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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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der Finnen an der en d gültigen Niederlage der Deutschen im Lapplandkrieg. Troitalew rieb sich aus seinen von den Seewinden en t zündeten Augen einige Tränen, während er von seinem jetzigen Leben auf den abstinent gewordenen Wassern berichtete. Linnea war gerührt und vertraute sich ihm ebenfalls an, sie erzählte von den drei Todesfällen des Sommers und ihrem Anteil daran. Sich gegenseitig die Hand schüttelnd, stellten die beiden alten Streitrösser fest, daß die von der Jugend regierte Welt nichts tauge, vor allem was die Lebensbedingungen alter Leute ang e he.
    Da das Bier zur Neige gegangen und auf der »Stach a now« eine Ausländerin zu Gast war, ordnete Kapitän Troitalew an, die für solche Zwecke in den Kühlräumen eingelagerte Flasche roten Champagners zu öffnen. Die Proteste des Stewarts quittierte er mit der Bemerkung, man sei jetzt auf See, im kalten Finnischen Meerbusen, und zufällig weile auf dem Schiff die Vertreterin eines freundlich gesinnten Staates, die noch dazu die Witwe eines hochrangigen Offiziers sei. Wenn die einzige Fl a sche Champagner des Schiffes nicht im Salon aufta u che, sehe er, der Kapitän, sich genötigt, den Stewart auf der Stelle hinrichten zu lassen.
    Der Funker störte erneut, ob es nicht endlich, da b e reits der Morgen graue, an der Zeit sei, eine Meldung über die nächtlichen Ereignisse an den Militärhafen Paldiski zu geben, damit die Frau und die Leiche nach Tallinn zur Vernehmung gebracht werden könnten.
    Troitalew diktierte dem Funker mit Linneas Hilfe eine finnischsprachige Nachricht für Finnlands Küstenw a che: Das Minensuchboot »Stachanow« würde, au s nahmsweise ohne Verhandlungen der Grenzbehörden, vormittags um elf Uhr finnischer Zeit zwei finnische Staatsbürger übergeben, der eine lebend, der andere tot; als Treffpunkt schlug der Kapitän die neutralen Gewä s ser nahe Helsinkis äußerer Ansteuerungstonne vor. Zusammen mit den beiden Personen würde auch ein Protokoll über den Vorgang übergeben. Ende.
    Die Nachricht verursachte Alarm im Stab der finn i schen Marine. Zum vorgeschlagenen Zeitpunkt, erschien jedoch das Kanonenboot »Uusi Laatokka«, um Linnea und die Leiche in Empfang zu nehmen.
    Gerade rechtzeitig war die Champagnerflasche geleert, Kapitän Troitalew umarmte Linnea Ravaska auf dem Minendeck seines Schiffes. Man half der alten Dame in die vom Kanonenboot herübergeschickte Schaluppe.
    Kauko Nyyssönens Leiche wurde in dem Boot, das er selbst gestohlen hatte, über die Minengleitbahn zu Wasser gelassen, dann war das offizielle Ereignis vorbei. Die Schiffe grüßten einander mit Flaggen, Linnea winkte mit ihrem Muff einen Abschiedsgruß zum graubärtigen Korvettenkapitän Troitalew hinüber, der vom Minendeck der »Stachanow« den Gruß erwiderte.
    Der Nebel hatte sich gelichtet, Helsinkis kahle A u ßenklippen badeten in der hellen Vormittagssonne. Von zwei Matrosen gestützt, stand Linnea auf der Komma n dobrücke der »Uusi Laatokka« und blickte auf ihr liebes Vaterland. Sie kehrte wieder einmal heim und mit ihr der letzte Tote dieses Sommers.

25

Epilog
    Das Leben ist kurz, aber nicht für alle. Linnea wurde sechsundneunzig Jahre alt, bis dahin geschah folge n des: Witwe Linnea Ravaska fuhr mit befreitem Bac k stagswind auf dem Kanonenboot »Uusi Laatokka« in den Militärhafen Suomenlinna ein, im Gepäck die Leiche ihres Pflegesohns Kauko Nyyssönen sowie ein auf dem Minensuchboot »Stachanow« angefertigtes, ausführliches Vernehmungsprotokoll. Die Sache sorgte bei den finn i schen Behörden für einigen Aufruhr. Die Polizei schlug umfangreichere Untersuchungen zu dem Todesfall vor, der sich unter höchst sonderbaren Umständen zugetr a gen hatte. Im Namen des gesunden Menschenverstands verzichtete man jedoch auf die Untersuchungen, da man an die völlige Verläßlichkeit des vom russischen Korve t tenkapitän angefertigen Protokolls glaubte, und da zu dem Fall Gutachten vom Außenministerium und vom Stab der Marine eingingen. In beiden Gutachten wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, daß allzu gründliche Nachforschungen zu Verärgerung in einem Finnland freundlich gesonnenen, von der Himmelsrichtung her nicht näher bezeichneten Nachbarstaat führen könnten, insbesondere in dessen Amtsapparat, der als groß und durchlässig bekannt war.
    Die Polizei führte jedoch im Rahmen ihrer Obliege n heiten einige außenpolitisch ungefährliche Unters u chungen durch, deren Gegenstand das entwendete Aluminiumboot aus Vuosaari
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