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Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage

Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage

Titel: Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Autoren: Gena Showalter
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des Unterholzes erreicht hatte, blieb er abrupt stehen.
    „Weiter“, befahl sie und schubste ihn abermals.
    Er rührte sich nicht vom Fleck. Drehte sich nicht mal um, um sie anzusehen. „Ich kann nicht. Um diese Lichtung wurde ein Kreis aus Harpyienblut gezeichnet, und die Ketten hindern mich daran weiterzugehen, wenn ich nicht unerträgliche Schmerzen erleiden will.“
    Sie musterte seinen muskulösen, breiten Rücken. „Ich bin doch nicht blöd. Ich werde dir die Ketten bestimmt nicht abnehmen.“ Außerdem wollte sie, dass er gefügig war, wenn sie ihn durch das Camp führte, und nicht etwa einen Fluchtversuchunternähme. Wenn Juliette erst entdeckte, was sie getan hatte, würde sie sie herausfordern. Dann bräuchte Kaia ihre volle Konzentration – Ablenkungen konnte sie sich nicht leisten.
    „Es ist nicht nötig, mir die Ketten abzunehmen.“ Weder sein Ton noch sein Verhalten verrieten seine Gefühle. „Du brauchst nur dein Blut unter das Harpyienblut zu mischen und einen Tropfen davon auf die Ketten zu geben. Dann kannst du mich ohne Probleme über die Grenze führen.“
    Ach ja. Von diesen Blutketten hatte sie schon mal gehört. Durch sie war ein Gefangener in einem Kreis eingesperrt, ganz gleich wie groß oder klein dieser Kreis war. Nur das Blut einer Harpyie konnte die Begrenzung aufheben. Das Blut jeder Harpyie. „Gute Idee. Ich bin froh, dass ich daran gedacht habe.“
    Aufmerksam betrachtete sie das Harpyiencamp. Niemand hatte sie bemerkt, aber Bianka trat nervös von einem Bein aufs andere und sah mit flehendem Blick von Kaia zum Camp und zurück.
    Geschickt schnitt Kaia sich mit dem Dolch in die Handfläche. Den scharfen Schmerz nahm sie kaum wahr. Nachdem sie ihr Blut auf den roten Ring am Boden geträufelt hatte, fuhr sie mit der Wunde über die kühlen Metallglieder zwischen den Handgelenken des Mannes. Als das erledigt war, eilte sie abermals hinter ihn und gab ihm einen Schubs.
    Er stolperte über die Grenze, nur um kurz dahinter stehen zu bleiben. Er schüttelte den Kopf, streckte sich und zog die Schulterblätter zusammen. So fest der nächste Stoß auch war, er bewegte sich keinen Millimeter. Allerdings drehte er sich um und grinste sie an. Noch ehe sie begriff, was vor sich ging, hatte er ihr die Hände um den Hals gelegt und sie hochgehoben.
    Sie riss die Augen auf, als er mit einer Kraft das Leben aus ihr herauswürgte, die absolut unmenschlich war.
    Trotz des Sauerstoffmangels, des Nebels in ihrem Gehirn und der brennenden Kehle, begriff sie plötzlich: Er war gar kein Mensch.
    Auf einmal strahlte er den puren Hass aus, und in seinen dunklen Augen tanzte ein hypnotischer Strudel. „Du dumme Harpyie. Die Ketten kann ich vielleicht nicht sprengen, aber dieser Kreis war das Einzige, das mich davon abgehalten hat, im Camp zu randalieren. Jetzt werdet ihr alle dafür sterben, dass ihr mich derart beleidigt habt.“
    Sterben? Zum Teufel, nein! Du hast einen Dolch. Benutze ihn! Sie versuchte, ihn zu treffen. Doch er lachte nur grausam und schlug ihre Hand fort.
    Im Hintergrund hörte sie Bianka kreischen, hörte die eiligen Schritte, mit denen ihre Schwester näher kam. Nein , versuchte sie zu schreien. Bleib weg von ihm. Dann würgte der Mann sie fester, und ihre Gedanken zerfielen in tausend Stücke.
    Eine schwarze Welle warf sie in ein Meer aus nichts.
    Nein, kein Nichts. Es ertönten Schreie … so viele Schreie … Ein Stöhnen, Grunzen und Knurren. Das Geräusch von Metall, das durch Fleisch glitt. Das Knacken von Knochen, die brachen. Das ekelhafte Geräusch von Flügeln, die ausgerissen wurden. Die albtraumhafte Symphonie dauerte mehrere Stunden an, vielleicht sogar mehrere Tage. Dann verstummte sie endlich.
    „Kaia.“ Sie spürte, wie ihr jemand seine verhornten Hände unter die Oberarme schob und sie schüttelte. „Wach auf. Sofort.“
    Sie kannte diese Stimme … Kaia kämpfte sich den Weg aus dem dunklen Meer empor und öffnete die Augen. Es verstrich ein Moment, ehe sich der dunkle Nebel lichtete und sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Im Mondlicht sah sie, wie sich eine blutgetränkte, düster dreinblickende Tabitha über sie beugte.
    „Sieh nur, was du getan hast, Tochter.“ Noch nie hatte die Stimme ihrer Mutter so hart geklungen – und das wollte etwas heißen.
    Obwohl sie sich am liebsten geweigert hätte, setzte sie sich auf. Sie verzog das Gesicht, als ihr der Schmerz durch den Nacken schoss, ehe er sich im restlichen Körper ausbreitete, undließ
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