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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Sattel, und Gry verfiel ebenfalls in eine tiefe Verbeugung, doch Rani neigte kaum den Kopf.
    »Bashi«, murmelte sie, und sie beobachtete, wie Zorn das blasse Gesicht des Prinzen überzog. Prinz Bashanorandi konnte mit kindischen Spitznamen nichts anfangen, besonders mit Namen, die vom derzeitigen König eingeführt worden waren, als beide Jungen noch im königlichen Kinderzimmer lebten.
    »Du hattest kein Recht, mich dort hinten zurückzulassen!« Prinz Bashanorandi runzelte die Stirn, während er sich bemühte, seinen lebhaften, braunen Hengst zu zügeln. »Du weißt, Hal würde nicht wollen, dass wir uns so weit von den Stadtmauern entfernen. Er hätte dir das Fell über die Ohren gezogen, wenn er gesehen hätte, wie du über diesen Wasserlauf gesprungen bist! Wann wirst du innehalten, um nachzudenken, Ranita? Du bist kein Händlergör mehr.«
    Und du bist doch ein Gör.
    Nein, Bashi war nicht so töricht, diese Worte zu äußern, nicht vor dem Falknermeister und den Soldaten. Nichtsdestotrotz dachte er sie so intensiv, dass Rani die Hände ebenso beredt zu Fäusten ballte, wie Kali ihre Krallen bewegte. Sie ärgerte sich über die Bitterkeit in Bashis überheblichem Tonfall, auch wenn sie sich bemühte, daran zu denken, dass die vergangenen zwei Jahre für den Bastardsohn zweier erwiesener Verräter nicht leicht gewesen waren.
    Bashi war indirekt in das Komplott der Ermordung des Kronprinzen von Morenia verwickelt gewesen. Viele glaubten, dass der Bastard ebenso wie seine Ränke schmiedende Mutter und sein Vater hätte hingerichtet werden sollen. König Shanoranvilli hatte jedoch von seinem Totenbett aus verfügt, dass der Junge, den er stets als seinen jüngsten Sohn betrachtet hatte, leben sollte. Auch nachdem der alte Mann mit dem gebrochenen Herzen gestorben war, hatte Halaravilli diesen Erlass nicht rückgängig gemacht. Tatsächlich hatte Hal Bashanorandi den Titel »Prinz« belassen, weil er glaubte, der Titel könne hilfreich dabei sein, den rebellischen Jugendlichen zu zügeln.
    Aber Bashi war weiterhin schwierig und weigerte sich, jegliche Verantwortung bei der Verwaltung des Königreichs zu übernehmen. Hal hatte rasch erkannt, dass er in einem Paradoxon gefangen war: Er hätte seinen so genannten Bruder zwingen können, als Ratsmitglied zu fungieren, für Morens alltägliche Verwaltung verantwortlich zu sein, wie es für einen Kronprinzen üblich war. Aber alle wussten, dass Bashi nicht der Kronprinz war. In seinen Adern floss kein morenianisches, königliches Blut.
    Die Situation war belastend, und Hal verarbeitete die Aggressionen gegen seinen ehemaligen Bruder auf tausenderlei Arten, schalt Bashi im Speisesaal heftig aus, wenn der Jugendliche zu spät zum Abendessen kam. Außerdem machte er Bashis Vorstellungen von einem Festtag zu Ehren all der Tausend Götter lächerlich.
    Bashi verarbeitete seinen Zorn auf sichere Art, besonders indem er die aus einer niedrigeren Kaste stammende Rani peinigte. Der Prinz hatte es arrangiert, dass ihr Räume auf der dunkleren, südlichen Seite des Palastgeländes zugewiesen wurden, und er hatte sich die beste Palastnäherin vorbehalten. Es war ihm sogar gelungen, den begehrten Platz im Speisesaal zu Hals Rechten an sich zu reißen.
    Rani musste die Schmach zähneknirschend akzeptieren. Sie war schließlich nur ein Händlermädchen, das lose mit der Kaste der Adligen verbunden war. Nun erlegte sich Rani, die sich der Beschränkungen ihrer Rechte schmerzlich bewusst war, Selbstbeherrschung auf. »Ich habe meine Eskorte nicht ›weit zurückgelassen‹. Gewiss habt Ihr nicht bemerkt, dass wir uns auf dem Grat eines Hügels befinden. Die Soldaten konnten Mair und mich sehen, während wir hier heraufritten.«
    »Das hätte nicht viel genützt, wenn ihr angegriffen worden wärt.«
    »Und wer sollte uns angreifen, so nahe der Stadt?«
    »Ranita, du weißt, dass von Plünderern die Rede war«, höhnte Bashi. Als sich sein Gesicht bei seinen überheblichen Worten verzog, wirkte er jünger als seine fünfzehn Jahre. »Auch wenn du nicht an Ratssitzungen teilnehmen durftest, können dir die Geschichten auf den Straßen doch nicht entgangen sein.«
    »Ihr habt vielleicht Angst vor Schauermärchen für Kinder, o Prinz, aber ich nicht. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Ungeheuer, das unter dem Bett eines Kindes lauert, und einem angreifenden Heer.«
    »Niemand behauptet, dass ein Heer nötig wäre«, antwortete Bashi hitzig. »Ein einziger Soldat mit einer scharfen
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