Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
tut, das man als unerlaubt einschätzen könnte.
    Obwohl das noch nicht entschieden ist.
    Ich will sagen, ich werde nicht vor Nicky »Schleimscheißer« schreien, wenn sie nur im Haus verschwunden sind, um einen Kaffee zu trinken oder ein bisschen Papierkram zu erledigen. Obwohl das zu dieser nachtschlafenden Zeit ungefähr so wahrscheinlich ist wie die Tatsache, dass ich beschließe, meine Mutter fortan als Vorbild und Inspiration anzusehen.
    Es bleibt nur eines. Ich werde auf eigenen Antrieb herausfinden müssen, was genau sie da machen.
    Ich habe Nickys Schlüssel zu Richards Haus in der Hosentasche, aber ich kann wohl schlecht zur Haustür hereinspazieren, oder?
    Als ich steif aus Arnold klettere, zögere ich einen Moment und sprinte dann bis zum Ende der Straße, schlittere mit meinen abgetragenen, flachen Leinenschuhen über den feuchten Teer an der Ecke und laufe über den engen Trampelpfad, der sich hinter den Häusern an Garagen und Gartentoren vorbeischlängelt. Überall lauern unheimliche Schatten in der Dunkelheit, und mein eigener, keuchender Atem hallt laut in meinen Ohren wider.
    Dabei zähle ich die Häuser und halte vor dem, das meiner Berechnung nach Richards ist. Leider stehe ich vor einem sorgfältig verriegelten Tor.
    Zum Glück ist mein Adrenalinpegel gewaltig gestiegen. Ich gehe ein paar Schritte zurück und stürze dann vorwärts wie Linford Christie in heiliger Mission.
    Einen halben Meter vor dem Tor setze ich zum Sprung an und schaffe es, meinen Oberkörper darüber zu wuchten, wobei ich mir die Kante in den Magen ramme. Einen Moment lang hänge ich dort wie eine Socke, die über dem Rand eines Wäschekorbs baumelt, dann aber gelingt es mir, eine Pobacke ein Stück weiter zu schieben, und indem ich meinen Hintern als Ballast benutze, vertraue ich einfach auf die Schwerkraft, die mich auf die andere Seite zieht. Schnaufend kauere ich dann einige Sekunden lang in der Dunkelheit und bin fest davon überzeugt, dass das Geräusch splitternden, knarrenden Holzes auf meine illegale Anwesenheit aufmerksam gemacht hat, doch im Haus tut sich nichts. Keine Gardine bewegt sich, und keine Lampe geht an, um mich zu erfassen wie die Suchlichter einen Sträfling beim Gefängnisausbruch.
    Ich schleiche mich am Gartenrand entlang Richtung Haus und halte mich dabei im Schatten der Mauer, die Richards Grundstück von dem seines Nachbarn zur Rechten trennt. Jetzt komme ich mir vor wie ein Fassadenkletterer – ein sehr unfähiger allerdings.
    Diesen Eindruck hat anscheinend auch der Yorkshire-Terrier im Garten nebenan, obwohl er eine wesentlich höhere Meinung von meinem Können zu haben scheint als ich. So, wie der kleine Mistkerl reagiert, könnte man meinen, ich wäre gerade aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen und würde nun mit einem Hackbeil, einem verrückten Grinsen und der teuflischen Absicht zu morden und zu verstümmeln durch Chelsea laufen.
    Gerade hüpft er auf der anderen Seite der Mauer entlang, als würde er Pogo tanzen und als hätte er die eigene kleine Vierpfotenmission, die Bewohner von Langham Terrace vor der Wahnsinnigen zu retten, die sich gerade wie ein Sack Kartoffeln über die Gartenpforte katapultiert hat. Es sieht aus, als würde jemand den kleinen Hund in die Luft werfen, ihn auffangen und dann wieder hochschleudern. Und jedes Mal, wenn er über der Mauerkante auftaucht, kläfft er mich an.
    Hüpf, wau. Hüpf, wau. Hüpf, wau.
    Ich zische ihm zu, die Klappe zu halten, was seinen Eifer nur noch verdoppelt.
    Das ist wohl der Punkt, an dem erfahrene Agenten ein präpariertes Kotelett aus der Tasche ziehen, doch ich habe in meiner nichts außer einer halben Rolle Fruchtbonbons und einem zerknülltem Taschentuch.
    Ich würde ihm ja ein Bonbon anbieten, aber das nächste ist ein schwarzes. Also stopfe ich es lieber in meinen eigenen Mund, strecke dem kleinen Kläffer die Zunge raus und versuche, den Laden etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Licht in Richards Wohnzimmer brennt. Von Nicky weiß ich, dass es über die ganze Breite im ersten Stock geht.
    In der Hoffnung, etwas zu finden, worauf ich steigen kann, um die eineinhalb Meter zu überwinden, die mich von dem Fenster trennen, lasse ich meinen Blick durch den Garten schweifen.
    Nichts. Richards Garten ist so sauber und aufgeräumt wie Richard selbst. Der akkurat gemähte Rasen geht von Mauer zu Mauer und wird nur von einem Weg durchschnitten, der sich von einer kleinen Terrasse zu der hinteren Gartenpforte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher