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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Autoren: Margaret Atwood
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seltsamer waren als andere. Das Fest der Darmparasiten zum Beispiel war zwar erinnerungswürdig, aber nicht gerade das, was man reizvoll nennen würde.
    Das Fest der Cnidaria jedoch war ein besonders schönes Fest. Es gab Laternen in Form von Quallen und allerhand Dekoration aus Müllcontainer-Fundstücken. Gebrauchte Luftballons und aufgeblasene Gummihandschuhe wurden kreativ genutzt und mit langen Schnüren versehen, aus runden Spülbürsten wurden Seeanemonen und aus durchsichtigen Sandwichtüten Wasserschlangen gebastelt.
    Die Kinder schmückten sich mit Flatterbändern und führten einen Quallentanz auf, indem sie langsam mit den Armen wedelten, und einmal hatten sie ein schier endloses Theaterstück geschrieben und aufgeführt, in dem es um den wenig ereignisreichen Lebenszyklus der Qualle ging . Erst war ich ein Ei, dann kam mein Körperbau. Jetzt bin ich eine Qualle, in Rosa, Grün und Blau. Doch als die Portugiesische Galeere ins Spiel kam, wurde es sogar ein wenig dramatisch: Ich treib im Meer, tagaus, tagein, meine Tentakeln sind so fein. Gerat mir nur nicht in die Hände, sonst mach ich schnellstens dir ein Ende.
    Hatte Ren nicht bei dem Stück mitgeholfen?, fragt sich Toby. Oder Amanda? Dieses Lied, und dann ein kleineres Kind, das einen Fisch spielte, der geschnappt und gestochen wird und dann stirbt – das sah eigentlich nach Amanda aus; oder nach der Plebsratte, die Amanda damals gewesen war, die seit der Beseitigung der beiden heimtückischen Painballer jedoch wie eine andere wirkt.
    »Nach der Beseitigung der beiden heimtückischen Painballer«, schreibt sie. Beseitigung , das klingt nach Abfall. Sie fragt sich, ob diese Bezeichnung im Hinblick auf ihre einstige Position als Eva Sechs überhaupt tragbar ist, verneint und lässt es trotzdem so stehen.
    »Nach der Beseitigung der beiden brutalen Painballer gingen Ren, Shackleton, Amanda, Crozier und ich den AnuYu-Waldweg entlang zurück. Wir kamen an den Baum, an dem die Painballer den armen Oates mit durchschnittener Kehle aufgehängt hatten. Viel war nicht mehr von ihm übrig – die Krähen hatten ihn assimiliert und Gott weiß wer noch alles –, aber Shackleton kletterte in den Baum und schnitt das Seil durch, und er und Crozier sammelten die Knochen ihres jüngeren Bruders zusammen und schnürten sie in ein Laken.
    Dann war es Zeit zum Kompostieren. Die Organschweine wollten Adam und Jimmy zur Kompostierstelle tragen, als Zeichen der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Spezies. Sie sammelten noch mehr Blumen und Farnwedel und bedeckten die Leichen damit. Dann zogen wir geschlossen zur Kompostierstelle. Die Craker sangen die ganze Zeit.«
    Sie fügt hinzu: »… was ein wenig nervenaufreibend war.« Aber dann streicht sie den Satz wieder durch, nachdem ihr eingefallen ist, dass Blackbeard so große Fortschritte beim Schreiben macht, dass er eines Tages ihre Aufzeichnungen wird lesen können.
    »Nach kurzer Diskussion begriffen die Organschweine, dass wir Adam und Jimmy weder selber essen noch von den Schweinen essen lassen wollten. Ihre Regeln in dieser Hinsicht scheinen eher kompliziert zu sein: Tote Jungtiere werden von den trächtigen Müttern gegessen, um ihren Nachwuchs mit zusätzlichen Proteinen zu versorgen, aber Erwachsene, vor allem ranghohe Erwachsene, werden dem allgemeinen Ökosystem zugeführt. Alle anderen Arten dagegen sind Freiwild.
    Amanda wandte ein, eine Phase in Form von Schweinekot fände sie für Jimmys Lebenszyklus nicht akzeptabel, die Bemerkung jedoch wurde durch Blackbeard nicht übersetzt. Von Oates war zu wenig übrig, als dass die Frage in seinem Fall relevant gewesen wäre.
    Wir begruben alle drei in Pilars Nähe und pflanzten über jedem einen Baum. Für Jimmy hatten Ren, Amanda und Lotis Blue einen Ausflug in den botanischen Garten in die Abteilung Früchte der Welt unternommen – unter Aufsicht der Schweine, die natürlich aufgrund ihrer Vorliebe für Früchte den Weg dorthin genau kannten – und einen Kentucky-Kaffeebaum ausgesucht, der herzförmige Blätter hat und Beeren hervorbringt, die als Kaffeeersatz verwendet werden können. Viele in unserer Gruppe werden sich darüber freuen, da ihnen der geröstete Wurzelkaffee allmählich zu den Ohren herauskommt.
    Für Oates wählten Crozier und Shackleton in Anlehnung an seinen Namen eine Eiche. Die Schweine waren begeistert, denn so würde es später Eicheln geben.
    Für Adam Eins durfte Zeb als dessen nächster Verwandter den Baum aussuchen. Er
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