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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne
Autoren: Jason Dark
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auch gesagt, wie sehr man sich freute.
    »Ist Ihre Frau auch da?« fragte Glenda.
    »Ja, sie ist hinten im Vorratsraum. Gehen Sie durch, Miss Perkins, Sie kennen sich ja hier aus. Ich komme, sobald ich hier fertig bin.«
    Das Geschäft lag in einem zweistöckigen Haus. Von Glenda hatte ich erfahren, daß die de Bakers in der ersten Etage über dem Laden wohnten. Die zweite hatten sie vermietet.
    Der Verkaufsraum war nicht gerade breit. Er erinnerte mich mehr an einen Schlauch. Zudem war er noch in der Mitte durch ein Regal in zwei Hälften geteilt. Mit Lebensmitteln vollgestopfte Regale befanden sich auch an den Wänden.
    Eine Theke mit Frischwaren war am Ende des Ladens quer aufgebaut worden. Nicht in der gesamten Breitseite, denn neben der Theke befand sich eine Tür, die Glenda und ich ansteuerten. Ich hatte Glenda den Vortritt gelassen. Sie klopfte, dann traten wir über die Schwelle.
    Die Frau saß an einem kleinen Tisch. Sie sah uns kommen. Ich wußte sofort, daß sie geweint hatte, denn rote Flecken umgaben ihre Augen.
    Mrs. de Baker war höchstens vierzig; sie war schlank und hatte mittellanges, dunkelblondes Haar. Naturlocken rahmten die traurigen Wangen, den blassen Mund und die müden Augen ein.
    Man sah es Mrs. de Baker an, daß sie Sorgen hatte. Ihr Lächeln zur Begrüßung wirkte aufgesetzt und freudlos.
    Ich hatte einen Hocker entdeckt, den ich mir an den Tisch holte und meinen Platz fand.
    Auch Glenda hatte sich gesetzt. Ein schmaler Stuhl war noch frei für Mel de Baker.
    »Es wird am besten sein, wenn Ihnen mein Mann alles erzählt«, sagte Carrie. »Ich bin nicht dazu in der Lage. Der Schock steckt mir noch tief in den Knochen, und ich muß immer wieder über diesen Horror nachdenken. Ich habe den Eindruck, inmitten eines anderen Lebens zu stehen. Daß ein Film Wirklichkeit geworden ist oder man mich in einen schrecklichen Kinofilm einfach hineingezerrt hat.« Sie unterstrich die Worte mit entsprechenden Handbewegungen.
    Mel de Baker kam. »So, es ist alles in Ordnung«, sagte er und nahm ebenfalls Platz. »Hier ist es ungemütlich. Wenn Sie wollen, dann können wir auch hoch in unsere Wohnung gehen, wo man sicherlich bequemer sitzt.«
    »Nein, nein, lassen Sie mal«, sagte ich. »Hier geht es ja nicht um ein gemütliches Beisammensein.«
    »Da haben Sie recht.« De Baker räusperte sich. »Dann werde ich mal beginnen, und zwar fange ich mit dem Tod unseres Sohnes an, der ein knappes halbes Jahr zurückliegt.«
    »Wie alt war Ihr Sohn, als er starb?« fragte ich.
    »Jetzt wäre er achtzehn.«
    »Dann ist er mit siebzehn gestorben?«
    »Ja, genau sieben Tage vor seinem Geburtstag hat er sich vom Dach gestürzt.«
    »Selbstmord also?«
    De Baker schaute mich so intensiv an, daß ich Zweifel an meiner eigenen Frage bekam. Ich wollte ihn auch nicht weiter stören und wartete darauf, daß er anfing zu reden. Nicht nur er sprach. Auch seine Frau mischte sich hin und wieder ein, wenn de Baker etwas vergessen hatte. Sie redete sehr schnell und intensiv. Unterstrich ihre Worte auch mit Handbewegungen und nickte uns häufig zu.
    Ich stellte zunächst keine Fragen. Nur Glenda wollte hin und wieder mehr Details wissen. Immer wenn sie eine entsprechende Antwort bekam, schaute sie mich an, als wollte sie mich darauf hinweisen, nur nichts zu vergessen.
    Das Ehepaar war nervös. Durch die Erzählungen wurden sie wieder aufgeputscht. So manches Mal wischte sich die Frau verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln.
    Zwischendurch tranken die de Bakers Milch. Glenda und ich verzichteten auf ein Getränk, und es war Mel de Baker, der schließlich nickte und auf seine Hände schaute.
    »Jetzt wissen Sie alles«, sagte er. »Mehr können wir Ihnen beim besten Willen nicht sagen – oder?« Er schaute seine Frau an und wartete auf eine Reaktion.
    Carrie nickte nur.
    Ich hatte sehr interessiert zugehört und eine haarsträubende Horrorgeschichte erfahren. Ob sie stimmte, das wußten nur die beiden de Bakers. Aber sie gehörten nicht zu den Menschen, die aufschnitten und sich wichtig machen wollten. Man konnte ihnen vertrauen. Es waren normale Leute, die urplötzlich in den Strudel grauenhafter Ereignisse hineingerissen worden waren.
    Glenda stieß so auffällig unauffällig gegen mein Bein, daß ich sofort wußte, was sie wollte, deshalb tat ich ihr den Gefallen, die erste Frage zu stellen. »Wir haben jetzt alles erfahren, Mrs. und Mr. de Baker. Es muß sich auch bei uns erst setzen. Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn
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