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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns
Autoren: Brandon Mull
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und anderen Lebewesen ihre Jugend aussaugt, um zu überleben. Oder ein Narkoblix, eine Kreatur, die imstande ist, Kontrolle über ihre Opfer auszuüben, während sie schlafen. Aber in Anbetracht seines Wohnorts vermute ich stark, dass er ein Viviblix ist, ein Wesen mit der Macht, Tote vorübergehend wieder zum Leben zu erwecken. Wie die Vampire aus den Legenden stellen Blixe durch einen Biss den Kontakt zu ihren Opfern her. Alle Unterarten von Blixen sind höchst selten, und hier haben wir einen, nur wenige Meilen von eurem Elternhaus entfernt!«
    »Und Sie wollen, dass wir in sein Leichenschauhaus einbrechen?« , fragte Kendra entsetzt.
    »Meine Liebe«, sagte Errol. »Archibald ist nicht da. Ich würde nicht einmal im Traum daran denken, euch auch nur
in die Nähe seines Bestattungsunternehmens zu schicken, wenn es anders wäre. Es wäre viel zu gefährlich.«
    »Gibt es da drinnen Zombiewachen?«, fragte Seth.
    Errol breitete seine behandschuhten Hände aus. »Wenn er ein Viviblix ist, könnte es sein, dass ein paar wiederbelebte Leichen frei herumspazieren. Nichts, womit wir nicht fertigwerden könnten.«
    »Es muss doch eine andere Möglichkeit geben, den Klabauter loszuwerden«, murmelte Kendra nervös.
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Errol. »Archibald wird morgen wieder zurück sein. Danach haben wir keine Chance mehr, die kleine Statue in unseren Besitz zu bringen.«
    Sie saßen zu dritt schweigend da und schauten zu den düsteren Fenstern des Bestattungsunternehmens hinüber. Es war ein altmodisches Herrenhaus mit einer überdachten Veranda, einer kreisförmigen Auffahrt und einer großen Garage. Das beleuchtete Schild an der Straßenfront war, neben dem Mond, die einzige Lichtquelle.
    Schließlich brach Kendra das Schweigen. »Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache.«
    »Ach komm schon, sei keine Memme«, sagte Seth. »So schlimm wird es schon nicht werden.«
    »Ich bin froh, dich das sagen zu hören, Seth«, bemerkte Errol. »Denn du wirst allein in das Haus gehen müssen.«
    Seth schluckte. »Sie kommen nicht mit uns?«
    »Genauso wenig wie Kendra«, erwiderte Errol. »Du bist noch keine vierzehn, richtig?«
    »Stimmt«, sagte Seth.
    »Die Schutzzauber, die das Haus bewachen, würden jedem den Eintritt verwehren, der älter ist als dreizehn«, erklärte Errol. »Aber sie haben es versäumt, es kindersicher zu machen.«

    »Warum haben sie es nicht gleich gegen alle geschützt?«, fragte Kendra.
    »Junge Menschen genießen eine angeborene Immunität gegen viele solcher Zauber«, erläuterte Errol. »Zauber zu erschaffen, die Kinder aussperren, verlangt größeres Können als die Errichtung von Barrieren gegen Erwachsene. Bei Kindern unter acht Jahren funktioniert so gut wie gar keine Magie. Die natürliche Immunität wird jedoch immer schwächer, je älter sie werden.«
    Zum ersten Mal, seit sie sich in den Wagen gesetzt hatte, verspürte Kendra eine gewisse Heiterkeit. Seth wirkte so ernst und in sich gekehrt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Völlig unabhängig von der konkreten Situation war es immer ein Vergnügen, ihm dabei zuzusehen, wie seine eigenen Worte auf ihn zurückfielen. Seth rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her und sah sie an.
    »Okay, was muss ich tun?«, fragte er. Alle Prahlerei war verschwunden.
    »Seth, tu es nicht …«, begann Kendra.
    »Nein«, unterbrach er sie und hob die Hand. »Überlass die Schmutzarbeit ruhig mir. Sagen Sie mir einfach, was ich tun muss.«
    Errol zog ein kleines Fläschchen hervor, an dem ein Augentropfer befestigt war. »Zuerst müssen wir deinen Blick schärfen. Diese Tropfen haben dieselbe Wirkung wie die Milch, die du in Fabelheim getrunken hast. Leg deinen Kopf in den Nacken.«
    Seth gehorchte. Errol beugte sich vor, legte einen Finger unter Seths rechtes Auge, zog das Lid herunter und drückte einen Tropfen aus dem Fläschchen. Heftig blinzelnd wich Seth zurück. »He!«, jammerte er. »Was ist denn das, Chili-Soße?«
    »Es kribbelt ein wenig«, gab Errol zu.

    »Es brennt wie Säure!« Seth wischte sich die Tränen aus dem betroffenen Auge.
    »Das andere Auge«, erwiderte Errol.
    »Haben Sie keine Milch?«
    »Tut mir leid, die ist mir gerade ausgegangen. Halt still, es dauert nur eine Sekunde.«
    »Länger dauert es auch nicht, mir ein Brandzeichen auf die Zunge zu drücken!«
    »Fühlt sich das erste Auge nicht schon besser an?«, erkundigte sich Errol.
    »Ich schätze, ja. Vielleicht reicht es ja, wenn ich auf einem Auge
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