Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Zeitungen holen. Aus der Küche war bereits das Klappern von Töpfen zu hören und eine Stimme, die italienische Lieder sang. Also war heute Adriano mit dem Frühstück für die Hotelgäste an der Reihe.
    Der rosafarbene Herr Piepke pfiff inzwischen auf die Wegbeschreibung, die ihm der Hotelpage Fridolin gegeben hatte. Er steuerte hinter dem Rathausplatz seinen Wagen nicht nach rechts, sondern bog gleich links in die Herderstraße ein. Dabei blickte er immer wieder vorsichtig in den Rückspiegel, um festzustellen, ob ihn vielleicht irgend jemand verfolgen würde.
    Aber, wer, um Himmels willen, soll denn schon hinter mir her sein? Wie komm’ ich verdammter Idiot dazu, mir einen solchen Blödsinn einzubilden? Der Hotelgast von Zimmer 112 wurde richtig wütend auf sich selbst bei diesen Gedanken. Aber fast im selben Moment fand er auch schon die Entschuldigung für seine Dämlichkeit. „Berufskrankheit, nichts weiter als eine Berufskrankheit ist das“, murmelte er und zwang sich jetzt, nur noch geradeaus durch die Windschutzscheibe in die menschenleere Straße zu blicken. „Derartige Angewohnheiten werden einfach zur zweiten
    Haut. Aber vielleicht ist das ganz gut so. Immerhin ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.“
    Der Parkplatz vor dem Bahnhof war genauso leer wie die Straßen, die er durchfahren hatte. Nur ganz hinten, wo ihn die Rückwände einiger Geschäftshäuser begrenzten, standen zwei auswärtige Lastzüge nebeneinander, die hier wohl das Übernachtungsgeld für eine Garage gespart hatten.
    Herr Martin Piepke hätte seinen roten Leihwagen also ganz bequem auf irgendeiner der freien Stellen und direkt gegenüber dem Eingang zum Bahnhofsgebäude abstellen können. Aber er rollte quer über die ganze Asphaltfläche und manövrierte das Auto schließlich genau in die Lücke zwischen den beiden Fernlastern, was gar nicht so einfach war.
    Und jetzt, als er endlich die Handbremse anzog, hatte es der rosafarbene Hotelgast von Zimmer 112 des Hotels zum Kurfürsten überhaupt nicht mehr eilig. Er stellte den Motor ab, blickte auf seine Armbanduhr, lehnte sich daraufhin gemütlich in seinen Sitz zurück und wartete eine ganze Weile lang, ohne sich auch nur im geringsten zu rühren. Allerdings spähten seine Augen zwischendurch immer wieder vorsichtig durch die leicht getönten Gläser seiner Brille, und zwar nach allen Seiten. Erst als er schließlich ganz sicher sein konnte, daß weit und breit kein Mensch auf ihn aufmerksam geworden war oder ihn gar beobachtete, streifte er sich gemächlich ein Paar Handschuhe aus sehr dünnem Leder über die Finger. Schön langsam, einen nach dem anderen. Anschließend holte er eine Handvoll Papiertaschentücher und eine kleine Flasche mit Waschbenzin aus seinen Taschen. Beides hatte er sich noch gestern nachmittag zusammen mit einer Tube Zahnpasta in der Drogerie am Karlsplatz besorgt.
    Was Herr Piepke jetzt tat, hätte ihn bei einem zufällig vorbeikommenden Passanten kaum verdächtig ge -macht. Denn das Auto ist ja bekanntlich des Deutschen liebstes Kind, und entsprechend häufig wird dieses Kind auch bei jeder Gelegenheit verwöhnt, also geputzt und auf Hochglanz gebracht.
    Der Rosafarbene reinigte zuerst sehr sorgfältig und systematisch die Türgriffe mit seinen benzingetränkten Papiertüchern, dann das Handschuhfach, den Schalthebel, das Lenkrad und schließlich das gesamte Armaturenbrett und die Windschutzscheibe. Als er seine Arbeit im Inneren des roten Leihwagens beendet hatte, blieb er wieder eine Weile unbeweglich sitzen, blickte sich um und überlegte sich, ob er bei aller Gründlichkeit nicht doch irgendeine winzige Kleinigkeit übersehen hatte. „Nein, ich glaube nicht“, murmelte er, kletterte ins Freie, schloß den Wagen ab und polierte jetzt auch auf beiden Seiten die äußeren Türgriffe.
    Dasselbe machte er daraufhin mit dem Hebel und dem Knopf am Kofferraum, nachdem er einen ziemlich schweren Lederkoffer und eine Reisetasche aus schwarzem Kunststoff neben sich auf den Boden gestellt hatte.
    Als er sich wieder aufrichtete, entdeckte er neben dem Hinterrad des links neben ihm parkenden Lastzugs einen viereckigen Wasserabfluß mit einem schweren Eisengitter im Boden. Martin Piepke peilte mit einem schnellen Blick aus den Augenwinkeln in die Runde und stellte fest, daß die Luft nach wie vor rein war. Daraufhin warf er die Wagenschlüssel in die Luft, fing sie mit der offenen Hand wieder auf und schnippte sie dann spielerisch, aber haargenau zu dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher