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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition)
Autoren: Jennifer Brown
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im Bauch von dem vielen Fett.
    »Machst du Witze?«, antwortete Jessica und warf sichnoch einen Käsecracker in den Mund. »Die Idee ist super! Und wir haben es fast geschafft. Mach jetzt bloß keinen Rückzieher.«
    »Ich überlege nur, ob es den Leuten nicht mehr wehtut, als dass es ihnen hilft. Ich denk drüber   –«
    »Du denkst drüber nach, dass es dir Angst macht, zu Christy Bruter zu gehen. Das kann ich gut verstehen, Val, aber wir gehen trotzdem hin.«
    »Aber sie war schließlich der Grund, wegen ihr hat alles angefangen. Mein MP 3-Player   …«
    »Sie war überhaupt nicht der Grund. Nick war der Grund. Meinetwegen auch das Schicksal oder irgendwas in der Art. Ist auch egal. Wir ziehen das jedenfalls durch.«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie knüllte die Crackerpackung zusammen und warf sie auf den Rücksitz. Dann drehte sie den Schlüssel im Zündschloss und das Auto sprang an. »Aber ich weiß es. Wir gehen da hin«, sagte sie und fuhr los. Ich hatte keine Wahl.
    »Es tut nur manchmal weh«, sagte Christy, die zwischen ihren Eltern auf der Couch saß. Sie sah nur Jessica an, wenn sie redete. Das nahm ich ihr nicht übel. Mir selbst fiel es auch schwer, sie anzuschauen. »Eigentlich ist wehtun auch der falsche Ausdruck. Inzwischen fühlt es sich nur noch verquer an. Als wäre mein ganzer Körper irgendwie aus den Fugen. Am schlimmsten finde ich ehrlich gesagt, dass ich nicht mehr Softball spielen kann. Dabei hatte ich schon die Zusage für ein Sportstipendium. Außerdem hat mein Dad immer mit mir trainiert und jetzt   …«
    Ihr Vater unterbrach sie und umklammerte ihr Kniefest mit der Hand. »Jetzt ist ihr Dad froh, dass er all die Jahre mit ihr trainieren konnte«, sagte er. »Jetzt ist er froh, dass er eine Tochter hat, die lebt und aufs College gehen kann.«
    Christys Mutter murmelte etwas, das ein bisschen wie »Amen« klang, und tupfte sich mit dem Finger die Augenwinkel. Mrs Bruter hatte kaum etwas gesagt, seit Jessica und ich hier angekommen waren. Sie saß neben Christy, tätschelte ihr das Knie oder nickte zu dem, was Christy sagte, und hatte die ganze Zeit über ein zittriges, ziemlich unüberzeugendes Lächeln im Gesicht. Als Christys Dad meinte, er hätte sich in seinen Gebeten eine Tochter gewünscht, die glücklich wäre und lange leben würde, und nicht eine, die Softball spielen könnte, nickte sie.
    »Machst du   …«, entfuhr es mir, aber dann kam ich ins Stolpern und wusste nicht mehr, was ich genau hatte fragen wollen.
Machst du mich für alles verantwortlich?
, wollte ich fragen.
Hasst du mich jetzt noch mehr als vorher? Wünschst du dir, Nick hätte mich umgebracht? Komme ich in deinen Albträumen vor?
Mein Mund öffnete sich und schloss sich wieder. Ich schluckte.
    Mr Bruter musste mein Unbehagen gespürt haben, denn er lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und blickte mir direkt in die Augen.
    »Wir haben gelernt zu vergeben, seit das alles passiert ist«, sagte er. »Wir haben kein Interesse daran, dass irgendein anderer wegen dieser Tragödie leiden muss. Überhaupt niemand.«
    Christy starrte auf die Hände in ihrem Schoß. Jessica bewegte sich leicht zu mir herüber.
    »Es gibt Helden, die für ihre Schule gestorben sind«,sagte Mr Bruter leise. »Und Helden, die beinahe für ihre Schule gestorben wären. Und dann gibt es noch Helden, die dem Schießen ein Ende gesetzt haben. Die die Notrufnummer gewählt haben, als Christy zu Boden gegangen ist. Die ihr den Bauch gehalten haben, um die Blutung zu stillen. Helden, die   … die Menschen verloren haben, die sie liebten. Wir würdigen alle Helden dieser Schule.«
    Jessica streckte die Hand aus und berührte mich am Arm. Ich fühlte mich gehalten. Ich fühlte mich – Himmel, wie war das nur passiert? – stolz.
    Als ich völlig erschöpft nach Hause kam, saßen Mom und Mel zusammen auf dem Sofa vor dem Fernseher.
    »Es ist spät geworden«, sagte Mom, eingehüllt in Mels Umarmung. Sie hatte die Füße auf die Sofalehne gelegt und schien sich rundum wohlzufühlen. Sie strahlte ein Behagen aus, das ich noch nie an ihr gesehen hatte, nicht einmal zu den Zeiten, als Dad sie noch im Arm gehalten hatte. »Ich hab mir langsam Sorgen gemacht.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Das Projekt muss eben vor der Abschlussfeier fertig werden.«
    »Habt ihr es denn geschafft?«, wollte Mel wissen. Überrascht stellte ich fest, dass mir seine Frage nichts ausmachte. Alles in allem war Mel ziemlich okay. Und wegen ihm lächelte
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