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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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hockte. Er zog erneut an seinem Ohr und runzelte die Stirn. »Dies ist kein Wettbewerb, Herrin. Ihr müsst den Vogel respektieren, wie er lernen wird, Euch zu respektieren. Ihr tretet heute nicht mit Prinz Bashanorandi in Wettstreit.« Der Falkner schüttelte tadelnd den Kopf, trat von den beiden Mädchen fort und bekundete außergewöhnliches Interesse an den Fußriemen der Raubvögel, die Lederstreifen, die sie auf ihren Sitzstangen hielten.
    »Sie steht immer im Wettstreit mit Bashi«, bemerkte Mair trocken an Grys Hinterkopf gewandt, während sie schließlich von ihrem nervösen Pferd zu Boden glitt. »Weißt du, Rai, es war falsch von dir, so schroff zu den Soldaten zu sein, als wir durch die Stadttore ritten.«
    »Sie brauchten zu lange, um uns durchzulassen. Sie wissen, dass wir ungehindert kommen und gehen können. Sie haben es nur so verzögert, weil Bashi dabei war.«
    »Sie haben ihre Arbeit gemacht.«
    Rani sah Mair finster an. »So, so weit ist es also gekommen? Du belehrst mich, dass ich zu Soldaten freundlich sein soll?«
    Mair verzog bei Ranis scharfem Tonfall das Gesicht. »Ich sage dir, dass du zu Menschen freundlich sein sollst. Es kümmert mich nicht, welcher Kaste die Menschen angehören. Sie verdienen deine Unverfrorenheit nicht.«
    »Unverfrorenheit! Ich war keinen einzigen Tag in meinem Leben unverfroren!«
    »Nenn es, wie du willst. Einige von uns passen sich besser an unser Leben im Schloss an als andere.«
    »Das nimmst du zurück, Mair! Ich verhalte mich den Soldaten gegenüber nicht falsch!«
    »Natürlich nicht.« Mair hielt inne. »Herrin«, fügte sie zuckersüß hinzu.
    »Mair, wenn du mich kritisieren willst, dann tu es offen.«
    »Du wirst es schon merken, wenn ich dich kritisiere, Rani Händlerin.«
    Die mit tief verwurzeltem Zorn gespickten Worte trafen Rani sehr, so dass sie gegen plötzlich aufsteigende Tränen anblinzeln musste. »Sonst hast du mich immer Rai genannt.«
    »Sonst hast du dich immer wie eine der Unberührbaren verhalten.«
    Rani stotterte, rang nach einer Antwort, fand aber keine leichte Erwiderung. Stattdessen starrte sie finster auf Grys Rücken, registrierte das angebliche Interesse des Falknermeisters an einem der Scharniere des tragbaren Käfigs. Gry war, wie alle Dienstboten der Adligen, als einer der kastenlosen Unberührbaren geboren worden. Er hatte im Laufe der Zeit hart gearbeitet, um das Vertrauen seiner Arbeitgeber zu erringen und sich den Erfolg als Falknermeister zu verdienen. Rani wandte den Blick von seinem reglosen Rücken ab, der schweigende Missbilligung ausdrückte, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die vier Soldaten, die sich endlich dem Kamm der sanften Erhebung näherten. »Herrin«, rief der Hauptmann und verbeugte sich leicht im Sattel. »Es ist zu gefährlich für Euch, allein zu reiten.«
    »Ich bin nicht allein!«, rief Rani zurück, und ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Sie schluckte schwer und zwang sich zu einem milderen Tonfall. »Ich bin mit meiner Hofdame Mair geritten. Und ich war auf dem Weg zum Falknermeister des Königs. Außerdem waren wir nie außerhalb Eurer Sichtweite, Farantili.«
    »Es wäre schlimm für mich, wenn ich feindliche Truppen aus diesem Wald herausreiten und Euch entführen sähe.« Farantili deutete mit seinem grauhaarigen Kopf auf den Hain, der sich am Fuß des Hügels ausbreitete.
    Rani verbarg ein besorgtes Schaudern mit spöttischen Worten. »Welcher Feind käme Moren so nahe? Wir können von hier aus noch die Pilgerglocke hören. Bei all den Tausend Göttern, Ihr macht Euch zu viele Sorgen, Farantili.«
    »Ich werde dafür bezahlt, mich zu sorgen, Herrin.« Die Worte des Soldaten konnten Ranis gereizte Stimmung nicht mildern, insbesondere als er sein Pferd auch noch zwischen ihres und den Hain lenkte. »Ich werde einen meiner Leute hinabschicken, um den Wald zu überprüfen, bevor Ihr mit dem Turmfalken jagt.«
    »Farantili, das ist lächerlich. Der Tag schreitet bereits voran. Wenn wir auf Euren Kundschafter warten müssen, werden wir erst nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt zurückgelangen.«
    »Natürlich, Herrin. Wir sollten jetzt umkehren. Ihr könnt Eure Falknerei an einem anderen Tag üben.«
    Mair machte sich nicht die Mühe, ihr belustigtes Grinsen zu verbergen, als Rani frustriert aufheulte und zu Gry herumwirbelte, bereit, den Falknermeister um Hilfe zu bitten. Bevor sie jedoch sprechen konnte, ritt die letzte Gruppe Reiter heran. Farantili verbeugte sich tief im
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