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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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siebte Milliarde Menschen im Jahr 2012 komplett sein dürfte und dass sich um 2050 die Zahl der Menschen bei rund neun Milliarden stabilisieren wird.
    |193| Wenn die Prognosen auch nur einigermaßen stimmen, wird es auch auf Dauer genug Nahrung geben. Warum ist die Verteilung dann so ungerecht? Warum haben wenige so sehr im Übermaß, dass sie vieles wegwerfen müssen – während die meisten anderen mit ansehen müssen, wie die eigenen Kinder verhungern?
    Bedeutet Liebe in Zeiten der Globalisierung, vor all dem trotz zunehmender Informationsmöglichkeiten immer mehr die Augen zu verschließen? Bedeutet es, eigentlich nur noch an sich und die engste Familie denken zu können? Und Sex in Zeiten der Globalisierung – bedeutet das grenzenlos erotische Gefühle, aber nur für die, die reich oder jung und hübsch sind und keine schwierigen Fragen stellen?
    Globalisierung – erst mal nur ein neues Schlagwort. Was ist damit gemeint? Und was hat es am Ende mit Liebe und Sex zu tun?
    Globalisierung bezeichnet zunächst einmal einen Welthandel, der sich durch neue Technologien wie Computer und Internet radikal verändert, in dem Geld und Güter beinahe unkontrolliert über Ländergrenzen fließen und in dem viele multinationale Konzerne (sogenannte Global Players) mehr Macht haben als die nationalen Regierungen. Wohl kaum jemand glaubt daran, dass die technologische Entwicklung von Computer und Internet zurückzudrehen ist. Die Geister scheiden sich jedoch an der Frage, wie und ob die Macht dieser Wirtschaftsmultis, denen es logischerweise nicht um das Wohl der Menschheit, sondern zuerst um die eigenen Gewinne geht, kontrolliert werden kann, damit alle Menschen von der Entwicklung profitieren können und die Umwelt erhalten bleibt. Befürworter der Globalisierung loben das »Näherrücken der Kontinente« und die »Informations- und Reisemöglichkeiten für die neuen Weltbürger«, doch Kritiker weisen darauf hin, dass der »neue Wohlstand« und die »Weltoffenheit« nur privilegierten Minderheiten zu Gute kommen. Für die Mehrheit der Bevölkerung in Industrie- und Entwicklungsländern bedeute Globalisierung jedoch mehr Arbeitslosigkeit, schlechtere Gesundheitsversorgung und mehr Hunger.
    Mit der Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) haben sich die Vertreter der Konzerne und reichen Länder eine internationale Instanz geschaffen, die unter dem freundlich und liberal klingenden Wort Freihandel dem Rest der Welt die Bedingungen des Handels diktiert. Die WTO fühlt sich an keine der anderen internationalen Einrichtungen |194| gebunden, die sich die Menschheit geschaffen hat, um politische Konflikte friedlich zu lösen (wie seit 1945 die Vereinten Nationen, UNO) oder globale Umweltprobleme anzupacken (wie die Weltkonferenzen für Umwelt und Entwicklung, UNCED, 1992 in Rio de Janeiro und 2002 in Johannesburg).
    1998 gründete sich zuerst in Frankreich ein breites Bündnis gegen die Globalisierung unter dem Namen ATTAC ( Association pur une Taxation des Transaction financieres pour l’Aide aux Citoyens *** ). Ihm sind inzwischen mehrere 10 000 überwiegend junge Menschen in rund 50 Ländern in Form eines basisdemokratischen Netzwerks beigetreten. Bei öffentlichen Protestversammlungen, wie zum Beispiel anlässlich der G8-Treffen der Regierungschefs von acht der reichsten Industrienationen, kommen mehrere Hunderttausend Demonstranten zusammen (zuletzt beim G8-Gipfel im norddeutschen Heiligendamm). Die ursprüngliche Idee war, durch öffentlich erhobene Steuern für den internationalen Geldverkehr, ohne den kein Handel funktionieren kann, eine Kontrolle gegenüber illegalen Geschäften einzuführen. Mit dem so eingenommenen Geld sollten internationale Projekte zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit und des Umweltschutzes finanziert werden.
    Im Alltag spüren viele Menschen die Folgen von Globalisierung oft zuerst auf dem Arbeitsmarkt: Über Nacht können ganze Produktionsbranchen wegfallen, falls den multinationalen Konzernen die Investition in einem Land interessanter erscheint als in einem anderen. Wo früher Gewerkschaften für die Rechte der Angestellten und Arbeiter stritten, verschwinden die Investoren heute einfach, ohne sich um soziale Folgen kümmern zu müssen, und gehen dorthin, wo niedrigere Löhne und angepasste Arbeitskräfte mehr Gewinn und weniger Konflikte versprechen.
    Für all diejenigen, die nicht zu den Global Players gehören, selbst wenn sie sich mittels ein paar erworbener Aktien

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