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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
Autoren: V.C. Andrews
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mir immer gut gehen, Summer, also mach dir keine Sorgen. Er passt so genau auf, dass er weiß, wie viel Atemzüge ich in der Minute mache«, sagte sie.
    Das war keine Übertreibung. Daddy sah oft aus, als wäre er ein Arzt, der sie untersuchte, ihre Bewegungen beobachtete, ihre Augen eingehend betrachtete, ihre Stimme genau anhörte. Seine Hingabe für sie und die Sorge um ihr Wohlergehen waren das größte Zeugnis seiner Liebe für sie, und das tröstete mich. In meinen Augen war niemand so stark und so erfahren in diesen Dingen wie Daddy. In meiner Gegenwart geriet er nie in Panik. Er war immer Herr der Lage wie an dem Tag, als er Tante Alison das Leben rettete. Niemand meisterte eine Krise besser.
    Ich versuchte zu überlegen, was er noch für Harley tun würde, aber vor allem bemühte ich mich so stark zu sein, wie er es wäre, wenn er hier unten eingesperrt wäre. Wenn ich in Panik geriet, schrie und tobte, konnte ich Harley weniger helfen.
    Ich döste ein paar Minuten und wachte wieder auf, als ich sein Stöhnen hörte, nur war es jetzt von Zähneklappern begleitet.
    »Kalt«, sagte er. »Mama, mir ist kalt.«
    Schnell zog ich ihm den Pullover wieder an und auch die Hose. Dann stöberte ich eine weitere Decke in dem Schrankkoffer auf und breitete sie über ihm aus. Er zitterte und stöhnte immer noch, deshalb kroch ich unter
die Decken zu ihm und drückte ihn an mich in der Hoffnung, dass meine Wärme diesen schrecklichen Anfall lindern würde. Ich küsste ihn, streichelte ihm das Gesicht und drückte ihn, so fest ich konnte, gegen mich. Anscheinend half das. Sein Zittern ließ nach, und er schlief wieder ein.
    Aber was war los mit ihm, fragte ich mich. Warum wechselte er so schnell von heiß zu kalt und wieder zu heiß? Hatte er eine schreckliche Grippe, oder hatte es etwas mit dem zu tun, was er gegessen hatte? Ich hatte ein wenig von dem Brötchen gegessen, aber mir ging es nicht schlecht.
    Ich schlüpfte aus dem Bett und kehrte zur Treppe zurück. An der Tür begann ich zu betteln.
    »Bitte helft uns. Harley ist sehr krank. Er hat hohes Fieber, und ich habe Angst. Wir müssen ihn zum Arzt bringen und ihm Medizin besorgen. Bitte«, flehte ich.
    Ich wartete und lauschte, und plötzlich hörte ich Suzes Sprechgesang. Es hörte sich an, als befände sie sich direkt auf der anderen Seite der Tür.
    »Hilfe!«, schrie ich. Mit der flachen Hand schlug ich gegen die Tür, bis meine Hand rot wurde und stach.
    Ihr Sprechgesang wurde immer lauter, als ich meine eigene Stimme erhob, um um Hilfe zu schreien. Dann musste ich schnell zurückspringen, weil ein schwarzer flüssiger Schleim durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Boden quoll. Immer mehr davon floss hindurch.
    »Hört auf!«, rief ich. »Hört auf damit. Helft uns. Ihr
bekommt große Schwierigkeiten, wenn ihr das nicht tut. Unsere Eltern wissen, wo wir sind. Sie werden nach uns suchen«, rief ich in der Hoffnung, sie zu bluffen. Ich wartete. Nichts geschah. Die Tür blieb verschlossen. »Helft uns! Bitte! Harley geht es nicht gut! Er hat Schwierigkeiten beim Atmen. Er könnte sterben!«
    Der Sprechgesang brach ab, die dunkle Flüssigkeit hörte auf zu fließen.Voller Hoffnung hielt ich die Luft an, aber die Minuten verrannen, und die Tür war noch immer geschlossen. Ich ballte die Hand zusammen, hämmerte gegen die Tür, schmeichelte und bettelte, bis ich heiser war. Dann zog ich mich in unser Zimmer zurück, setzte mich neben das Bett und sah zu, wie Harley sich im Schlaf wälzte und stöhnte. Sein Fieber schien gesunken zu sein, aber ich legte ihm trotzdem einen nassen kalten Lappen auf die Stirn. Er sah so krank aus, seine Haut nahm die Farbe von altem Zeitungspapier an.
    Die Kuckucksuhr tickte weiter. Da die Anstrengungen und die Anspannung auch mich erschöpft hatten, legte ich den Kopf aufs Bett und schloss die Augen. Binnen weniger Augenblicke war ich eingeschlafen. Ich hatte einen schrecklichen Alptraum über eine Ratte, die durch mein Haar huschte, an meiner Kopfhaut schnupperte und an mir kratzte. Er wurde so lebendig, dass ich mit einem Schrei erwachte.
    Harleys Augen waren weit geöffnet. Er hatte seine Hand auf meinen Kopf gelegt und die Finger bewegt, um mich zu wecken.
    »Harley, wie fühlst du dich?«

    »Tut weh«, sagte er.
    »Was tut weh?«
    »Jeder Muskel in meinem Körper. Mein Hals ist ausgedörrt. Mir ist so übel. Mein Magen krampft sich ständig zusammen.«
    »Ich hole dir etwas Wasser«, sagte ich und lief los.
    Warum schmerzten
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