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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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zu Hal, bat ihn, flehte ihn an, etwas zu sagen, irgendetwas. Nach kurzem Zögern trat er einen Schritt näher, legte seine Hand auf den Arm des adligen Farso, als respektiere er Mair zu sehr, um sie zu berühren. »Mylady. Mylord. Ich verspreche Euch Folgendes: Ich werde die Menschen finden, die dies getan haben. Ich werde sie finden, und ich werde sie zur Rechenschaft ziehen. Sie werden für das Leben bezahlen, das sie gestohlen haben. Beim Ersten Pilger Jair und all den Tausend Göttern, sie werden dafür bezahlen!«
    Nun streckte Hal eine Hand aus und half Mair hoch. »Geht jetzt, Mylady. Kehrt mit Eurem Ehemann in Eure Räume zurück. Wendet Euch in Eurem Kummer an ihn, und bereitet Euch auf einen weiteren Scheiterhaufen vor, auf ein weiteres Opfer an die Tausend. Und seid guten Mutes, Mylady. Diese Angelegenheit endet nicht hier. Bei meiner Krone und bei meinem ganzen Königreich, diese Angelegenheit ist noch nicht erledigt.«
    Mair ließ sich Farso anvertrauen, aber sie entblößte bei einem löwinnenhaften Grollen die Zähne, bevor sie sich abwandte. »Ich werde diesen Schwur nicht vergessen, Euer Majestät. Ich werde das Versprechen nicht vergessen, das Ihr gegeben habt.«
    Und dann gingen die trauernden Eltern davon, lehnten sich eng aneinander, um ihren Kummer und ihre Kraft zu teilen. Ranis Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich der Nächte erinnerte, in denen sie mit Mair aufgeblieben war, Nächte, in denen sie von Laranifarsos Unruhe wach gehalten wurde. Sie hatte dieses Kind gehalten. Sie hatte ihn genährt. Gewiss, nicht als Mutter, aber als eine Frau, die ihn geliebt hatte. Die Flamme des Zorns, die unter ihrem Brustbein flackerte, war jedoch nicht mit dem Inferno zu vergleichen, das Mair empfinden musste.
    Ranis Zorn war ausreichend stark, dass sie Hals erste Worte an Pater Siritalanu verpasste. Dann hörte sie ihn jedoch sagen:
    »Und ich danke Euch für Eure Sorge. Ich weiß, wie schwer Berylinas Ableben für Euch gewesen sein muss.«
    »Danke, Sire. Natürlich trauere ich um den Tod jeglichen unschuldigen Wesens.« Rani hörte die steife Formalität der Worte, aber sie begriff weitaus mehr. Der Mann hatte Berylina geliebt. Er hatte sie mit der hilflosen Leidenschaft eines Priesters geliebt, mit der verbotenen Kraft eines Mannes. Er hatte sie geliebt, wohl wissend, dass sie diese Liebe niemals erwidern würde, erwidern könnte.
    Und als er sie verlor, fühlte er sich, als hätte er seine Braut verloren. Seine Braut, sein Kind, seine hingebungsvolle Andächtige – all das wurde im Kurienraum in Brianta vernichtet. Rani hörte das ferne Rauschen eines Wasserfalls, und sie erkannte die Stimme Ruls, des Gottes des Mitleids.
    Siritalanu war sich dessen jedoch nicht bewusst. Er hörte keinen Gott, sah keinen Gott, schmeckte keinen Gott. Er hielt seinen Glauben durch Tradition aufrecht, durch die wiederholten Mechanismen der Anbetung. Er hatte Berylinas seltsame Verbindung gefürchtet, und er wäre vollkommen am Boden zerstört, wenn er erführe, dass Rani diese Verbindung geerbt hatte.
    »Wir werden Euch verlassen, Pater, damit Ihr Eure Andacht in Ruhe beenden könnt.« Hals Worte waren eine Gnade. Es gelang ihm, den Eindruck zu erwecken, als hätte er die Tränen in den Augen des Priesters nicht gesehen.
    »Ich danke Euch, Euer Majestät«, sagte Siritalanu und beugte den Kopf. Dieses eine Mal wirkte sein jungenhaftes Gesicht gealtert. Erschöpfung spannte seine Haut an, und es schien, als wäre sie mit einem grauen Puder bestäubt. Er vollführte ein heiliges Zeichen, zuerst vor dem König und dann vor Rani.
    Hal nickte und wandte sich dann von dem noch immer brennenden Scheiterhaufen ab. Ohne besonderen gegensätzlichen Befehl folgte Rani ihm in den Palast zurück. Sie durchschritten die Tore, die Gänge und schritten die Wendeltreppe zum Turmraum hinauf, wo sie erst vor zwei Wochen wiedervereint wurden.
    Hal schickte seine Dienstboten fort und lehnte angebotenes Essen sowie ein frisch geschürtes Feuer ab. Er bestand darauf, dass er Geschäftsbücher sichten müsste. Es gab Angelegenheiten, die er mit Ranita Glasmalerin allein besprechen musste.
    Als sich die Tür hinter dem letzten Dienstboten schloss, sagte Rani: »Das ist nicht mein Name.«
    »Glasmalerin? Und wie willst du dich dann nennen?«
    »Es geht nicht darum, wie ich mich nennen will. Es ist der Titel, den sie mir gewähren. Oder eben nicht.«
    »Und wer sind sie? Die Glasmaler eines fernen Königreichs.«
    »Mylord, es waren einst
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