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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne
Autoren: Jason Dark
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Kopf ein, als er die Stimme seiner Frau hörte. Er hatte Carrie nicht gesehen. Jetzt stand sie neben ihm, nickte und wiederholte ihre Worte. Dann sagte sie noch: »Und auch ich habe ihn gesehen, Mel, auch ich.«
    »Und wen haben wir gesehen, Carrie?«
    »Die Gestalt aus deinem Traum. Das Wesen mit den gelben Raubtieraugen. – War das unser Sohn?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er liegt nicht mehr in seinem Grab. Er ist rausgeklettert. Vielleicht hat man ihn auch geholt. Wer kann das schon wissen?«
    »Meinst du, daß er sich wirklich in dieses Wesen verwandelt hat?« flüsterte Carrie.
    »Ich könnte es mir vorstellen.«
    »Aber wie denn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Carrie hob die Schultern. »Für einen Moment habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihm nachzulaufen und ihn zu suchen. Dann habe ich davon Abstand genommen. Ich will es nicht. Ich kümmere mich um andere Dinge. Ich will damit nichts zu tun haben.«
    »Für dich bleibt Collin tot.«
    »Ja, Mel. – Für dich nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch alles denken soll. Ich habe eine Blockade. In meinem Kopf ist eine Mauer errichtet worden. Kannst du dir das vorstellen? – Glaubst du daran, daß jemand nicht mehr denken will?«
    »Das gibt es bestimmt.«
    »Dann bist du gut.«
    Wieder fuhr eine Windbö über den Friedhof und brachte einen kühlen Schauer mit. Beide fröstelten und hatten das Gefühl, von der kalten Hand des Todes gestreift worden zu sein.
    »Wir werden jetzt gehen, Carrie. Und zu Hause überlegen wir, wie wir uns verhalten sollen.«
    Sie dachte über das Thema erst gar nicht nach und sagte nur: »Deine schrecklichen Träume haben sich erfüllt, Mel. Sie sind eine Warnung vor dem Bösen gewesen. Ich weiß nicht, was noch werden soll, aber ich habe eine fürchterliche Angst vor der Zukunft.«
    »Es wird sich alles klären.«
    Sie lachte. »Glaubst du daran?«
    Mel de Baker gab keine Antwort. Er hob die Geräte auf und lud sie auf seine Schultern. Dann standen sie auch schon vor der Mauer, allerdings nicht an derselben Stelle.
    Wieder machte Carrie den Anfang. Sie nahm die Geräte entgegen und ließ sie auf der anderen Seite zu Boden fallen. Dann folgte Mel, und beide atmeten auf, als sie sich wieder außerhalb des Friedhofs befanden.
    »Hier möchte ich nicht mehr wieder hin«, sagte Carrie leise. »Collin ist nicht mehr mein Sohn. Er ist ein Monster. Überhaupt ist alles so schrecklich. Ich komme mir vor wie in einem anderen Leben. Kannst du das begreifen?«
    Mel schaute seiner Frau in die Augen. »Ja, ich kann dich verstehen, denn ich denke ähnlich.«
    Sie schaute noch einmal zurück, sah aber nur die Mauer. »Laß uns endlich gehen, bitte!«
    Es war nicht weit bis zu ihrem Volvo-Kombi. Die Rückseite malte sich in der Dunkelheit wie ein viereckiger Schatten ab, und auch die Scheiben waren dunkel.
    Mel de Baker verstaute das Werkzeug. Seine Frau stand schon an der Seite des Beifahrers. Sie hatte mit ihrem Schlüssel die Türen bereits aufgeschlossen und stieg ein, bevor sich ihr Mann hinter das Lenkrad setzte. Er startete noch nicht, steckte nur den Zündschlüssel ins Schloß.
    Dann schnallte er sich ebenfalls an. »Bereust du es, mit mir gegangen zu sein?« erkundigte er sich.
    »Nein, Mel, denn ich weiß jetzt Bescheid. Ich kann mir nun vorstellen, wie es in dir aussieht. Wir sind ja beide betroffen und müssen uns etwas einfallen lassen. Ich will einfach nicht daran glauben, daß es vorbei ist.«
    »Da hast du recht.«
    »Du meinst also, daß es weitergeht?«
    »Ja. Aber wie?« Er startete den Volvo. Sie rollten langsam an. Die Winterreifen wühlten die feuchte Erde auf. Auf die Frontscheibe hatte sich ein nasser Film gesetzt, den die Wischer wegputzten. Das Licht kam ihnen kälter vor als gewöhnlich. Es wies ihnen den Weg an der Friedhofsmauer entlang.
    Mel de Baker wußte selbst nicht, welcher Teufel ihn plötzlich ritt.
    Jedenfalls schaltete er das Fernlicht ein, und diese andere Helligkeit riß eine Schneise in die Nacht. Beide sahen besser, und beiden fiel auch die Bewegung am Ende der Lichtaura auf.
    Da flüchtete jemand. Geduckt hatte er sich aus dem Schatten der Friedhofsmauer gelöst. Sein Körper wirkte unförmig, und der große Kopf schimmerte heller als die übrige Gestalt.
    Carrie riß den Mund auf. Für zwei Sekunden tat sich nichts. Da wurde der Schrei erst geboren, der dann aus ihrer Kehle drang. So grell und spitz, als wollte er die Scheiben zerstören.
    »Er ist es, Mel. Es ist
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