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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Autoren: Tatjana Stöckler
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Flugblatt, das die Marktfrau um toten Fisch wickelt. Zuerst schätzt ein feiner Herr es wert, gibt viel Geld dafür aus, verschlingt das Gedruckte. Dann hat das Papier wenigstens noch den Nutzen, den Einkaufskorb vor den üblen Ausdünstungen zu schützen. Sowie man daheim ist, legt man den Fisch in den Kochtopf und wirft die nasse, stinkende Druckschrift in den Abfall. Dung wird daraus gemacht, vermengt mit Gülle, wertvoll für den Garten, aber niemand würde auch nur einen Kreuzer dafür geben. Genauso gebe ich nicht mehr einen Kreuzer für diesen Körper. Ich warte darauf, dass auch noch der Rest davon zu Dung wird.«
    »Ich könnte Alraune besorgen …«
    »Die Schmerzen lindern? Kindchen! Mein Leben lang begrüßte ich den Schmerz, denn er betäubte das, was Satan in meinen Körper pflanzte. Darunter leide ich, nicht unter den Schmerzen. Jedes Mal, wenn ich helle Haare wie diese sehe, die du so schamlos zur Schau stellst, bohrt Satan seinen Stachel in meine Lenden und überwältigt meinen Geist. Selbst jetzt noch. Nachdem ich feststellte, dass es mir unmöglich war, diese Tortur abzustellen, begann ich, die Ursache zu vernichten. Luzia, du glaubst es mir nicht, aber ich bin ein gerechter, warmherziger Mann und beständig um das Gute im Menschen bemüht. Nur dieses unselige Verlangen brachte mich dazu, Unrecht zu tun. Ich wollte den Anlass beseitigen, meiner Pein ein Ende bereiten. Satan blendete meine Augen und ich sah den Grund in jedem Weib, das dieses Haar zu meiner Verderbnis trug. Dabei lag die Quelle in mir. Der Henker hat sie heute aus mir herausgerissen und ich bin dankbar dafür. Noch immer fühle ich Satans Zähne an mir nagen. Monate dauert es, sagt man mir, bis die Wollust nachlässt. Ich ersehne diesen Zustand. Bis dahin darf ich mich ablenken mit dem Schmerz, der die Strafe für mein Irren ist.«
    Übelkeit hob ihren Magen, als das Stück, was der Henker ihm von seiner Männlichkeit gelassen hatten, anschwoll und sich ihr entgegen reckte. Die Kruste platzte auf und Blut lief in einem dünnen Rinnsal in die ekelerregende Pfütze. Sie riss ihren Blick fort und ihre Stimme war heiser. »Begehren zwischen Mann und Frau ist etwas ganz Natürliches. Wenn Ihr von Satan redet, dann hat er den Gedanken in wahnsinnige Hirne gepflanzt, deren Besitzer uns weismachen, dass man es unterdrücken muss. Gott gab uns Liebe und Leidenschaft und richtete es so, dass Beiwohnung Spaß bereitet. Dafür, dass eine Geburt schmerzhaft ist, hat er gemacht, dass die Mutter den Schmerz gleich danach vergisst. Der Anblick des neuen Lebens bewirkt, dass jeder Gedanke an die Beschwernis von Schwangerschaft und Geburt gleich verschwindet. Das ist es, was Gott gemacht hat. Gott ist barmherzig. Ihr hättet all diesen verknöcherten Moralaposteln die lange Nase drehen und mit einer blonden Frau ein glückliches Leben führen sollen. Nicht Euer Körper trägt die Schuld an dem, was mit Euch passiert, sondern Euer Geist. Der Körper will nur das, wozu Gott ihn schuf!«
    Sein Blick ruckte zu Lukas. »Sagt Magdalene, dass ich sie um Vergebung bitte. Nicht sie war es, die Satan in mein Leben rief, das war ich ganz allein. Sie wollte ich dafür bestrafen, weil ich mich selbst nicht genügend bestrafen konnte. Magdalene ist keine Hexe, nur eine launische, bösartige Zicke, aber keine Hexe. Meine Aufgabe war es, Hexen unschädlich zu machen. Magdalene geriet ungerechtfertigt unter Anklage. Aber die da,« - sein Kopf fuhr herum zu Luzia und sein lodernder Blick ließ sie nicht mehr los - »die ist vielleicht sogar Satan persönlich in einer Verkleidung, die mich ins Verderben reißen soll. Luz – Luzifer – warum kam mir dieser Vergleich nicht früher? Professor, verhärtet Eure Seele vor der Indoktrination dieses Dämons! Ihre Worte werden Euren gelehrten Geist mit ihrer Logik aufweichen und zerstören! Verschließt die Ohren vor diesen Einflüsterungen!«
    Er verkrampfte seinen Körper in dem Bemühen, ihm näher zu kommen, so sehr, dass Peitschenstriemen aufsprangen und Blut heraustropfte. Ein Hustenanfall unterbrach seine Rede und bebte durch seinen Leib. Luzia schüttelte entsetzt den Kopf. »Mein Gott, das ist unbegreiflich! Noß, ich kam nur, um Euch zu sagen, dass Magdalene Euch verziehen hat. Eure Strafe ist viel zu hart, aber gewährleistet zumindest, dass Ihr nie wieder einer Frau das antun können, was Magdalene von Euch erdulden musste. Auch ich verzeihe Euch, weil Euer Verstand krank ist. Es tut mir leid, dass Eure Bestrafung
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