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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Innere. Dort umrundete er ihn noch einmal. Als er diesem Weg der Erdkräfte das erstemal gefolgt war, hatte er ihn in die Kristallhöhle im Herzen des Tors gebracht. Diesmal spürte er, daß ihn der Gesang nach oben führte. Seine Hoffnung erwachte, seine Finger glitten schneller über die Saiten, und er ging mit großen Schritten vorwärts.
    Um so überraschter war er, als er plötzlich vor einem Hindernis stand. Die Melodie brach ab, und um ihn herum wurde es heller. Die Grenze leuchtete kalt und abweisend. Dahinter befand sich ein achteckiger Raum mit kristallenen Spiegeln. Eine Gestalt stand davor. Taliesin machte einen Schritt rückwärts, der Wächter ebenfalls, er ging vorwärts, und der andere kam ihm entgegen. Taliesin zögerte verwirrt, faßte Mut, blickte dem anderen in die Augen und sah, daß er es selbst war, aber gleichzeitig auch nicht.
    Taliesin hatte das schon bei seiner ersten Einweihung erlebt. Das war die Wirklichkeit, die kristallenen Spiegel nur ein Symbol. Er blieb regungslos stehen und wurde ganz ruhig.
    » Weshalb kommst du hierher? «
    »Ich bitte um das geheime Wissen, damit ich dienen kann.«
    » Weshalb? Das hebt dich nicht über andere hinaus. So, wie ein Leben auf das andere folgt, so werden jeder Mann und jede Frau am Ende die Vollkommenheit erreichen. Gib dich nicht der Täuschung hin, daß dich das Vorwärtsgehen von deinen Schwierigkeiten befreien wird. Wenn du die Last des Wissens auf dich nimmst, wird dein Weg noch schwieriger sein. Willst du nicht lieber wie andere darauf warten, daß die Erleuchtung sich so natürlich einstellt wie das Wachsen, Blühen und Reifen aller Dinge? «
    War das seine eigene Stimme?
    Er kannte diese Gedanken. Aber jetzt begriff er, daß er sie nie zuvor richtig verstanden hatte.
    »Das Gesetz verlangt, daß jemandem, der wahrhaft und aufrichtig die Wahrheit sucht, der Zugang zu den Mysterien nicht verwehrt werden darf«, erinnerte er sich und den Wächter. Als der andere nicht weichen wollte, verknüpfte er mit dem Wissen des Priesters das Bewußtsein mit dem Herzen und führte die Kraft zur höchsten Erhebung seines Kopfs. Dort entlockte er ihr den Dreiklang der Ewigkeit.
    »Ich biete mich dem Merlin von Britannien an, damit er durch mich das Land retten kann.«
    » Wisse, daß nur du das Tor öffnen kannst zwischen dem, was außen ist, und dem, was innen ist. Aber bevor du zu ihm gelangst, mußt du dich mir stellen! «
    Taliesin blinzelte, als über seinem Kopf eine blasse Flamme erschien. Auch in den vielen Spiegeln brannte das kalte Licht. Er erschrak vor dem, was er darin sah, denn das Gesicht vor ihm leuchtete in einer beseligenden Schönheit, und er wußte, was er verlieren würde, wenn er an der Absicht festhielt, die ihn hierher geführt hatte.
    »Laß mich vorbei!«
    » Du hast dreimal gefragt, und ich kann es dir nicht verweigern ... Bist du bereit, alles Leid zu ertragen, um der Welt der Menschen das geheime Wissen zu bringen? «
    »Das bin ich ... «
    » Dann soll das Licht deiner Seele dir den Weg weisen! «
    Die Grenze verschwand, das kalte, abweisende Licht verwandelte sich in angenehme Wärme. Taliesin trat vor. Ein funkelndes, schimmerndes Strahlen umgab ihn, als er mit der Gestalt im Spiegel eins wurde.
    Es überraschte ihn nicht, den Weg von neuem versperrt zu finden, als er um die nächste Biegung kam. Diesmal war es eine Lawine aus Steinen und Erde, die sich drohend bewegte, als werde sie ihn im nächsten Augenblick unter sich begraben.
    » Halt! « Der gezischte Befehl löste etwas Geröll. » Du kannst nicht weiter. Die Erde wird dein Feuer bedecken .«
    »Feuer brennt im Herzen der Erde. Sie wird mein Licht nicht löschen.«
    » Dann geh, ohne daß dein Licht seine Helligkeit verliert .«
    Was fest gewesen war, verwandelte sich in Schatten und hob sich wie Rauch hinweg. Taliesin holte tief Luft und ging weiter. Er ging um den Hügel zweimal herum.
    Die kühle Brise, die immer in diesen Gängen wehte, wurde zu einem Sturmwind, der ihn mit sich zu reißen drohte.
    » Halt! Der Wind bläst dein Feuer aus! «
    »Ohne Luft kann keine Flamme leben. Dein Wind nährt nur mein Feuer!«
    Noch während er sprach, flammte über ihm ein großes Licht auf und erlosch, als der Wind sich legte.
    Er ging weiter vorwärts und begann zu zittern, weil die Luft feucht und kalt wurde. Er hörte Wasser mit derselben Hartnäckigkeit tropfen, mit der es die Welt fast überflutet hatte. Im vergangenen Winter hatte er gelernt, den Regen zu fürchten. Die
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