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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Feldbettes und hockte sich in die Fensternische. Joe machte kein Licht. Mattotaupa blieb an der Tür stehen, die anderen drei setzten sich nebeneinander auf Joes Bett.
    »Der Schreiberling ist ein Idiot«, schalt Joe. »Ich kann den Arbeitern natürlich nicht alle Versprechungen erfüllen, aber irgend etwas muß geschehen, und zwar sofort. Die Leute müssen einen handgreiflichen Beweis des guten Willens haben. Die rückständigen Löhne kann ich nicht aus meiner Tasche zaubern, Brunnen graben dauert seine Zeit ­ wir können morgen mit dem Suchen nach weiteren Wasservorkommen beginnen, aber seine Zeit braucht das auch. ­ Bier muß her; dafür fehlt dann wieder das Geld. Es muß aber etwas geschehen. Sonst dauert die Ruhe hier keine acht Tage.«
    »Die Konserven sind knapp und miserabel«, stellte Henry fest.
    »Ja, ein anständiges Fressen, das wäre erst mal die Hauptsache.«
    »Büffel jagen!« schlug Red Jim vor. »Wir sind in der Prärie, und es ist Frühling.«
    Joe wandte Jim überrascht den Kopf zu. »Einen guten Gedanken hast du da, einen sehr guten Gedanken! Hätten wir auch früher drauf kommen können. Ein paar Kochkessel voll Büffelfleisch und dampfender Brühe, Das ist’s, was wir brauchen! Aber wo sind Büffel zu finden?«
    »Gib mir den Auftrag, und ich suche sie«, bot Mattotaupa an.
    »Alles in Ordnung du hast den Auftrag, Top! Also, meine Herren, gehen wir jetzt schlafen und stehen wir morgen sehr früh auf. Die Bahn wird gebaut werden!«
    Alle erhoben sich. Harka kam aus seiner Ecke heraus zum Vater herbei. Die beiden Indianer verließen die Kammer als erste. Das Wetter war trocken, und die Nacht versprach lind zu werden.
    »Wir können bei unseren Tieren schlafen«, sagte Mattotaupa.
    Harka begrüßte seinen Grauschimmel, wickelte sich in seine Büffelhautdecke und legte sich zu dem Tier, das sich im Gras niedergelassen hatte. Ehe er die Augen schloß, schaute er hinüber zu der Grube, in die man die Toten alle zusammen hineingeworfen hatte. Zwei Arbeiter standen noch bei dem Grab, darunter auch der junge barfüßige mit dem hellen Haar. Die beiden Gestalten zeichneten sich im Umriß gegen den Nachthimmel ab. Harka hätte den jungen Menschen gern noch manches gefragt, aber er wußte, daß der Vater ihm das nicht erlauben würde. So schaute er nur hinüber und dachte daran, daß er am nächsten Morgen mit dem Vater nach Büffeln kundschaften sollte.
    Harka wurde nun vierzehn Jahre. Das war das Alter, in dem ein junger Indianer mit den Männern zusammen an den Büffeljagden teilzunehmen begann. Harka, von den weißen Männern Harry genannt, würde Büffel erlegen. Aber diese Büffel, die er erlegte, würden nicht von Frauen und Mädchen für ein heimisches Zelt zubereitet werden. Harry würde schießen, und fremde Männer würden braten und essen, und noch hatte niemand entschieden, was mit den wertvollen Fellen geschehen sollte. Vielleicht erhielten die Jäger nicht einmal diese.
    Harka hatte seit seinem vierten Lebensjahr von seiner ersten großen Büffeljagd geträumt. Er war schon in einer fliehenden Herde geritten, er hatte unter Anleitung des Vaters bereits einen Büffel erlegt. Aber auf seine erste große Jagd freute er sich nicht mehr. Er war nur entschlossen, sich um jeden Preis auszuzeichnen.
    Fünf Tage später brachte Mattotaupa mit Harka und den beiden Panikundschaftern zusammen die Nachricht, daß eine Büffelherde von Südosten her im Anzug sei und sofort alle Vorbereitungen für die Jagd getroffen werden könnten. Es bestehe die Gefahr, daß sowohl die freien Pani als auch die Dakota die Büffel aufs Korn nehmen würden. Daher müsse man schnell handeln.
    Während Mattotaupa mit Jim und Joe beriet, wie man am besten vorgehen würde, sorgte Harka für sein und für des Vaters Pferd. Er führte die Mustangs zum Wasser und ließ sie geduldig saufen; er brachte sie zu dem frischesten Stück Wiese hinaus, das es in der Nähe des Lagers gab, in einer Talsenke zwischen zwei Bodenwellen, in der sich Feuchtigkeit sammelte und das Gras grün und kräftig in die Höhe geschossen war. Hier machte er die Tiere fest und bereitete sich unterdessen selbst auf die Jagd vor. Er aß ein wenig, eine Handvoll Fleisch, und trank einen Schluck Wasser. Dann legte er alle Kleider bis auf den Gürtel ab, salbte sich noch einmal gründlich mit Fett und ordnete seine Waffen. Er wollte nichts mitnehmen als den Bogen, den er von Brennendem Wasser, dem Häuptling der Siksikau, als Geschenk erhalten hatte, dazu
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