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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers
Autoren: Tatjana Stöckler
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nächsten Tage zur Welt kommen. Hier kann ich nicht bleiben, denn die Mädchen werden tratschen, dass ich verschwunden war und, als ich wiederkam, das Anwesen des Apothekers abbrannte. Es wird nicht lange dauern, dass ich dafür verantwortlich gemacht werde. Und wie soll ich mich gegen den Vorwurf wehren?«
    »Dann komm mit mir«, sagte er.
    Genau auf diese Worte hatte Elße gehofft, so sehr gehofft, dass sie in Tränen ausbrach. Sie drückte den Jungen so fest, dass er seufzte.
    »Nicht mehr weinen«, murmelte er, wobei ihm weiter das Wasser aus den Augen floss.
    Darüber musste Elße lachen, was aber mit dem gleichzeitigen Schluchzen zu einem seltsamen Glucksen geriet, worüber sie wieder lachen musste. »Ja, das wünsche ich mir«, brachte sie schließlich heraus. »Wenn du mich willst.«
    Frank streckte die Hand aus, als wolle er sie berühren, hielt jedoch kurz vorher inne. »Doch, das will ich«, sagte er leise. Er nickte und vollendete die Bewegung, indem er dem Jungen auf die Schulter schlug. »Auf, Wendelin. Pack die Bündel in die Kutsche und setze dich auf den Bock. Wir reisen ab.«
    Als ob er nie Seelenschmerz empfunden hätte, sprang der Junge auf und strahlte Frank mit seinen zerbrochenen Zähnen an. »Abreisen? Eine richtige Reise? Mit der Kutsche?«
    Er rannte so schnell los, dass er nach drei Schritten stolperte und sich mit beiden Armen abfing. Ungeschickt packte er ein längliches Paket, das nichts anderes als das Schwert enthalten konnte, und bugsierte es nach mehreren Versuchen, bei denen es in der engen Tür hängenblieb, in die Kutsche. Den Korb nahm er Frank aus den Händen und warf alles, was noch neben den Rädern gestapelt lag, hinein, bevor er auf den Kutschbock kletterte.
    Frank sah ihm schmunzelnd zu, dann richtete sich sein Blick wieder auf Elße. Er sah sie so intensiv an, dass es ihr innerlich warm wurde. Seine Hand, die er ihr entgegenstreckte, übersah sie dabei beinahe. »Ich werde gut für dich und dein Kind sorgen«, sagte er, während er ihr aufhalf und sie zur Kutsche geleitete. Es gab nichts auf der Welt, was sie lieber gehört hätte.
    ---
    Hilde Weinzier richtete große, erstaunte Augen auf Luzias Leib, als ob sie nie im Leben damit gerechnet hätte, dass jemand wie die Gattin ihres Kollegen schwanger werden könnte. Schnell fing sie sich und fasste Luzias Ellbogen, als ob sie eine Porzellanpuppe nehmen wollte. »Ach, wie wunderschön! Frau Luzia, ich wusste ja gar nicht … Es ist das Erste, nicht wahr? Nun, nach einem guten Jahr Ehe darf man ja damit rechnen. Wie fühlst du dich denn? Geht es dir gut?«
    Hatten die drei Wochen seit ihrer letzten Begegnung denn so viel an Luzias Figur verändert? Anscheinend schon, wenn es Hilde so auffiel. Vielleicht lag es aber auch an Alheits strengen Vorschriften, denen Luzia sich gezwungenermaßen beugte: Kein geschnürtes Mieder, lose fallende Röcke, dafür aber die Haare streng unter der Haube nach hinten gebunden. Auch Magdalene achtete darauf, dass nicht eine Locke sich hervorstahl. Aberglaube, hatte Lukas das genannt, doch die versammelten Frauen in seinem Haus waren sich einig, dass man kein Risiko eingehen sollte.
    Luzia war froh, dass Magdalene sich nicht hatte überreden lassen, den Besuch bei Weinziers mitzumachen, obwohl doch auch ihre Belange angesprochen werden sollten. In allererster Linie jedoch wollte Luzia die Anliegen ihres Gatten vertreten. Dem kam entgegen, dass Weinzier anscheinend überhaupt nicht mehr wusste, wie sie sich im Streit getrennt hatten.
    »Schrecklich«, wechselte Hilde schon wieder das Thema, »dass du den fürchterlichen Brand mitansehen musstest, in deinem Zustand! Ich wäre ja vor Angst im Boden versunken, dass auch das Dach über meinem Kopf zu brennen beginnt!«
    »Es ist ja weit genug entfernt und der Wind …«, begann Luzia, wurde jedoch sofort von Hilde unterbrochen.
    »Und all die Weiber, die auf einmal vor deiner Tür standen! Sag, fürchtest du dich denn nicht vor denen? Man weiß ja, dass sie nicht im besten Ruf stehen, und wer sagt dir, dass nicht einige oder gar alle mit den Räubern im Bunde stehen?«
    »Wäre eine von ihnen ein Räuber-Liebchen, dann hätten die Halunken sie doch nicht hilflos verbrennen lassen!« Dieser Einwand von Lukas rettete Luzia vor einer langatmigen Erklärung.
    Theodor Weinzier ließ sich nicht von seiner Gemahlin unterbrechen, so erregt sie auch gestikulierte. »Meine Hochachtung, Herr Kollege, man berichtet, Ihr hättet alle Frauen aus dem brennenden Haus
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