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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Stille senkte sich über die Menschen, während sie den Hund beobachteten. Die Sonne war am Himmel sichtlich tiefer gesunken, und der Jagdhund hatte bereits die Hälfte der Entfernung zu dem schattigen Hain zurückgelegt, bevor er seine Beute fand. Gerade als sich Rani bereit machte, ein Gebet an Fairn, den Gott der Vögel, zu richten, blieb der kleine Hund schließlich ruckartig stehen, seine ganze Hundeenergie auf ein großes Büschel Gras gerichtet. Gry nickte kurz und gab ein Handzeichen, womit er anzeigte, dass Rani zur entgegengesetzten Seite des Grasbüschels gehen sollte.
    Rani folgte der Anweisung, wobei ihr Herz fast ebenso schnell schlug wie das ihres Falken. Sie beobachtete den Jagdhund und hoffte und betete, dass sich das Tier seiner Ausbildung erinnern und warten würde, bis Kali bereit war. Der Hund zitterte vor Aufregung, blieb aber tief ins Gras geduckt liegen, den Kopf wie einen Pfeil auf das verborgene Waldhuhn gerichtet.
    Ranis Finger waren schweißfeucht, als sie Kalis Riemen löste. Sie spannte die Muskeln in ihren Armen an und schleuderte den Falken sanft himmelwärts. Der Turmfalke zögerte nicht. Stattdessen nutzte er einen Windstoß und stieg über Rani auf, kreiste, um den Wind zum größten Vorteil zu nutzen. Rani hielt den Atem an. Das war der Moment, in dem Kali davonfliegen konnte, um ihre eigene Mahlzeit, ihre eigene Beute zu suchen, um den Hunger zu stillen, der in ihrem Magen brannte.
    Der Turmfalke floh nicht. Stattdessen erreichte er über seiner Herrin eine bequeme Höhe, stemmte sich in den Wind und stützte die Schwingen auf die Luftströmung, so dass er fast mühelos schweben konnte. Rani beobachtete den Vogel nur einen Moment, bis sie wusste, dass der Turmfalke aufmerksam war, und dann rief sie dem Hund einen strengen Befehl zu.
    Der Jagdhund sprang wie von einer Feder vorangetrieben vorwärts und bellte, während Waldhühner aus dem Grasbüschel hervorbrachen. Die Vögel schlugen verzweifelt mit den Flügeln, wollten vom Boden aufsteigen, den Hundezähnen entkommen. Ranis Herz klopfte bis in ihre Kehle und erstickte sie fast mit seinem jähen Pochen. Ihr Blick zuckte von dem Hund zu den Waldhühnern zu Kalindramina.
    Wie durch einen Tunnel sah Rani den Falken die Schwingen an den Körper anlegen. Die glatten rotbraunen Federn bewegten sich präzise, trotz des Aufruhrs unten am Boden war der Vogel gelassen und ruhig. Rani bildete sich ein, das scharfe Auge des Turmfalken sehen zu können. Sie spürte, wie Kali die Entfernung zu den Waldhühnern abmaß und berechnete, wie weit die langsame Beute kommen konnte, während sie niederstieß. Dann streckte der Falke die Krallen aus und stürzte aus dem kristallklaren Himmel herab.
    Kalindramina sollte ihre Beute niemals fangen.
    Noch während Rani hinsah, flog ein dunkler Blitzstrahl von der Erde in den Himmel. Der grauweiße Pfeil erwischte Kali mitten im Sturz und stieß den Turmfalken seitwärts. Federn flogen durch die Luft, und der zornige Schrei ihres Falken schnitt Rani ins Herz. Noch während das Waldhuhn in Sicherheit flatterte, versuchte Rani, die Szene vor sich zu deuten. Der Jagdhund bellte aufgeregt, als Rani voranlief. Das Mädchen ignorierte den Hund, ignorierte das raue Gras, ignorierte alles außer dem Wirbelwind, der über den Boden fegte.
    Maradalian, Bashis Wanderfalke, schrie aus dem hohen Gras und versuchte, ihre Beute zu greifen. Diese Beute, die der Turmfalke war, wehrte sich jedoch und schrie ihre Verzweiflung auch selbst heraus. »Kali!« Ranis Panik trug noch zu dem Tumult bei. »Gry! Haltet sie auf!«
    Der alte Falkner wusste jedoch um die Gefahr, zwischen zwei kämpfende Raubvögel zu geraten. Er kannte ihre rasiermesserscharfen Krallen, ihre reißenden Schnäbel zu gut. Gry blieb stehen. Maradalian war der weitaus größere Vogel und viel erfahrener im Flug mit befestigten Riemen. Kali kämpfte darum, sich zu befreien, schrie ihren Zorn hinaus und schlug mit ihren rotbraunen Schwingen.
    Rani griff in den aus Vögeln bestehenden Wirbelwind, mit dem Glattleder-Handschuh voran. Maradalian hackte mit ihrem scharfen Schnabel nach ihr, und Rani fluchte und griff mit beiden Händen nach dem Vogel. Bevor der Wanderfalke reagieren konnte, sog Rani den Atem ein. Kali hatte ihre ungeschützte linke Handfläche mit einer dolchscharfen Kralle erwischt. »Gry!« Rani keuchte erneut, denn sie brauchte verzweifelt Beistand.
    Der Falknermeister konnte jedoch erst reagieren, als sich der Turmfalke bereits vom Boden
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