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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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hat den Gottesdienst besucht und sich im Kreuzgang versteckt, bevor die Priorin alle Türen abgeschlossen hat.«
    »Und dann sind wir ihm entgegengekommen«, sagte Emma.
    »Sie haben ihm den Rückweg abgeschnitten«, erklärte Schwester Lioba. »Und dann fiel ihm ein, dass Pater Benedikt damals einen Geheimgang erwähnt hat. Die Kioskbesitzerin hatte ihn wohl wieder daran erinnert, sie hat ihm erzählt, dass Bauarbeiter vor einigen Tagen den alten Tunnelausgang in der Drususbrücke freigelegt haben. Von ihr wusste er auch, dass eine unserer Schwestern meist samstags heimlich das Kloster verlässt und dann für einige Stunden das Gästehaus offen steht. Er hat wohl ganz kurzfristig entschieden, in der Nacht doch noch einmal zum Kloster zurückzukehren und Miriams Leiche auf dem Altar unserer Abteikirche abzulegen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Emma verblüfft.
    »Der Kommissar hat es mir eben erzählt«, sagte Schwester Lioba. Sie griff nach ihrem Wasserglas und leerte es in einem Zug. »Macht es Ihnen was aus?«, fragte sie und hob Emma das Glas entgegen.
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Emma. Sie nahm das Glas entgegen und stellte es auf den Nachttisch neben sich.
    »Das Greifen fällt mir noch ein wenig schwer«, sagte Schwester Lioba zur Erklärung und rieb ihre rechte Hand. »Ich bin etwas unglücklich auf meine Rechte gefallen.«
    Emma nahm die halbvolle Mineralwasserflasche und schenkte nach.
    »Dann haben Sie auch von dem Gang gewusst?«, fragte Emma.
    »Ich hatte das längst vergessen«, sagte Schwester Lioba nachdenklich und sank in ihr Kissen zurück. »Erst als der Kommissar davon erzählte, fiel es mir wieder ein. Pater Benedikt hatte erwähnt, dass in der Handschrift einige deutsche Worte an die Seite gekritzelt waren. Da war von einem Geheimgang unter der Abteikirche die Rede und dass die Schwestern den Zugang hinter einer Grabplatte verbargen. Pater Benedikt war ganz aufgeregt deshalb, weil er annahm, dass es eine eigenhändige Notiz Hildegards sein könnte.«
    »Wieso hat Kern es getan?«, fragte Emma.
    Schwester Lioba blickte sie ernst an. »Ich hätte viel eher mit der Polizei reden sollen. Aber zu Beginn konnte ich nicht glauben, dass Miriams Tod nur der Anfang sein würde. Und nach dem Tod von Markus Hertl hat Windisch mich erpresst.« Ihr Gesicht verdüsterte sich.
    »Sie hatten keine andere Wahl«, erwiderte Emma, obwohl ihr nicht klar war, wovon die Äbtissin sprach.
    »Doch«, antwortete Schwester Lioba. »Man hat immer eine Wahl. Aber mit dieser Schuld werde ich leben müssen. Vielleicht hätte Markus Hertl nicht sterben müssen, wenn ich früher geredet hätte. Und vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn ich nicht meine ehemaligen Schulkameraden ins Kloster eingeladen hätte, um an die Handschrift zu kommen.«
    Emma sah Schwester Lioba verblüfft an.
    »Wir wussten alle, dass Pater Benedikt die Handschrift hat. Er hat zwar immer ein großes Geheimnis daraus gemacht, aber in Wahrheit war er so stolz darauf, dieses wertvolle Buch in seinen Händen zu haben, dass er immer wieder davon erzählte.«
    Die Äbtissin schwieg und sah aus dem Fenster. Emma folgte ihrem Blick und beobachtete, wie sich die Katze im Klostergarten eng an den Boden presste und eine Stelle im Gras vor sich nicht aus den Augen ließ.
    »Sie mochten Markus«, sagte Schwester Lioba.
    Emma nickte und spürte, dass Tränen in ihre Augen traten.
    »Es fällt schwer, von etwas Abschied zu nehmen, das nicht gelebt werden durfte. Ich werde Ihnen erzählen, was damals passiert ist. Ich möchte, dass Sie darüber einen Artikel schreiben. Es ist schon viel zu lange zu vieles verschwiegen worden. Miriam ist tot. Thomas Kern und Josef Windisch haben sich selber zuzuschreiben, was ihnen zugestoßen ist. Es wird Zeit, dass endlich ein paar Dinge ausgesprochen werden.«
    »Das waren auch die Worte Schwester Marias vom Internat St. Hildegard«, erwiderte Emma.
    »Zu dem Mord an Miriam entschloss sich Thomas Kern, weil er mitbekam, wie sehr wir alle hinter der Handschrift her waren«, fuhr Schwester Lioba traurig fort. »Er wollte verhindern, dass wir in den Besitz der Handschrift kommen und so von der Vergangenheit profitieren. Und als er am Abend von Gründonnerstag aus der Kirche trat, beobachtete er, wie Hertl mit Ihnen sprach. Also beschloss er, dass auch wir sterben sollten. Denn nur wir konnten ihn mit dem Mord an Miriam in Verbindung bringen.«
    Emma blinzelte. »Bin ich schuld?«, flüsterte sie.
    »Nein«, sagte
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