Entsetzliches schlimmer - sind als alles, was wir von unserer Warte aus auch nur vermutet hatten. Daher werden Sie in Ihrer Eigenschaft als gewissenhafter Hüter der Wahrheit, als den ich Sie schon seit Jahren kenne, zweifellos darauf bestehen, so viele dieser ungeheuerlichen Aussagen zu überprüfen, wie das nur möglich ist, bevor sie veröffentlicht werden. Es wäre völlig unangemessen, derartig schockierende Dinge nur anzudeuten, sollte sich tatsächlich später doch herausstellen, dass diese Ketzer Sie angelogen haben sollten. Also würden wir, bis wir die entsprechenden Bestätigungen erhalten haben, ganz offensichtlich nicht rechtfertigen können, unsere Befunde dem Rat der Vikare vorzulegen ... oder den Bürgern von Siddarmark, die fälschlicherweise annehmen, Cayleb, Staynair und all die anderen hätten zumindest irgendwelche Rechtfertigungen, die deren Schilderungen des Sachverhaltes erhärten.«
    »Ich verstehe, Euer Exzellenz«, sagte Rayno, und dem war auch tatsächlich so.
    »Gut, Wyllym. Ausgezeichnet! Ich wusste, dass ich mich diesbezüglich ganz auf Ihre Sorgfalt und Ihre Besonnenheit würde verlassen können.«
    »Das könnt Ihr, Euer Exzellenz. Ganz ohne Zweifel sogar. Ich vermute, dann bleibt nur noch die Frage, ob Ihr
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