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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Autoren: Tatjana Stöckler
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kann nichts tun, dich zu überreden? Lass mich dich beschützen.«
    »Lukas, ich kann nicht bleiben. Es zerreißt mir das Herz, aber es geht nicht.«
    »Ach, Luzia, so ist es doch gar nicht. Der Volkszorn kocht nicht ständig und verlangt Opfer. Es ist nicht alltäglich! Und du hast selbst erlebt, dass es große Empörung über die Praxis der Folter gab. Wer weiß, Dank deiner Heldentat wird sie vielleicht abgeschafft. Und wenn das, dann auch bald diese Art der Bestrafung. Sollte das geschehen, haben wir dir das zu verdanken.« Magdalene reichte zu ihr herüber und griff nach Luzias Hand.
    »Du willst auf einmal die Abschaffung der Folter? Magdalene, ich hatte den Eindruck, dass du recht befriedigt warst.«
    »Ja, sicher, aber du weißt auch warum. Mir hätte eine minder schwere Strafe für ihn genügt. Es war trotzdem gerecht, keine Frage. Er soll nie wieder einer Frau antun, was er mir tat. Das ist gewährleistet. Von mir aus dürfte er jetzt den Rest seines Lebens in seinem Kloster auf Knien rutschen und beten. Strafe genug ist es schon, ihn von seinem hohen Ross gestoßen zu sehen. Seine Demütigung war mir eine große Befriedigung. Aber jetzt ist es genug. Mehr will ich nicht. Er hat seine Strafe erhalten für das, was er mir antat. Ich denke, auch dir reicht es als Vergeltung. Doch jetzt kommt das unersättliche Ungeheuer der Inquisition, aus dessen Fängen wird er nicht mehr entkommen. Es wird ihn fressen, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Das ist das Ungeheuer, das er selbst nährte und aufpäppelte, das ihm die Hand leckte und das er streichelte. Jeder Bissen für dieses Ungeheuer ist zu viel, doch an diesem Brocken wird es ersticken. Das ist der Grund, warum ich mit Spannung den Ausgang erwarte. Wenn sie Zentgraf Noß verbrennen, verbrennen sie ihre eigene Institution. Und darauf freue ich mich.«
    »Magdalene, hast du nicht die Wäscherin zu überwachen oder Mirabellen einzulegen?« Lukas‘ Stimme klang ungehalten.
    »Mirabellen? Lieber Bruder, wir haben noch nicht einmal Mai! Ah, euer letzter Abend. Nun, ich denke, ich sehe nach der Wäscherin.«
    Lukas nahm Luzia in den Arm, als Magdalene die Tür geschlossen hatte. »Zia, es tut mir leid. Ich dachte, wir hätten mehr Zeit.«
    »Es ist hoffnungslos. Du kannst unmöglich hier fort und ich möchte nicht, dass du deine Forschung vernachlässigst. Dieses Observatorium ist dein Leben. Finde nur so viel über die Sterne heraus wie möglich. Frauen gibt es fast so viele wie Sterne. Wie ich Magdalene einschätze, wird sie dir schon eine suchen.«
    »Frauen wie dich gibt es nur einmal. Sterne gibt es viele, doch von dir weiß ich, es gibt dich nur hier und jetzt. Wenn du mich verlässt, bist du für immer fort.«
    Sie beugte sich zu ihm herüber und küsste ihn, aber er blieb passiv. »Lukas, ich kann nicht hier bleiben. Bis jetzt hat niemand gefragt, wer dein Gast ist, und Trine ist dir viel zu treu, das herumzuerzählen. Irgendwann kommt es heraus. Ich habe die Zeit mit dir unglaublich genossen. Heute ist unser Abschied.«
    Sanft berührte er ihre Wange und sah ihr dabei in die Augen. »Ich wusste nicht, dass es so bald sein muss. Ich hatte etwas arrangiert, aber weiß nicht, ob du willst. Heute, während die Handwerker an den Fenstern sind, wird der Kerkermeister eine Weile fort sein. Für ein paar Kreuzer lässt er uns zu ihm.«
    Luzia presste die Lippen aufeinander und hielt einige Sekunden die Luft an, bis das plötzliche Herzrasen verging. »Ja, ich sagte, dass ich gerne noch einmal mit ihm reden würde. Aber … ich wollte auf gleicher Ebene mit ihm reden, von Mensch zu Mensch, nicht wie Inquisitor und Hexe. Was auch immer er mich fragte, ich antwortete nur, was ich dachte, er wolle es hören. Ich will ihm die Meinung sagen, ihn aufklären, welchem Aberglauben er unterliegt und wie falsch sein Denken ist. Jetzt wäre es doch genau umgekehrt: Er wird gefoltert, hat Schmerzen und leidet, während ich dort hereinkomme wie … Er wird denken, ich wolle ihn noch mehr quälen.«
    »Wenn du nicht willst, lassen wir es einfach bleiben. Ein Bekannter schlug es mir für Magdalene vor, damit sie ihren Seelenfrieden wiederfindet, aber sie hat sich so gut gefangen, dass ich es nicht als notwendig ansehe. Für dich wäre es etwas anderes, weil du dir Vorwürfe machst. Ich sage ganz offen, was ich denke: Du hast Mitleid mit ihm, ganz egal, was er dir und meiner Schwester und hunderten anderer Frauen antat und noch plante. Wenn du ihn jetzt sprichst, wirst du
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