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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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Steinsäulen, die sich die Wände entlang zogen. An vielen Stellen war Moos zu sehen, es roch nach Moder.
    Ein Geräusch von der anderen Seite der Halle ließ Emma aufhorchen. Vorsichtig hob sie die Taschenlampe und ließ den Strahl weiterwandern. Weit vor ihr öffnete sich unvermittelt der Boden. Emma sah eine spiegelnde Oberfläche mit einem dunklen Umriss darauf und begriff erst allmählich, dass auf sanft schaukelnden Wellen ein Boot tanzte. Darin saß eine dunkle Gestalt und hantierte ungeschickt mit einem Ruder.
    Emma ging vorsichtig weiter in Richtung Wasser. Das Wasser zog sich bis zu einem Steinbogen, der zu einer Brücke zu gehören schien. Dahinter war der Nachthimmel zu sehen. Der Gang hatte sie direkt in einen der mittelalterlichen Pfeiler der Drususbrücke geführt. Hier kam man nur mit einem Boot weiter.
    Die Gestalt ruderte verbissen gegen die Strömung und versuchte mit dem Boot den Steinbogen zu erreichen, der denAusgang bildete. Im Licht ihrer Taschenlampe sah Emma nur einen dunklen Schatten. Der Umriss wirkte schmaler, als Emma es von Windisch erwartet hätte. Sie erreichte das Ende der Steinplatten und stand nun vor den wogenden Wassermassen. Das Boot war bereits einen guten Meter von ihr entfernt. Die Gestalt brauchte nur noch wenige Ruderschläge, dann würde sie in der Dunkelheit verschwinden. Emma drehte das Pfefferspray in der Hand, bis sie den Knopf zu fassen bekam. Doch die Gestalt war zu weit weg. Bis zu ihr würde das Spray nicht tragen.
    Zweifelnd blickte sie auf das Wasser zu ihren Füßen. Sie konnte nicht verhindern, dass sie wieder die Szene vor sich sah, wie sie mit Andrea in diesem Ruderboot gesessen hatte. Sie waren beide noch klein gewesen und hatten sich gestritten. Dann war Andrea unvermittelt aus dem hölzernen Ruderboot ins Wasser gesprungen. Durch ihren Sprung schaukelte das Boot so stark, dass es kenterte. Das Wasser war an dieser Stelle nur knietief gewesen, und ihre Eltern saßen wenige Meter entfernt am Ufer und hatten sie im Blick. Doch das kenternde Boot traf Emma an der Schläfe, sie versank im Wasser und erlebte qualvolle Sekunden, bis ihr Vater bei ihr war und sie aus dem Wasser zog. Sekunden, in denen Emma glaubte, sterben zu müssen.
    Die Gestalt hatte den Steinbogen fast erreicht. Nur noch zwei oder drei Ruderschläge trennten sie von der Freiheit. Emma blickte sich verzweifelt um. Drüben tauchte der erste Polizist aus der Dunkelheit des Ganges auf. Doch bis er sie erreicht hatte, würde der Mörder verschwunden sein. Ein weiteres Boot war nirgendwo zu sehen.
    Emma packte das Pfefferspray fester und holte tief Luft. Der Blick in das dunkle Wasser unter sich ließ sie erneut zögern. Wenn sie sprang, würde das Boot wild schaukeln, vielleicht sogar kentern.
    Ein weiterer Ruderschlag brachte das Boot fast aus ihrer Reichweite. Ihr Herz schien ihren Brustkorb zu sprengen. Angst überschwemmte ihren Organismus wie eine Springflut den Strand. Emma gab sich einen Ruck und sprang. Die Gestalt hob überrascht den Kopf. Emma blickte auf eine dunkle Motorradmaske, aus der sie zwei weit geöffnete Augen wütend anblitzten. Emma hob die Hand und sprühte. Doch das Schaukeln des Bootes brachte sie aus dem Gleichgewicht, der Sprühstoß verteilte sich nutzlos über der Wasseroberfläche. Die maskierte Gestalt hob die Hand mit dem Ruder und holte aus. Emma wedelte verzweifelt mit beiden Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Die maskierte Gestalt schlug nach ihr. Emma spürte den Luftzug an ihrem Hals. Der Schlag verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. Emma löste sich aus ihrer Angststarre und riss die Hand mit dem Pfefferspray hoch. Sie richtete sich breitbeinig auf und sprühte ein weiteres Mal in die weit geöffneten Augen.
    Der Mann ließ das Ruder fallen, kehlige Laute drangen aus seinem Mund, und er riss beide Hände nach oben. Mit den Fäusten rieb er sich die Augen, dann zerrte er sich, immer noch brüllend, die Maske vom Gesicht und warf sie in hohem Bogen von sich.
    Das Boot schwankte wild unter den hektischen Bewegungen des Mannes. Emmas Herz klopfte wie verrückt. Sie wusste nicht, wovor sie mehr Angst hatte. Vor dem Mörder vor ihr oder dem Wasser unter ihr. Sie ließ sich auf die Knie fallen und achtete nicht auf die unebenen Bretter, die sich schmerzhaft in ihre Haut bohrten. Mit beiden Händen klammerte sie sich an den Bootswänden links und rechts fest und machte sich möglichst schwer, in der Hoffnung, das Boot dadurch zu stabilisieren. Die kehligen Rufe
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