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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich
Autoren: betty McDonald
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weiteren Moderfleck auf der feuchten Tapete befestigte, mit diesem Freund also teilte Don ein dunkles Zweier-Apartment in einem Haus am Abhang. An stürmischen Abenden, wenn im Kamin ein Feuer brannte und man genügend Martinis getrunken hatte, konnte mir die Wohnung ganz begehrenswert vorkommen; dachte ich aber am hellichten Tage daran, so überlief mich eine Gänsehaut.
    Dann plötzlich entschloß sich Dons Zimmernachbar, mit seinen Holzschnitten und Fischgräten nach Algier auszuwandern, und Don machte mir einen Heiratsantrag. Wir verlebten unsre Flitterwochen (die paar Tage, die unsereins Urlaub erhielt!) in der Wohnung ohne den Zimmernachbarn, aber mit den Moderflecken; dazu kamen ein Brief vom Hausbesitzer, der die Wohnung kündigte, eine Postkarte vom Gaswerk, das uns das Gas sperrte (denn bis dahin war der Freund und Zimmernachbar dafür aufgekommen), und Buddy, ein alter Kamerad Dons, der nicht begreifen wollte – oder konnte – daß ‹der gute, alte Don› jetzt verheiratet war. Ich selbst hegte auch schon leichte Zweifel, denn Don war in ‹die Kirchhofsschicht› versetzt worden, das heißt, er machte Nachtschicht, während ich den ganzen Tag über im Büro saß und wir uns also nur kurz an den Sonntagen sehen würden. In der Kündigung hieß es, daß die Wohnung am kommenden Montag geräumt sein müsse.
    Bis zum Freitag jagte ich sämtliche Wohnungsagenturen ab, und überall hieß es, daß es keine Wohnungen zu mieten gäbe, nie welche gegeben habe und nie wieder welche geben würde, denn ‹es sei eben Krieg›.
    Am Sonntag abend saßen Don und Anne und Joan und ich vor dem Kaminplatz in seinem Zimmer: wir kamen uns wie Staatenlose vor. Plötzlich erschien der reizende japanische Professor, der mit seiner Frau im oberen Stockwerk des Hauses wohnte, und erzählte uns, daß sie beide in ein Internierungslager geschickt würden und daß wir ihre Wohnung haben könnten. Wir flossen vor Dankbarkeit über, quetschten uns alle vier in den Wagen und rasten zum Hausbesitzer, der alt und brummig war und uns eine ellenlange Liste von Bewerbern zeigte, die viel angesehener waren und keine Kinder hatten. Don redete in seiner ruhigen Art endlos auf ihn ein, ich saß sehr gerade und bemühte mich, wie eine gute Mieterin auszusehen, und die Kinder erklärten dem Hausbesitzer, daß sie schon lange keine Kinder mehr seien und sowieso während der Schulzeit in der Schule wohnten. Widerstrebend willigte er endlich ein, rief uns aber, als wir in den Wagen stiegen, mit lauter Stimme nach: «Daß ihr euch aber ja gut benehmt, hört ihr? Stellt mir nicht das Haus auf den Kopf und laßt mir nicht die Rohre einfrieren!» Anne und Joan fanden es wahnsinnig komisch und wälzten sich vor Lachen auf dem Rücksitz. Ich dagegen war wütend und verlangte von Don, er solle energisch gegen den Grobian auftreten.
    Don zwinkerte mir zu und sagte: «Die Sonne scheint nicht jeden Tag, die Wolke weint nicht jeden Tag!» Don ist eben Schotte. Am Dienstag zogen wir ein.
    Die Wohnung im oberen Stockwerk war luftig und hell, für Anne und Joan stand eine Couch im Alkoven, und im Ahorn vor dem Schlafzimmerfenster hausten zwei nette graue Eichhörnchen. Wir waren glücklich und zufrieden. Dann kam gutes Wetter, und der sonst so ruhige Abhang wimmelte auf einmal von kreischenden Kindern, bellenden Hunden und rufenden Müttern. Hausierer zogen wie die Ameisen vors Haus, hämmerten an die Hoftür oder bohrten den Finger in den Klingelknopf der Vordertür. Don malte ein großes Schild: Kriegsdiensthilfsarbeiter schläft – bitte nicht stören! Ich hängte es morgens, wenn ich ins Büro ging, an die Haustür. Es nützte gar nichts. Don wurde blasser und nervöser. Jeden Abend, wenn ich mit den Kindern telefonierte, erinnerten sie mich daran, daß sie bald mit Fahrrädern, Skiern und Muschelsammlung ankommen würden, und wo sie das alles lassen sollten. Ich sah ein, daß ich mich nach einem Häuschen umsehen müsse, das groß genug für Don, mich, Anne und Joan, Mutters Hund Tudor und meine Katze Mrs. Miniver, unsre paar tausend Bücher und Platten und die Muschel-, Stein-, Bilder- und Schlangenhaut-Sammlungen der Kinder wäre. Das Dumme an der Geschichte war nur, daß Häuser nicht ohne Geld zu haben waren, und Geld hatten wir keins. Wir wären sogar in eine Polizeistation gezogen, wenn sie möbliert zu vermieten gewesen wäre, denn wir hatten nicht nur kein Geld – wir hatten auch keine Möbel.

Das Traumhaus
    «Ich möchte gern ein möbliertes
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