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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin
Autoren: Philippa Gregory
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»Zuerst war er Euer Feind, nun ist er angeblich Euer
Freund. Viele von seiner Art wollen nun in Eurer Nähe sein, nehme ich
an.«
    »Die meisten, die an diesem Hofe weilen. Auch du.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe stets beide bewundert: Euch
und die Königin.«
    »Du liebst sie mehr als mich«, stellte Elisabeth fest.
    Ihre kindische Eifersucht brachte mich zum Lachen, und Lord
Robert, der in unserer Nähe stand, drehte sich lächelnd zu uns um.
»Nein, Prinzessin, sie liebt mich – Ihr hingegen habt mich
immer nur geschmäht und beschuldigt, ihr Spion zu sein.«
    Nun musste auch Elisabeth lachen. »Ja. Aber ich werde nie
vergessen, wie treu du mir im Tower gedient hast. Und dass du mich an
einer wahren Vision hast teilhaben lassen. Als du damals den Rauch der
Scheiterhaufen rochest, war mir klar, dass ich Königin werden muss, um
diesem Land Frieden zu bringen.«
    »Nun, so geschehe es«, sagte ich.
    »Und wie lautet deine Botschaft?«, fragte sie ernst.
    »Können wir nicht in Eurem Privatgemach darüber sprechen? Und
kann ich Jane Dormer mitbringen?«
    »Aber Lord Robert muss auch dabei sein«, bestimmte sie. »Und
John Dee.«
    Ich nickte und folgte ihr durch die Galerie zu ihren Zimmern.
Als die Prinzessin an den Höflingen vorüberschritt, verneigten sich
diese, als ob sie bereits Königin wäre. Lächelnd entsann ich mich eines
gewissen Tages, als sie mit ihrem Schuh in der Hand einhergehumpelt war
und niemand ihr seinen Arm geboten hatte. Nun würden sie ihre Capes vor
ihr im Schlamm ausbreiten, damit sie sich nicht die Füße schmutzig
machte.
    Wir betraten die innere Kammer, und Elisabeth nahm auf einem
Stuhl am Kamin Platz. Sie bedeutete mir, einen Schemel heranzuziehen.
Ich stellte ihn auf die andere Seite des Kamins, nahm Danny auf meine
Knie und lehnte mich an die Holzvertäfelung der Wand. Ich hatte so ein
Gefühl, als ob ich lieber schweigen und lauschen sollte. Die Königin
wollte durch mich in Erfahrung bringen, ob Elisabeth den wahren Glauben
bewahren werde. Ich musste die Wahrheit erfassen, die hinter schönen
Worten verborgen lag. Ich musste durch Elisabeths lächelnde Maske in
ihr Herz blicken.
    Die Tür ging auf, und Jane betrat das Zimmer. Sie machte vor
Elisabeth einen höchst verhaltenen Knicks und blieb stehen. Elisabeth
bedeutete ihr, sich ebenfalls zu setzen.
    »Ich stehe lieber, wenn es Euch recht ist«, erklärte Jane
steif.
    »Ihr habt mir etwas auszurichten«, sagte Elisabeth einleitend.
    »Die Königin hat Hannah und mir aufgetragen, Euch eine Frage
vorzulegen. Die Königin besteht darauf, dass Ihr die lautere Wahrheit
sprecht. Ihr sollt bei Eurer Seele schwören, dass Eure Antwort die
Wahrheit ist und nichts als die Wahrheit.«
    »Und wie lautet die Frage?«
    Danny wand sich auf meinem Schoß, und ich zog ihn enger an
mich, legte seinen kleinen Kopf an meine Wange, sodass ich über ihn
hinweg das bleiche Gesicht der Prinzessin im Auge behalten konnte.
    »Die Königin trug mir auf, Euch zu sagen, dass sie Euch als
Erbin benennt, als einzige rechtmäßige Thronerbin, und dass Ihr ohne
ein Wort des Einspruches Königin von England werdet, wenn Ihr
versprecht, dass Ihr den wahren Glauben hochhalten werdet«, sagte Jane.
    John Dee sog scharf die Luft ein, doch die Prinzessin verhielt
sich absolut ruhig.
    »Und wenn ich dies nicht verspreche?«
    »Dann wird sie einen anderen Erben benennen.«
    »Maria Stuart?«
    »Ich weiß es nicht, und ich werde keine Vermutungen
anstellen«, erwiderte Jane.
    Die Prinzessin nickte. »Muss ich auf die Bibel schwören?«,
fragte sie.
    »Ihr müsst bei Eurer Seele schwören«, erklärte Jane. »Bei
Eurer unsterblichen Seele vor Gott.«
    Es war ein feierlicher Moment. Elisabeth warf Lord Robert
einen Blick zu. Er machte einen Schritt auf sie zu, als wollte er sie
beschützen.
    »Und schwört sie im Gegenzug, mich als Erbin einzusetzen?«
    Jane Dormer nickte. »Wenn Ihr den wahren Glauben bewahrt.«
    Elisabeth atmete tief durch. »Dann werde ich schwören«, sagte
sie schlicht.
    Sie erhob sich. Robert Dudley machte Anstalten, Einspruch zu
erheben, doch sie sah ihn nicht einmal an. Ich hätte mich auch erheben
sollen, doch ich blieb sitzen, die Augen fest auf ihr bleiches Gesicht
geheftet, als wollte ich eine frisch gedruckte Seite lesen, auf der die
Tinte noch nicht trocken war.
    Elisabeth hob die rechte Hand. »Ich schwöre bei meiner
unsterblichen Seele, dass ich diesem Lande den wahren Glauben bewahren
werde«, verkündete sie, wobei ihre Hand
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