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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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Köstlich!“
    Nun kam die Reihe an Bruder Paul und Carolyn.
    „Nein!“ schrie Bruder Paul. Das Kind kreischte auf. Sie klammerten sich aneinander – aber die schrecklichen Klauen umfaßten sie beide und trennten Bruder Paul und Carolyn, weil sie auf dem Schleim und Kot unter Satans Fingernägeln abrutschten. Sie wurden auseinandergerissen und hoch in die dampfende Luft gehoben. Die beiden Schlangen glitten an Satans Armen herab, und die gifttriefenden Kiefer öffneten sich weit.
    „Nimm mich! Verschone das Kind!“ rief Bruder Paul.
    Satan zögerte. Beide Schlangen hielten inne, den leisesten Regungen ihres Herrn gehorchend. Das schreckliche, riesige Gesicht rückte dichter an sie heran. „Ihr Preis beträgt zwei Äpfel“, sagte Satan. Und die Viper an Bruder Pauls Seite hob den Eckzahn auf seine Augen hin. Ihre Haut war gefleckt, der andere Zahn verfault, und der Atem stank nach Ammoniak. „Diese hier …“ – der Schlangenkopf fuhr hinab zu Bruder Pauls Lende – „oder diese hier. Such es dir aus.“
    Sein Augenlicht … oder seine Mannbarkeit. Um die Tochter zu retten. Es war noch grausamer von Satan, ihn selbst wählen zu lassen, als ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wie konnte er beides behalten? Aber wenn Organe seines Körpers jemals gesündigt hatten, dann sicherlich nicht seine Augen. Sollte er doch Jesus ähnlicher werden und der sexuellen Begierde verlustig gehen. In der Hölle würde er ohnehin wenig Verwendung dafür haben.
    Als sich diese Entscheidung in ihm herausbildete, schlug die Schlange zu. Die Kiefer umschlossen die Hoden, und die spitzen Zähne drangen in ihn ein wie die Nägel einer Eisernen Jungfrau. Unerträglicher Schmerz durchfuhr Bruder Paul, und er stieß einen Schrei aus. Nicht nur aus Schmerz, sondern auch aus Angst vor dem Verlust.
    Als das Blut aus der offenen Wunde herabtröpfelte, sah er, wie die Klaue Carolyn zurück auf das Gefährt setzte. Sie schluchzte unbeherrscht, weil sie alles genau mitbekommen hatte.
    Lee trat nach vorn, nahm sie bei der Hand, stützte sie und legte ihr den Arm um die Schultern. Das Fünfeck begann, sich zurückzubewegen, fort von Satan, fort aus der Hölle.
    Dann wurde Bruder Paul das letzte Stück zum Maul Satans emporgehoben. Kopfüber fiel er in den höhlengroßen Raum und glitt den schleimigen Schlund hinab in die Eingeweide des Teufels. Nun war er eins mit Satan.
     



 
II
 
Offenbarung Trumpf 21
     
    Wenn man einer lustigen Legende aus der Schöpfungsgeschichte glauben darf, hat Gott Adam und Eva geschaffen, indem Er einen einzigen Hermaphroditen teilte. Als Ergebnis dieser Teilung blieben die Bäuche offen; daher gab Er ihnen beiden eine Schnur aus Ton oder gegerbtem Leder, damit sie sich wieder zunähten. Adam machte, wie es Männerart ist, große, grobe Stiche, mit dem Ergebnis, daß ein Teilseiner Schnur übrigblieb und vorn herabbaumelte. Eva hingegen machte wie alle Frauen kleine, ordentliche Stiche, mit dem Ergebnis, daß sie keinen Faden mehr hatte und einen Schlitz zwischen den Beinen zurückbehielt. Sie bat Adam, ihr sein übriggebliebenes Teil zu geben, damit sie fertig würde, doch er war selbstsüchtig und verweigerte es ihr. Und daher ist er bis heute so geblieben, dieser Unterschied zwischen Männern und Frauen: Die Männer haben diesen kleinen Faden, den sie nicht hergeben wollen – allenfalls leihen sie ihn den Frauen zum kurzfristigen Gebrauch.
     
    Bruder Paul landete … in einem schicken, modernen Büro. „Bitte setzen Sie sich“, sagte die hübsche Sekretärin. „Der Prinz der Dunkelheit wird jeden Moment kommen.“
    Überrascht blickte sich Bruder Paul um. War das das Innenleben von Satan? Was war passiert? Alles befand sich an der richtigen Stelle wie in einem richtigen Büro, angefangen vom elektronischen Stimmenaufzeichner bis zur leisen klassischen Musik aus verborgenen Lautsprechern und zum Hologramm einer hübschen ländlichen Szene an der Wand. Irgend etwas aber stimmte nicht!
    Plötzlich meldeten sich seine Eingeweide. Seit der Flußüberquerung hatte er sich nicht mehr erleichtert. „Bitte, Fräulein … kann ich mal … irgendwo austreten?“
    Die wohlgeformte Frau machte nur eine kurze Geste mit dem Daumen. Dort war ein Schild: Herren. Hätte er sich besser umgesehen, wäre ihm die peinliche Frage erspart geblieben – wenn er auch hätte schwören können, daß das Schild vor einer Minute noch nicht an dieser Stelle gewesen war. Mit grollender Dankbarkeit stieß er die Tür auf und ging
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