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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hinaus.“
    „Hätt ich das gewußt, hätt ich meinen Tauchsieder mitgenommen!“ flüsterte Klaus. Streicherfahren, wie sie waren, wollten die Ritter alles sehen. Gerade bei alten Gemäuern ist genaue Ortskenntnis vonnöten. Auch Mädchen schlossen sich an, die Laune hob sich, und die Besitzerin sagte ein ganzes Geschichtsbuch auf.
    Durch düstere Gänge ging’s, größtenteils ohne elektrische Beleuchtung, Spinnweben an Türklinken, Sessel mit zerfetzten Polstern, blinde Spiegel, zersplitterte Fensterscheiben, durch die der Wind pfiff, aus den Angeln gerissene Türen lehnten schief im Stock.
    „Das Werk unserer Geister“, erläuterte die Rülpshexe. „Sie zerstören alles. In den oberen Geschossen sieht’s noch schlimmer aus. Doch das werdet ihr ändern, nicht wahr? Mit eurer lauten Fröhlichkeit.“
    Und sie zeigte ihre langen Zähne.
    Manches Gesicht wurde lang und länger. Niemand wollte versprechen, besonders lustig zu sein. Um so entspannter gab sich Dampfwalze. Er müsse unbedingt den Hungerturm sehen. Sie führte ihn auf einen Balkon, die andern drängten nach. Der klebte wie ein Runderker, mit eigenem Spitzdach, an einer Fassade neben dem See. Im Boden war eine Holzklappe zu sehen, an der Mauer lehnte eine ungefähr sechs Meter lange, windschiefe Leiter. Manche Sprosse fehlte.
    „Der einzige Zugang!“ verkündete die Rülpshexe und zuckte wieder mit einer Gesichtshälfte, was bei der Zugluft niemanden mehr erstaunte. „Ähnlich ist es beim tiefen Verlies.“ Es ging abwärts. Aus einem Halter an der Wand nahm sie eine Fackel, zündete mit dem Feuerzeug zuerst einen Span an und stieg voran in ein modriges Kellergewölbe. Drunten, in der Mitte des leeren Raumes, ragte der Mauerrand eines Brunnenschachts heraus. An der Innenseite sahen Ritter und Mädchen — nur wenige waren mitgekommen — im Fackelschein eine eiserne Leiter.
    „Zwanzig Meter geht’s hinunter. Dann kommt kurz vor dem Wasser das Verlies. Wer da drin saß, ward nie mehr gesehen!“ Die Stimme der Rülpshexe hallte gänsehautfördernd in dem Schacht.“ Sache für Feiertage.“ Ingrids Spott klang nachdenklich und ziemlich kleinlaut.
    Sophie, Beatrix, Martina und Esther schwiegen. Auch von den Rittern sagte niemand ein Wort. Alle beeilten sich, aus dem stickigen Loch herauszukommen. Sie hatten endgültig genug gesehen und schnappten nach frischerer Luft.
    Beni mußte husten, bevor er sprechen konnte. „Auch wenn der Laden von allen bösen Geistern verlassen ist, wird das nie ein Hotel!“
    „Rheumafabrik!“ bestätigte Mücke.
    Im grünen Saal, wo die Ritter ihre Schlafsäcke entrollten, stand der Rex. Für die Nachzügler wiederholte er noch einmal: „ich hab’s mir weniger feucht vorgestellt. Zieht euch warm an! Wer nicht genug dabei hat, soll lieber ins Gasthaus. Zwingt euch zu nichts, was eurem Gefühl, eurer Überzeugung widerspricht. Auf gar keinen Fall! Das wäre wirklich idiotisch.“
    Die Ritter wechselten Blicke. Dem Rex war’s offenbar auch schon mulmig — eine seltene Erscheinung. Nebenan im roten Saal schlug Fräulein Doktor Horn ähnliche Töne an.
    Sonja war herübergekommen. Sie suchte „Kartoffelsalatstemmer“ für den Aufbau des Buffets. „Ich hab dich schon fröhlicher gesehen!“ raunte Stephan ihr zu.
    „Da bin ich nicht allein“, antwortete sie. „Die Chefin würde am liebsten sofort zurückfahren. Aber sie traut sich nicht, wegen Mauersäge.“
    „Und was sagt dein Vater?“ fragte Ottokar.
    „Er meint, morgen wüßten wir, wozu’s gut war.“
    Die beiden Freunde sahen einander an. Ottokar schüttelte zuerst den Kopf, dann gab er einen knappen Lachstoß von sich. „Komisch. Keiner glaubt im Ernst an Geister, jeder ist überzeugt, daß die Hexe spinnt. Trotzdem — irgendwas liegt hier in der Luft. Und es ist nicht nur Modergeruch...“ Eindringlich sah Sonja die beiden an. „Ihr habt euch seit dem Vortrag der Hellseherin das
    Herumschnuppern ganz schön angewöhnt!“
    „Schon vorher“, verbesserte Stephan.
    „Und nicht zu unserem Vorteil“, fügte Ottokar hinzu.

 
    Nacht der Gänsehäute
     
    Seit Oskar mit seiner Gitarre dabei ist, klingt die Horror Rock Band anders. Wie von selbst haben sich neue Möglichkeiten des Zusammenspiels ergeben. Strehlau am Klavier, Rolle am Baß und Ottokar am Schlagzeug bilden nach wie vor die Rhythmusgruppe. Zu ihr gesellt sich Oskar, wenn er nicht grade mit Hans-Jürgens Flöte und Stephans Akkordeon im Satz spielt, während Andi mit der Trompete die
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