Die Hoffnung der Hoelle
und beschloss dann, keine Aufträge mehr anzunehmen, die sich nur darauf bezogen.
Jetzt war sie gespannt und hoffte, dass die Männer noch vor Mitternacht wieder erscheinen würden und sie endlich fahren konnte.
Es passierte nicht.
Dafür geschah etwas anderes.
Bisher war die Nacht nur dunkel gewesen. Nicht mal die Reflektion eines Sterns hatte sie gesehen.
Das änderte sich.
Es war zwar kein Stern, der sich am Himmel zeigte, dafür sah sie etwas anderes. Zwischen dem Erdboden und dem Himmel blitzte ein heller Schimmer auf.
Jane hielt den Atem an. Sie war für einen Moment irritiert und schüttelte den Kopf.
Was war das gewesen? Ein kleines Phänomen und nicht mal weit von ihr entfernt. Ein kurzes Aufflackern, dann war Schluss gewesen. Sie dachte an einen Mann, der eine Taschenlampe eingeschaltet hatte und die Gegend absuchte. Ihr Adrenalinspiegel war schon gestiegen, und jetzt wartete sie darauf, dass sich dieses kleine Phänomen wiederholte.
Das geschah nicht.
Jane entspannte sich wieder. Sie stieß den Atem durch die Nase aus und verlegte sich erneut aufs Warten.
Am Haus hatte sich nichts getan. Natürlich wurde der Eingangsbereich überwacht, aber die Augen der Kameras reichten nicht bis zu ihrem Wagen herüber.
Wann kamen sie? Wann endlich konnte sie die Fotos schießen? Die Kamera lag griffbereit auf dem Nebensitz.
Und wieder war die Helligkeit da. Ein kurzes Aufflackern, dann war sie wieder verschwunden.
Diesmal hatte sie aber mehr gesehen. Auf ihrer Seite war das kleine Phänomen entstanden. Es war nicht der Scheinwerfer eines Autos gewesen, der da für einen Moment aufgestrahlt war. Sie hatte genau die leichte Unruhe gesehen, die dieses Flackern in sich gehabt hatte.
Woher war es gekommen?
Jane hatte keine Ahnung.
Das Flackern sah sie nicht mehr. Es blieb dunkel, doch dann spürte sie so etwas wie einen Stich, denn jetzt hatte sie etwas erkannt.
Da kam jemand …
Er bewegte sich auf ihrer Seite. Er war heller als die Dunkelheit. Aber auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise hell. Das war schon sehr, sehr ungewöhnlich.
Wären es normale Menschen gewesen, dann hätten sie nicht innerlich gebrannt oder geleuchtet, wie auch immer. Das war aber hier der Fall. Plötzlich war sie durcheinander, sah aber die beiden Phänomene immer näher auf sich zukommen.
Jane überlegte, ob sie die Scheinwerfer einschalten sollte. Sie ließ es bleiben, denn sie wollte sich nicht verraten und zum anderen sah sie jetzt auch, wer sich da über den Gehsteig bewegte.
Es war nicht zu fassen.
Sie musste trotzdem lachen, obwohl es zwei Skelette waren, die auf sie zu kamen …
***
Es war eine Situation, die sie im ersten Moment überforderte. Sie wollte es nicht begreifen, konnte es nicht fassen, aber jetzt sah sie es überdeutlich, denn die beiden Gestalten kamen immer näher.
Ich muss etwas tun!, schoss es ihr durch den Kopf.
Aber was?
Während Jane noch nach vorn schaute und nachdachte, schälten sich die Gestalten immer deutlicher hervor, und es gab keinen Zweifel, dass sie zu Jane Collins wollten.
Aber sie sah noch mehr. Hinter ihren knochigen Rücken erkannte sie etwas, das so aussah wie Flügel.
Jane wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Sie wollte keinen näheren Kontakt mit diesen Gestalten haben und deshalb musste sie weg. Ihren Auftrag hatte sie vergessen, jetzt ging es um etwas anderes, möglicherweise um ihr Leben …
***
Raniel war da, auch wenn er noch in der Wand steckte. Und ich hatte das Gefühl, als würde sich ein gewisser Druck von meiner Brust lösen, denn Raniel war jemand, der uns die Augen öffnen konnte.
Er war ein Phänomen. Halb Mensch, halb Engel. Er war mit einem Lichtschwert bewaffnet, und er war einer, der durch die Zeiten wanderte und immer dann eingriff, wenn es sein Gerechtigkeitsgefühl verlangte. Und jetzt zeigte er sich. Es war für ihn ein Auftritt wie auf einer Bühne.
Suko lachte leise, bevor er sagte: »Jetzt wird es spannend!«
»Das kannst du laut sagen«, murmelte ich. »Aber ich glaube auch, dass wir einen Helfer bekommen haben.«
»Das würde uns gut zu Gesicht stehen.«
Raniel hatte sich bisher zurückgehalten. Jetzt war zu sehen, dass er sich einen Ruck gab und aus der Mauer hervor trat.
Dann stand er vor uns.
Er sah aus wie immer. Ein markantes Gesicht, die langen pechschwarzen und leicht gelockten Haare. Dazu der dunkle Umhang, der sein Schwert verdeckte.
Sein Gesichtsausdruck sah eigentlich immer ernst aus. Das hatte sich auch jetzt nicht
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