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Die Heimkehr des Prinzen

Die Heimkehr des Prinzen

Titel: Die Heimkehr des Prinzen
Autoren: Alyssa Day
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Duft, eine verführerische Mischung aus Salzwasser, einer würzigen Note und Mann. Mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, ihre Nase in seinem Hemd zu vergraben und tief einzuatmen, sich von seiner Wärme einhüllen zu lassen und so der nasskalten, eisigen Luft einer Winternacht in Seattle zu entkommen.
    Die Opale an ihren Fingern trillerten einen bestürzten Ruf, der all ihre Sinne erzittern ließ. Einen einsamen, lockenden Ruf, in dem ihr Hunger, ihr Verlangen widerhallte, die dunkle Seite ihrer Bedürfnisse. Erins Knie gaben unter der Wucht dieser Gefühle fast nach, und die Hand des Kriegers schnellte vor, sie zu stützen.
    Â»Rühr mich nicht an!«, stieß sie hervor, aber es war zu spät, zu spät, zu spät. Der Gesang der Opale schwang sich empor und erhob sich zu einem Crescendo in ihrem Geist, ihrer Seele und in den ausgedörrten Winkeln ihres Herzens. Auf den Spuren der Musik, die die Grenzen ihrer Kontrolle durchbrach, folgte die Wildlingsmagie, brannte sich bis zu ihren Nervenenden durch, funkelte hell und elektrisierend auf ihrer Haut.
    Vens Augen verdunkelten sich, und er unterdrückte einen Fluch, als er seine Hand von ihr zurückriss und sie losließ. Vor seinen Augen ging sie auf die Knie und krallte die Hände um den Kopf, um die verbotene Magie zurückzudrängen. Leise murmelte sie die magischen Worte: »Restrictos, terminos, immediamentos!«
    Schwer atmend zwang sie die Magie nieder. Wie lange noch konnte sie die Wildlingsmagie, die hervordrängte, um ihre Macht durch sie und über sie zu zeigen, noch bändigen?
    Sie blinzelte ein wenig, als ein Schatten über ihre Augenlider fiel. Der Atlanter war neben ihr in die Hocke gegangen und sah ihr ins Gesicht. Jede Spur von Belustigung war nun verschwunden, und sie zuckte unwillkürlich zusammen, als sie seinem harten Blick begegnete. Kultiviertheit war bei ihm nur eine hauchdünne Schicht über der primitiven Ungezähmtheit seiner Kriegerinstinkte.
    Â»Was zum Teufel war das?«, stieß er heiser hervor und starrte sie direkt an, als könne er ihr die Geheimnisse aus den Gesichtszügen ablesen.
    Â»Das war …« Sie brachte die Lügen nicht hervor, die sie sich so oft für genau diesen Fall eingepaukt hatte, und suchte verzweifelt nach Gründen. Eine andere Melodie erklang nun in ihrem Kopf, süßer, tiefer. Wortlose Poesie der Lust. Die Smaragde in ihren Ringen versengten ihr die Haut an den Zeigefingern.
    Der Schock rief sie in die Gegenwart zurück. Die Smaragde? Aber – oh! Seine Augen. Seine Augen.
    Â»Und was ist das? «, fragte sie im Gegenzug und starrte in die blaugrünen Flammen, die in seinen Pupillen tanzten. Vorstellungen von einer Begegnung atlantischer Magie mit der Wildlingsmagie – die Kraft des Wassers und die der Elektrizität, die um Vorherrschaft rangen – huschten ihr durch den Kopf.
    Eine Katastrophe, ein Blitzschlag, Schmerz und Tod.
    Bevor er antworten konnte, war sie schon wieder auf den Beinen und lehnte sich gegen das Auto, wobei sie ihn unablässig fixierte. »Was ist das für ein blaugrünes Licht, das in deinen Augen flackert? Rufen die Atlanter den Wildling an?«
    Er schoss hoch. »Was redest du da? Was für eine blaugrüne Flamme? Was für einen Wildling?« Er hob die Hand, als wollte er sein Gesicht berühren, ließ sie aber wieder sinken und zog scharf den Atem ein, während er die Hände immer wieder zu Fäusten ballte und lockerte.
    Â»Entschuldige mich einen Moment, Erin«, sagte er knapp und ging um ihr Auto herum zur Beifahrerseite. Er riss die Tür auf, glitt auf den Sitz und sah bei der schwachen Innenbeleuchtung in den Spiegel.
    Zitternd trat Erin einen Schritt von dem Wagen zurück, mit der festen Absicht, vor ihm zu verbergen, wie sehr seine Berührung sie erschüttert hatte. Hinter sich hörte sie, wie die Tür wieder zugeknallt wurde, und zwar mit solcher Wucht, dass das Beben des Autos sie fast wieder zu Fall brachte.
    Sie wirbelte herum, um ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, doch was sie sah, kam vollkommen unerwartet. Der Krieger stand mit geschlossenen Augen und gesenktem Haupt da und hämmerte mit der Faust auf ihr Wagendach, einmal, zweimal und noch ein drittes Mal. Dabei schimpfte er leise vor sich hin in einer rollenden Sprache, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gehört hatte. Dann schien er wieder zu sich zu kommen
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