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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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»Einen Moment bitte, lieber Freund.« Er wandte sich an Agnes: »Seid ihr mit der hiesigen Familie von Ecksten verwandt?«
    »Ja. Barthold von Ecksten, der seinen Burgsitz neben dem der gräflichen Familie hat, gegenüber dem des Mindener Domkapitels, ist mein Onkel. Meine Eltern leben aber noch auf unserem Stammhof.«
    Ein Raunen ging durch den Raum.
    Der Priester der Stadtkirche erwiderte deshalb: »Da muss ich meinem Bruder von Rottorf zustimmen. Die Nonne Agnes ist bestens geeignet. Schließlich stammt sie hier aus der Umgebung, kommt also so gut wie aus Rinteln.«
    Der Bürgermeister wollte sich noch nicht geschlagen geben. Er war schließlich der Herr der Bürgerschaft hier und wollte sich nicht so leicht von irgendwelchen Pfaffen das Zepter aus der Hand nehmen lassen. So blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: »Ich werde auf der Stelle eine Nachricht an Graf Otto 5 schicken.«
    »Sicher, das ist auch wichtig«, unkte Johannes vom Domhof, »bis der die Nachricht bekommt, vergehen einige Tage, wenn nicht sogar Wochen. Da könnt ihr auch gleich dem Papst und dem Kaiser Bescheid geben.«
    Der Bürgermeister warf dem Verwalter des Stiftshofes von Möllenbeck einen bissigen Blick zu. Warum musste der Kerl sich jetzt auch noch einmischen!
    Der Domdekan ergänzte lächelnd: »Bitte denkt auch daran, dass der Bruder des Grafen selbst Bischof in Minden war 6 . Und dass seine Stieftochter gerade erst Äbtissin in Möllenbeck 7 geworden ist. Ward ihr da jeweils auch so ablehnend?«
    Grimmig blickte Jaspar Prutze in die Runde. Er musste sich nun wohl oder übel geschlagen geben. »Gut. Aber ich unterrichte die Gräfin 8 .«
    Dem hatte keiner der Anwesenden etwas hinzuzufügen. Alle nickten zustimmend. Endlich konnte man zum eigentlichen Grund der Versammlung kommen: der Suche nach Kuniberts Mörder. Aber weit gefehlt. Der Bürgermeister konnte die unerwünschte Einmischung doch noch immer nicht ganz akzeptieren.
    »Woher wisst ihr eigentlich, was passiert ist? Ihr dient doch in Minden.«
    Rottorf ließ sich einen Augenblick Zeit, bevor er antwortete. »Ich wollte meinen Vater beehren und kam deshalb gestern Abend hier an. Heute Morgen besuchte ich meinen hochgeschätzten Freund Johannes im Stadthof des Stiftes Möllenbeck. Und als ich von ihm hörte, dass sich Agnes schon um Maria gekümmert hat und sozusagen nebenan lebt, kamen wir überein, sie zu holen.«
    Der Bürgermeister fuhr sich nervös durch seinen Bart. Dieser Bischof und seine Leute waren ihm zuwider. Die sollten lieber auf ihrem Gebiet bleiben und sich nicht ungefragt in die Angelegenheiten anderer einmischen. Ohne die Gründung Rintelns hätten sich die Mindener Bischöfe doch noch weiter im Wesertal ausgebreitet. Zum Glück war die Kirche zu Ecksten schon dem Jakobskloster übertragen worden. Jetzt sollten sie am besten auch die Herrschaft über das Kloster in Möllenbeck abgeben. Kirchliches Oberhaupt konnte der Bischof seinetwegen ruhig bleiben, aber aus den weltlichen Angelegenheiten sollte er sich gefälligst heraushalten.
    »Na gut. Bis auf Weiteres sind die Herren von Rottorf und von Engern verantwortlich. Sie können beauftragen, wen sie wollen.«
    Ulrich von Engern hatte bei der Nennung seines Namens den Kopf erhoben und war vorgetreten. »Ich nehme das selbst in die Hand. Ich liebe meine Nichte Maria wie meine eigene Tochter. Ich empfinde es als Verpflichtung, den Mörder zu finden.«
    »Nun gut«, ergänzt der Domdekan, »auch wenn ich es als ungeschickt empfinde, wenn ein Familienmitglied dabei ist. Nicht selten trüben persönliche Empfindungen den klaren Blick für die Wahrheit.«
    Deutlich hörte man das leise Knurren seines Gegenübers.
    »Ich lege die Suche auf jeden Fall in die bewährten Hände unserer Agnes von Ecksten. Sie benötigt natürlich für ihre Nachforschungen freien Zugang überall hier in Rinteln. Das versteht sich doch. Oder?«
    Aus der Runde kam allgemeine Zustimmung.
    »Werte Herren?« Alle blickten erstaunt auf Agnes. Schüchtern hatte sie ihre Hand gehoben. »Ich habe noch einen ...« Nervös zupfte sie an ihrem Tuch herum, »... einen Wunsch. Bitte haltet mich nicht für unverschämt, aber ich hätte gern ... mmh ... Ludolf dabei.« Ihre Stimme war immer leiser geworden. Verlegen schaute sie zu Boden.
    Der Bürgermeister riss überrascht die Augen auf. »Wen? Ludolf? Wer ist das denn schon wieder?«
    »Mein Sohn«, warf Johannes vom Domhof rasch ein.
    Von Rottorf ergänzte: »In Minden hat Ludolf mit Agnes
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