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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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Jakobiner in der Nationalversammlung an die Macht geputscht und viele Mitglieder der Opposition verhaften lassen. Doch daraus war auch eine neue Verfassung hervorgegangen, die jedem Mann das Wahlrecht gab! Es war zu schön, um wahr zu sein. Im April war in Paris ein Wohlfahrtsausschuss gegründet worden, der die Regierungsgeschäfte vorübergehend übernahm und Julianne war ganz erpicht darauf zu erfahren, welche Reformen er nun planen und umsetzen würde. Es gab so viele Kriege auf dem Kontinent. Die neue französische Republik wollte ganz Europa die Freiheit bringen. Dafür hatte die Regierung in Paris den Habsburgern im April 1792 den Krieg erklärt. Aber die radikalen Ansichten von Julianne und Tom sowie ihre Begeisterung über Frankreichs neue politische Führung wurden in England nur von wenigen geteilt. Im Februar hatte Großbritannien sich mit Österreich und Preußen verbündet und war in den Krieg gegen Frankreich eingetreten.
    „Miss Greystone.“
    Julianne wollte gerade den Jungen des Mietstalls auf der anderen Straßenseite herbeiwinken, um ihn zu bitten, der alten Stute Wasser zu geben, als sie die strenge Stimme vernahm. Sie zuckte zusammen und wandte sich langsam um.
    Richard Colmes funkelte sie wütend an. „Sie können den Wagen hier nicht abstellen.“
    Sie wusste genau, warum er sich ihr in den Weg stellte. Julianne strich eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht. Auffallend höflich erwiderte sie: „Die Straße ist für alle da, Mr Colmes. Guten Tag, Mr Colmes. Wie geht es Mrs Colmes?“
    Der Hutmacher war ein kleiner, untersetzter Mann mit grauem Backenbart. Seine Perücke war zwar nicht gepudert, dafür aber gut in Schuss, und auch sonst wirkte er von den weißen Strümpfen und den Lederschuhen bis hinauf zu dem bestickten Mantel makellos. „Ich werde Ihre Gesellschaft nicht dulden, Miss Greystone.“
    Julianne hätte ihre Wut am liebsten ausgeschnauft, doch stattdessen lächelte sie ihn reizend an. „Es handelt sich wohl kaum um meine Gesellschaft“, begann sie.
    „Sie haben sie doch gegründet . Ihr Radikalen schmiedet finstere Pläne, um dieses großartige Land zu Fall zu bringen!“, rief er wütend. „Ihr seid doch alle Jakobiner und trefft euch nur, um gleich nebenan hinterhältige Komplotte zu schmieden. Sie sollten sich schämen, Miss Greystone!“
    Julianne blickte ihn streng an. „Dies ist ein freies Land, Sir, und jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Wir können uns auch neben Ihrem Laden treffen, wenn John Fowey uns das erlaubt.“ John Fowey war der Besitzer des Inn.
    „Fowey ist genauso verrückt wie ihr!“, schrie Mr Colmes. „Wir befinden uns im Krieg, Miss Greystone, und Sie und Ihresgleichen unterstützen den Feind. Zweifellos werden Sie die Franzosen mit offenen Armen begrüßen, wenn sie über den Kanal kommen!“
    Julianne reckte das Kinn in die Höhe. „Sie vereinfachen eine sehr komplizierte Angelegenheit auf unzulässige Weise, Sir. Ich unterstütze die Rechte jedes Einzelnen, selbst der Vagabunden, die hier in die Stadt kommen, um sich eine Mahlzeit zu erbetteln. Ja, ich gehöre zu den Unterstützern der Revolution in Frankreich, aber das tut eine große Anzahl unserer Landsleute! Ich befinde mich in guter Gesellschaft mit Thomas Paine, Charles Fox und Lord Byron, um nur einige der herausragenden Köpfe aufzuführen, die erkannt haben, dass die Veränderungen in Frankreich nur zum Wohle der ganzen Menschheit sind. Ich bin eine Radikale, Sir, aber…–“
    Mr Colmes schnitt ihr das Wort ab. „Sie sind eine Verräterin, Miss Greystone, und wenn Sie Ihren Karren nicht selbst von hier wegschaffen, werde ich es für Sie erledigen.“ Er drehte sich um, stapfte in seinen Laden. Dabei knallte er die Tür so fest hinter sich zu, dass die Glasscheibe klirrte und die Glöckchen klingelten.
    Julianne zitterte vor Wut. Ihr wurde übel. Zu gerne hätte sie dem Hutmacher erklärt, dass auch sie ihr Land über alles liebte. Schließlich konnte man Patriot sein und trotzdem die neue Republik in Frankreich unterstützen. Man konnte Patriot sein und gleichzeitig für politische Reformen und gesellschaftliche Veränderungen eintreten, sowohl im eigenen Land als auch anderswo.
    „Komm schon, Millie“, sagte sie zu der betagten Stute. Sie führte das Pferd und den Einspänner über die Straße zu dem Mietstall, doch der Streit ging ihr nicht aus dem Kopf. Mit jeder Woche wurde der Umgang mit den Nachbarn schwieriger und schwieriger, dabei kannte sie alle von
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