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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern
Autoren: Leif Davidsen
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kleinen, teuren Klacken zu. Toftlund sah dem Auto hinterher, das die kleine Straße hinunterfuhr, den Platz mit dem Kreisverkehr überquerte und hinter dem kleinen Hügel verschwand. Er ging zu Lise zurück, die vor dem Haus stand und das Baby wiegte.
    »Ein feiner Kerl«, sagte sie.
    »Ja. Ein feiner Kerl.«
    »Was meinst du damit?« fragte sie.
    »Ach, nichts. Daß er ein feiner Kerl ist. Worüber habt ihr euch unterhalten, während ich Joggen war?«
    »Über verschiedenes. Konstantin ist sehr gebildet und sehr höflich.«
    »Jetzt sag mal, worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Über den Krieg, der ein Ende hat. Ein bißchen über Literatur. Und über dich natürlich.«
    »Und?«
    »Wir waren uns einig, daß du schon in Ordnung bist, Per, daß dir aber ein bißchen Schliff fehlt und ein bißchen Erziehung. Daß du die Ehrlichkeit selbst bist, aber vielleicht nicht besonders raffiniert. Daß du eigentlich ein kluger Kerl bist, es aber nicht weißt. Daß du viele Dinge verstehst, aber außerstande bist, es auszudrücken. Ach, war das herrlich. Ich habe einen Monat lang mit Freya nur in Babysprache gesprochen, mit Pernille und meiner Mutter über Stilltechniken und Bäuerchenprobleme und mit meinem Mann über Schlafbedürfnisse und Gewichtskurven. Das ist ja auch in Ordnung, aber es wird mit der Zeit ein bißchen eintönig, nur über den Stuhlgang eines Säuglings zu plaudern.«
    Toftlund konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und streichelte erst Freya und dann Lise die Wange. Er liebte es, sie zu berühren.
    »Es war unkompliziert, mit ihm zu reden«, sagte Lise und schüttelte das Haar, als säße die Spange ein wenig zu fest.
    Freya fing an zu jammern. Sie verlor den Schnuller, und das Jammern ging in Weinen über.
    »Ich glaube, sie will was futtern. Vom Laufen kriegt sie immer Hunger«, sagte er und hob den Schnuller auf. Er stand dicht neben ihr.
    Mit dem Kind im Arm stellte sich Lise auf die Zehen und küßte Toftlund auf den Mund. Erst sanft, doch dann fühlte er ihre Zunge und ihren Busen, der sich an ihn drückte. Dann hielt sie inne und sagte:
    »Du bist schon in Ordnung, Per. Eigentlich bist du richtig klasse, und wir lieben dich, aber manchmal gibst du einfach einen derartigen Stuß von dir.«
    »Er ist nicht so unkompliziert, wie es den Anschein hat. Konstantin, meine ich.«
    »Das sind die wenigsten.«
    Sie hielt das Kind im Arm und drückte und küßte ihn wieder, bis sie sagte:
    »Ich habe keine Lust mehr, über die Sache zu reden. Jetzt gehst du rein und duschst, in der Zeit füttere ich den kleinen Vielfraß hier, und dann kommst du mit mir ins Bett.«
    Er schaute sie an.
    »Geht das denn?«
    »Per, du Dummkopf. Ich bin doch nicht krank. Ich war schwanger, und ich habe entbunden. Ich bin geheilt. Ich bin eine Frau. Ich sehne mich nach meinem Mann. Ich bin immer noch deine Gattin, und ich will dich. Ich bin, um es geradeheraus zu sagen, so was von heiß.«
    Mit der Kleinen im Arm faßte sie ihm mit der freien Linken in den Schritt und drückte ein klein wenig fester zu, so daß er zusammenzuckte, so überrascht war er über ihre Worte und ihre Liebkosung, die er schon lange nicht mehr hatte spüren dürfen.
    »Das heißt, wenn du kannst«, sagte sie, sah ihn an und berührte noch einmal flüchtig seine Lippen.
    »Glaub schon«, sagte er.
    »Scheint so. Wie wär’s, wenn du es mir zeigen würdest?«
    »Jetzt gleich?«
    »Wenn sie gegessen hat. Dann schläft sie mindestens zwei Stunden, wenn wir Glück haben. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie sehr du mich vermißt hast.«
    »Sehr.«
    »Dann zeig’s mir, mein Lieber, zeig’s mir!«

DANKSAGUNG
     
    T eddy mit seinen Bildern tauchte bereits im Winter 1998/99 in meiner Phantasie auf, aber ich möchte mich gerne bei Uffe Ellemann-Jensen bedanken, der mich auf den Gedenkstein in Narva aufmerksam machte und mich mit der Frage, wer ihn wohl errichtet haben mochte, auf die Spur der Geschichte brachte. Mitarbeiter der Dänischen Flüchtlingshilfe und des Amtes für Katastrophenschutz gaben mir im Frühjahr 1999 einen Einblick in ihre schwierige Arbeit im gepeinigten Albanien. Ohne die sachliche Einführung in die Sicherheitssysteme durch die kompetenten, freundlichen Menschen im Überwachungszentrum der Großen-Belt-Brücke in Halsskov wäre die Geschichte nicht weitergekommen. Ebenfalls Dank an andere, die mir geholfen haben, unter anderen Jørgen Anton, vielleicht mehr, als er glaubt, und Jan Stage für die Geschichte über Hodscha. An Otto
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