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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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große Fleck und die Spritzer rundherum bezeichnen die Lage. Hier sieht man Spuren von Hausschuhen und anderen Schuhen der Größe neun, jedoch alles ziemlich verschwommen. Sodann zwei verschiedene Abdrücke, die nach der Küche und wieder zurück führen. Wer auch immer der Mörder gewesen sein mag, er ist auf diesem Wege hereingekommen.
    Hast du die Stiefel bei dir, Hastings? Gib sie mir bitte.»
    Er verglich sie sorgfältig mit den Spuren.
    «Ja, beide sind von derselben Person, von Robert Grant. Er kam auf diesem Wege herein, tötete den alten Herrn und ging zur Küche zurück. Dabei trat er in die Blutlache, man sieht die Flecke, die er beim Hinausgehen hinterließ. In der Küche lässt sich nichts mehr feststellen, das halbe Dorf ist darin herumgelaufen. Dann ging er in sein Zimmer – nein, zuvor ging er nochmals zurück zum Tatort – vielleicht um die Jadefiguren zu holen? Oder hatte er etwas übersehen, das ihn verraten mochte?»
    «Vielleicht tötete er den alten Herrn erst, als er beim zweiten Male das Zimmer betrat», warf ich ein.
    «Du beobachtest nicht scharf genug. Über einer der nach draußen gerichteten Fußspuren zeichnet sich ganz deutlich eine ab, die nach innen geht. Ich möchte zu gerne wissen, warum er nochmals zurückkam, vielleicht doch, um die Jadefiguren zu holen? Es ist alles so sinnlos und lächerlich.»
    «Nun gut, dann sitzt er ziemlich hoffnungslos in der Falle.»
    «N ’ est-ce-pas, Hastings? Aber ich wiederhole, alles widerspricht dem klaren Verstand, so dass es mir keine Ruhe lässt. Lass uns mal einen Blick in die Kammer werfen. Siehst du, da ist die Blutspur auf der Schwelle und ein schwacher blutbeschmierter Schuhabdruck. Robert Grant war der Einzige, der sich zu der Zeit in der Nähe des Hauses befand – er muss es gewesen sein, er und kein anderer.»
    «Wie denkst du über die alte Frau?», fragte ich dazwischen.
    «Sie war allein im Haus, nachdem Grant gegangen war, um Milch zu holen. Sie könnte ihn getötet und dann das Zimmer verlassen haben. Ihre Schuhe hätten keine Spuren hinterlassen, denn sie war noch nicht draußen gewesen.»
    «Sehr gut, Hastings, ich wartete darauf, dass dir etwas dergleichen einfallen würde. Ich hatte selbst auch schon daran gedacht, aber Betsy Andrews ist eine Frau aus dem Orte und überall bekannt. Sie kann keine Verbindung mit den Großen Vier haben, und außerdem war der alte Whalley ein ziemlich kräftiger Mann. Diese Tat ist die eines Mannes.»
    «Wäre es nicht denkbar, dass die Großen Vier in der Zimmerdecke irgendeine teuflische Vorrichtung angebracht hätten, etwas, was sich automatisch senkt, den Hals des alten Herrn durchschneidet und dann wieder nach oben verschwindet?»
    «Wie die Jakobsleiter? Ich weiß, Hastings, du hast eine blühende Fantasie; aber bitte, halte sie in Grenzen.»
    Ich gab mich geschlagen. Poirot setzte seine Untersuchungen fort, schnüffelte in allen Behältern und Regalen mit einem ausgesprochen missmutigen Gesichtsausdruck herum. Plötzlich jedoch stieß er einen aufgeregten Laut aus, der an das Gejaule eines Jagdhundes erinnerte. Ich rannte zu ihm. Er. stand mitten in der Speisekammer und schwang dramatisch eine Hammelkeule!
    «Mein lieber Poirot», rief ich, «was ist los mit dir, hast du plötzlich den Verstand verloren?»
    «Sieh dir einmal diese Keule an, aber bitte ganz sorgfältig!»
    Ich betrachtete das Fleisch so genau wie irgend möglich, konnte aber daran nichts Außergewöhnliches feststellen. Es erschien mir wie eine ganz normale Hammelkeule, und ich brachte das unumwunden zum Ausdruck. Poirot warf mir einen vernichtenden Blick zu.
    «Aber siehst du denn nicht das – und das – und das?»
    Er begleitete jeden Hinweis mit einem Hieb gegen das harmlose Stück Fleisch, wobei kleine Eispartikel sich lösten.
    Poirot hatte mir gerade vorgeworfen, ich sollte meine Fantasie im Zaum halten, jetzt hatte ich jedoch das Gefühl, dass er selbst die Grenzen überschritt. War er wirklich der Meinung, diese Eiskristalle hätten irgendwelche tiefere Bedeutung? Ich konnte keine zufriedenstellende Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten finden.
    «Es ist Gefrierfleisch», bemerkte ich seelenruhig, «importiert aus Neuseeland, wenn du es nicht wissen solltest.»
    Er starrte mich eine Zeit lang an und stieß alsdann ein gezwungenes Lachen aus. «Wie harmlos doch mein Freund Hastings ist! Er weiß alles und sieht alles nur mit seinen Augen. Typisch für meinen guten Hastings.»
    Er warf die Hammelkeule in
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