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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex
Autoren: Lutz van Dijk
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unsere Ausdauer im Liebesspiel sind im Tierreich einmalig. Positive Gefühle wie Fürsorge, Zuneigung und Liebe stellen sich oft unmittelbar nach befriedigend erlebtem Sex ein.
    Die Kehrseite jedoch damals wie heute: Kränkungen und Enttäuschungen im sexuellen Bereich lösen tiefe negative Gefühle aus. Wut, Enttäuschung, Hass und Eifersucht können zu irrationalem und völlig unkontrollierbarem Verhalten führen, trotz aller Intelligenz, die wir ebenfalls entwickelt haben.
    Dies zu wissen hilft vermutlich wenig, wenn man selbst betroffen ist. Wir Menschen sind nicht nur schon immer körperlich leicht verwundbare Lebewesen gewesen, auch im Gefühlsbereich sind wir für Fehleinschätzungen und Irrtümer anfällig. Daher ist die Geschichte von Liebe und Sex auch die Geschichte von extrem unterschiedlichen Versuchen, soziale Kontrolle über die individuellen Sehnsüchte nach sexueller Befriedigung auszuüben.
    Erich Kästner, 33 Jahre, in Berlin 1932 – ein Jahr, bevor die Nazis in Deuschland an die Macht kommen
    Der deutsche Schriftsteller, Kinderbuchautor und Friedensaktivist Erich Kästner (1899 – 1974) schrieb 1932 den Kabarett-Text »Die Entwicklung der Menschheit«: **
    |32| »Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
    behaart und mit böser Visage.
    Dann hat man sie aus dem Wald gelockt
    und die Welt asphaltiert und aufgestockt
    bis zur dreißigsten Etage.

    Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
    in zentralgeheizten Räumen.
    Da sitzen sie nun am Telefon.
    Und es herrscht noch genau derselbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen.

    Sie hören weit. Sie sehen fern.
    Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
    Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
    Die Erde ist ein gebildeter Stern
    mit sehr viel Wasserspülung. […]

    So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
    den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
    Doch davon mal abgesehen und
    bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
    noch immer die alten Affen.«

*
Desmond Morris: Der nackte Affe, München und Zürich 1968, S. 7.
**
Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932), Stuttgart/Berlin 1989, S. 8.

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|33| Eva und Adam
    Ideen vom ersten Mal
    200 000 bis 100 000 v. Chr.

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Am sechsten Tag
    Judentum, Christentum und Islam haben viel gemeinsam. Alle drei Religionen glauben an den einen Gott, den Schöpfer der Welt und des Menschen. Alle drei Religionen nennen in ihren heiligen Büchern – dem jüdischen Talmud, der christlichen Bibel und dem islamischen Koran – als höchste Ziele den Frieden (hebräisch: Shalom, arabisch: Salam), die Nächstenliebe und Sorge für die Armen.
    Warum, einziger Jahwe, lieber Gott, allmächtiger Allah, gibt es dann so viel Krieg und Elend auf der Welt? Warum bekämpfen einige Vertreter dieser Religionen seit ihrer Entstehung die jeweils anderen auf das Schrecklichste?
    Dabei fing alles so gut an, zuerst im Judentum, dann im Christentum und schließlich im Islam. Alle drei Religionen erzählen denselben Mythos von der Entstehung der Welt und der Erschaffung des Menschen. Was für eine schöne Geschichte: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« (1. Mose 1). Am ersten Tag machte er Licht im dunklen Universum. Am zweiten Tag ließ er das Wasser zusammenströmen und Land entstehen und schuf die Weltmeere und Kontinente. Am dritten Tag ließ er auf dem Land »Gras und Kraut« und »fruchtbare Bäume« wachsen. Am vierten Tag erweiterte er die göttliche Beleuchtung durch »zwei große Lichter«: Die Sonne, die den Tag regierte, und den Mond mit kleinen Sternen für die Nacht. Am fünften Tag schuf er die Fische im Wasser, winzige bis hin zu »großen Walfischen«, und »Gevögel«, das sich auf dem Land und in der |35| Luft ebenfalls tüchtig vermehren sollte. Am sechsten Tag schließlich schuf er den »Menschen ihm zum Bilde«.
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    |35| Am Ende war er rundum zufrieden: »Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe da, es war gut.« (1. Mose 1,31) Und da er ziemlich erschöpft war von all der Arbeit, ruhte er sich am siebten Tage aus und machte gar nichts.
    Wie mag dieser Adam (hebräisch für: der erste Mensch) ausgesehen haben? Jene Männer, die als Erste Bibeltexte auf Pergamentrollen schrieben, konnten sich nur vorstellen, dass Adam wohl ein Mann gewesen sein muss, auch wenn spätere Bibeltexte schon mal vorsichtig andeuteten, dass dieser erste Mensch vielleicht männlich und weiblich war: «… und [Gott] schuf sie einen Mann und ein Weib.« (1. Mose 1,27) Ein Gedanke
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