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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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mögliche, geradeste Heilweg, so gewiß zwischen zwei gegebenen Punkten nur eine einzige gerade Linie möglich ist.« Er verbat sich auch vehement jede Vermischung der Homöopathie mit der von ihm »Allopathie« genannten wissenschaftsbasierten Medizin (§ 52) und schloss dies auch für die Zukunft kategorisch aus: »Jede steht der anderen gerade entgegen und nur wer beide nicht kennt, kann sich dem Wahne hingeben, daß sie sich je einander nähern könnten oder wohl gar sich vereinigen ließen, kann sich gar so lächerlich machen, nach Gefallen der Kranken, bald homöopathisch, bald allopathisch in seinen Kuren zu verfahren; dies ist verbrecherischer Verrat an der göttlichen Homöopathie zu nennen!«
    Was die Auslegung seiner Lehre anging, war Hahnemann nicht gesprächsbereit. Er gestand seinen Anhängern nicht einen Millimeter Interpretationsspielraum zu, sondern verlangte unbedingte Gefolgschaft in jedem Wort. Abweichler hat er zeitlebens verdammt, beschimpft und bekämpft. Nur er selbst durfte seine Lehre erweitern und modifizieren. Auch heute, gut 200 Jahre nach Hahnemanns erster Niederschrift seiner Heilslehre im Jahr 1810, folgen sogenannte klassische Homöopathen der Lehre ihres Meisters, und einige postulieren wie er die Überlegenheit der Homöopathie. Deutliche Worte findet beispielsweise einer der profiliertesten Vertreter seiner Zunft, der griechische Ingenieur und spätere Homöopath Georgos Vithoulkas, in seinem Buch Medizin der Zukunft (Georg Wenderoth Verlag, 1979, S. 169): »Die chemisch-mechanistisch ausgerichtete Allopathie war ein Irrweg der Wissenschaft.« Die Zukunft könne deshalb nur einer Lehre gehören: »Ein neues Zeitalter der Medizin, in der die Homöopathie die Allopathie ablöst, wird zugleich ein neues Zeitalter der Menschheit sein.«
    Der DZVhÄ bezeichnet auf seiner Homepage (Stand 08.03.2012) Vithoulkas als einen »weltweit bekannten Lehrer, dessen SchülerInnen bereits in vielen Ländern der Welt homöopathische Ausbildungsstätten und Kliniken leiten«. Nach Lehraufenthalten in den USA gründete Vithoulkas in Griechenland die »International Academy for Classical Homeopathy« und unterrichtete mit Lehraufträgen an den Universitäten in Kiew und Barcelona. Höchste Weihen erhielt er im Jahr 1996: Für seine »außergewöhnlichen Beiträge zur Wiederbelebung des homöopathischen Wissens und der Unterrichtung von Homöopathen nach den höchsten Standards« bekam er den »Right Livelihood Award« verliehen, besser bekannt als »alternativer Nobelpreis«. In der Laudatio wird davon geschwärmt, dass Vithoulkas »eine fundamentale Kritik der konventionellen allopathischen Medizin« entwirft.
    Nach der reinen homöopathischen Lehre ist es also nur konsequent, wie Dr. Monsellato bei seinem kranken Sohn bis zuletzt auf eine homöopathische Behandlung zu setzen. Das ist eine der Gefahren, vor denen wir warnen möchten: Wer die Homöopathie ernst nimmt, droht erwiesenermaßen nützliche Maßnahmen zu versäumen.
Pragmatisches Verwässern der Hahnemann’schen Lehre
    Ã„rzte, die ihre Patienten grundsätzlich mit wissenschaftsbasierter Medizin behandeln und ihnen nur bei Bagatellerkrankungen oder auf ausdrücklichen Wunsch zu homöopathischen Kügelchen und Tropfen raten, sind also vom Standpunkt Hahnemanns und einiger klassischer Homöopathen aus als Abweichler anzusehen. Von diesen pragmatischen Abweichlern gibt es eine ganze Menge: So bietet einer Umfrage des CGM-Gesundheitsmonitors von 2010 bei 440 Ärzten zufolge etwa jeder zweite niedergelassene Arzt in Deutschland häufig oder gelegentlich Homöopathie an, aber nur die Hälfte dieser Ärzte ist von der Lehre auch überzeugt oder hat gute Erfahrungen damit gemacht. Diese Gelegenheitshomöopathie, auf deren Sympathiewelle so gut wie alle Apotheker sowie etliche Pharmafirmen schwimmen, hätte Hahnemann zu wilden Schimpftiraden gereizt.
    Der DZVhÄ nimmt eine Art Zwischenposition ein: Einerseits bezeichnet etwa Cornelia Bajic, die Erste Vorsitzende des DZVhÄ, in einem Interview im Jahresprogramm des DZVhÄ mit dem Titel Ärztliche Homöopathie 2012 Samuel Hahnemann als den »Meister«, andererseits pochen sie und der Zentralverein auf eine solide medizinische Ausbildung der Homöopathen. So schreibt der Arzt für innere Medizin Ulf Riker,
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