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Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Anna Kien
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oberhalb des Nadelwaldes.
    Das Rudel zog sich hierhin zum Fressen, Ruhen und Schlafen zurück. Es bestand zur Zeit aus insgesamt elf Familienmitgliedern: Die Anführer waren ihre beiden Eltern, zudem gab es noch ihren Bruder aus dem ersten Wurf, der genau wie sie selbst das Rudel wohl bald verlassen würde, um ein eigenes zu gründen oder sich anderen männlichen Einzelgängern anzuschließen, was ein weiterer Bruder aus diesem Wurf schon getan hatte. Dann eine Schwester und drei Brüder aus dem zweiten Wurf der Eltern und die neuesten Mitglieder: zwei weitere Schwestern und ein Bruder, die von der Mutter noch gesäugt werden mussten.
    Alle lagen sie dicht beieinander und atmeten ruhig. Ihr Fell schimmerte im Licht der hereinfallenden Sonne. Bei allen Rudelmitgliedern waren Rücken, Rute und Ohren überwiegend hellgrau, der Rest des Körpers weiß.
    Auch das Fell der Wölfin war größtenteils weiß und hellgrau. Ihr Rücken jedoch war hellrot. Das rote Fell zog sich vom Kopf über den gesamten Rücken bis auf einen großen Teil der Rute. Ihr Vater hatte einen kleinen rötlichen Streifen an seiner linken Flanke. Ansonsten war er jedoch genau so grau und weiß wie die ganze Familie und der rote Rücken der Wölfin irritierte ihn. Sie waren schon anderen Wölfen begegnet. Manche waren weißer als sie, manche hatten ein dunkelgraues Fell auf dem Rücken. Einen anderen Wolf mit rotem Fell hatten sie jedoch noch nie gesehen.
    Ihr Vater schien sie aus diesem Grund nie wirklich akzeptiert zu haben, auch wenn sie wie alle anderen mit dem Rudel jagte, fraß, spielte und schlief.
    Ihre Brüder zogen sie auf, indem sie sie mit den kleinen rötlichen Schleichern mit der spitzen Nase und dem buschigen Schwanz verglichen, die man ab und zu durch die Wälder huschen sah. Ihre Mutter glaubte, dass sie es schwer haben würde, einen Partner für die Rudelgründung zu finden. Rot war keine Färbung für einen Wolf und ein Hindernis bei der Jagd. Bisher hatte sie allerdings nie Probleme bei der Jagd verursacht. Im Gegenteil, sie war schnell und schlau und erahnte die Fluchtrichtung der Beute meist besser als ihre Brüder. Dennoch wusste sie, dass ihre Mutter recht hatte. Es würde schwer sein, einen Partner zu finden.
    Die Wölfin senkte den Kopf wieder. Die Anspannung war aus ihrem Körper gewichen. Sie rollte sich ein und schloss die Augen.
    Beim nächsten Sonnenaufgang konnte Pinaa es immer noch kaum glauben. Eine Wölfin. Hatte sie tatsächlich eine Wölfin als Begleiterin beschworen? Wie sollte das gehen? Oder waren die Bilder nur die Vorstellungen aus ihrem Kopf gewesen?
    Aber sie war ganz früh heute noch einmal hinten in der Höhle gewesen und hatte das Bild der Wölfin betrachtet. Es war perfekt gezeichnet. Sie hatte zwar vorher erkennbare Tiere zeichnen können, aber niemals so klar. Zudem hatte sie nie vorher einen Wolf gemalt. In der Erde hatte sie sich vor allem an Vögeln versucht und an Rehen.
    Jetzt saß sie draußen vor dem Lager auf einem kleinen Felsen, ließ die Beine baumeln und dachte nach.
    Die häufigsten magischen Begleiter, von denen sie gehört hatten, waren Raben. Auch Kittoo, der Beschwörer ihrer Sippe, hatte einen Raben als Begleiter gehabt, der jedoch eines Tages nicht mehr zurück gekehrt war.
    Man hatte auch von anderen Vögeln als Begleiter gehört, sogar von einem Falken. Kinder einer anderen Sippe hatten ihr einmal erzählt, dass ihr Beschwörer einen Hasen zum Begleiter hatte, das hatte Pinaa jedoch nicht geglaubt. Wie sollte ein Hase ein guter Begleiter sein? Er war feige und zu nichts nutze. Außerdem würde die Sippe ihn aufessen, wenn es nichts anderes gäbe.
    Also Vögel. Vielleicht ein Hase. Aber niemals ein wilder Wolf. Der Beschwörer trug ein Wolfsfell und Wolfszähne an einer Kette um den Hals, wenn sie auf die Jagd gingen. Das verlieh ihm Kraft und Mut des Wolfes. Kittoo hatte behauptet, dass dieser Wolf eines Tages freiwillig zu ihm gekommen sei, um seine Stärke an ihn weiterzugeben. Er sei für ihn und die Sippe gestorben. Nun das rückte zwar die Wölfe in ein besseres Licht als sonst, Pinaa ahnte aber, dass es nicht wahr war. Sie hatte den toten Wolf gesehen. Er hatte einen tiefen blutigen Einschnitt an seinem hinteren Lauf, einmal rundherum. Für Pinaa sah es aus, als ob er in eine der Schlingfallen geraten sei, die die Männer manchmal auslegten, eigentlich um Hasen zu fangen.
    Sie seufzte und atmete tief die noch kühle Luft ein. Ihr Blick schweifte über die grüne
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