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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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nach dem Westen führt. Hoppaton ist ein kleines Dorf am Rande des Moores, fünfzehn Kilometer von Moreton-Hampstead entfernt, und wir erreichten es nach kurzer Fahrt. Es war bereits zwanzig Uhr, jedoch war es ein heller Juliabend. In den engen Straßen des Dorfes sprachen wir einen alten Bauern an, um uns nach dem rechten Weg zu erkundigen.
    «‹Granite Bungalow›», wiederholte der alte Mann nachdenklich, «wollen Sie wirklich dorthin?»
    Als wir bejahten, wies der Alte auf ein kleines graues Haus am Ende der Straße.
    «Das dort ist der Bungalow. Wollen Sie den Inspektor sprechen?»
    «Welchen Inspektor?», fragte Poirot kurz. «Was meinen Sie damit?»
    «Haben Sie denn nichts von der Bluttat gehört? Es soll furchtbar gewesen sein, man spricht von Strömen von Blut.»
    «Mon Dieu!», murmelte Poirot. «Wir müssen unverzüglich diesen Inspektor sprechen.»
    Kurz darauf lernten wir Inspektor Meadows kennen. Er verhielt sich zuerst ziemlich abweisend, doch als Poirot sich auf Inspektor Japp von Scotland Yard bezog, wurde er zugänglicher.
    «Ja, mein Herr, heute Morgen wurde der Mord entdeckt. Eine bestialische Tat. Man verständigte die Polizei in Moreton, und ich fuhr sogleich hierher. Zuerst sah die Sache sehr geheimnisvoll aus. Der alte Herr war ungefähr siebzig und liebte einen guten Tropfen. Er lag am Boden seines Wohnzimmers, hatte eine Beule am Kopf, und seine Kehle war von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten. Überall floss Blut, wie Sie sich wohl denken können. Die Frau, welche für ihn kochte, Betsy Andrews, sagte aus, dass ihr Herr im Besitze mehrerer kleiner Jadefiguren war, von denen er behauptete, dass sie sehr wertvoll seien, und diese waren verschwunden. Es sah also nach Raubmord aus, und doch hatten wir Bedenken. Außer Mrs Andrews, die aus Hoppaton stammt, hatte Mr Whalley noch einen Diener, einen groben, unzugänglichen Kerl namens Robert Grant. Dieser war eben zu einem benachbarten Bauernhof gegangen, wie jeden Tag, um Milch zu holen, während Betsy gerade vor dem Haus mit einer Nachbarin plauderte. Sie war nicht länger als zwanzig Minuten draußen – zwischen zehn Uhr und zehn Uhr zwanzig, und in dieser Zeit muss das Verbrechen geschehen sein. Grant kam als Erster zum Haus zurück. Er ging wie gewöhnlich durch die Hintertür, die offen stand – denn niemand hält hier in der Gegend seine Tür verschlossen, schon gar nicht am hellen Tage –, stellte die Milch in die Speisekammer und ging in sein Zimmer, um die Zeitung zu lesen und zu rauchen. Er hatte gar keine Ahnung davon, dass etwas vorgefallen war, wenigstens behauptete er es. Dann kam Betsy zurück, ging in das Wohnzimmer, sah, was geschehen war, und stieß einen Schrei aus, der Tote hätte erwecken können. Das ist alles völlig klar und einleuchtend. Jemand hatte das Haus betreten, während die zwei abwesend waren, und erledigte den alten Herrn. Aber hierbei kam mir der Gedanke, dass es sich doch wohl um einen ziemlich dreisten Burschen gehandelt haben musste. Er musste von der Dorfstraße her gekommen oder durch einen der Hintergärten geschlichen sein. ‹Granite Bungalow› ist, wie Sie sehen, von vielen Häusern umgeben. Wie ist es möglich, dass niemand ihn gesehen hat?»
    Der Inspektor machte eine bedeutungsvolle Pause.
    «Ich teile durchaus Ihre Ansicht», sagte Poirot, «doch was weiter?»
    «Nun, Sir, ich sagte mir, da muss etwas faul sein, und ich begann deshalb, mich etwas umzusehen. Da waren die verschwundenen Jadefiguren. Würde ein gewöhnlicher Landstreicher ihren Wert erkannt haben? Irgendwie erschien es mir als reiner Wahnsinn, eine solche Tat am hellen Tage zu begehen. Angenommen, der alte Herr hätte um Hilfe gerufen?»
    «Ich darf wohl annehmen, Inspektor», sagte Mr Ingles, «dass ihm die Wunde am Kopf vor seinem Tode beigebracht wurde?»
    «Sehr richtig, Sir; zuerst betäubte ihn der Mörder, und dann schnitt er ihm den Hals durch. Das ist mir vollkommen klar. Aber wie, zum Teufel, ist er hinein- und wieder herausgekommen? Ein Fremder fällt in einem kleinen Ort wie diesem sehr schnell auf. Ich glaubte zuerst, dass überhaupt kein Fremder da gewesen war, und untersuchte die ganze Umgebung. Es hatte in der vergangenen Nacht geregnet, und ich fand deutliche Fußabdrücke nach der Küche und wieder heraus. Im Wohnzimmer waren nur zwei verschiedene Fußspuren; die von Betsy Andrews gingen bis zur Tür. Mr Whalley hatte Hausschuhe getragen. Ein anderer aber war in die Blutlachen getreten, und so verfolgte ich
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