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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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Ostalpen, der Donau und der Save, sie dringen nach Italien ein und werden für die südlichen und östlichen deutschen Regionen zu einer bedrohlichen Geißel. Nichts scheint sie aufhalten zu können. Auf ihren schnellen, struppigen Pferden sind sie mit ihrem unbedingten und brutalen Kampfeswillen viele Jahrzehnte lang ihren Gegnern überlegen.
    Die Sarazenen, die Wikinger, die Ungarn – die Menschen des Mittelalters erleben die Überfälle dieser Eroberungs- und Kriegsvölker als Trauma, das über Jahrhunderte hinweg nicht vergessen werden wird. Die Geschichte Europas ist seit ihren Anfängen immer auch eine Geschichte der Gewalt. Ob von außen hereingetragen oder durch innere Machtkämpfe entbrannt, haben die unzähligen Kriege unsere Vorfahren immer wieder in Elend und Tod gestürzt. Gewalt gehört zur europäischen Kultur. Vielleicht fällt es uns deshalb auch heute noch so schwer, in der Politik rational und menschlich zu entscheiden.
    Im Hochmittelalter, ab dem 10. Jahrhundert, formt sich allmählich die Staatenwelt, die dann die politische Landkarte Europas bildet. Die Geschichte Frankreichs, Englands, Spaniens, Italiens oder Deutschlands nimmt nun festere Konturen an. Es ist auch die Zeit, in der die Macht von Papsttum und Kirche ihren Höhepunkt erreicht. Der christliche Glaube hat einen gigantischen Aufschwung |27| erlebt. Kein König oder Kaiser, der nicht von der Kirche inthronisiert wird.
    Bonifatius (672/73–754)
    Historisch gehört die von Päpsten und Bischöfen angestrebte christliche Missionierung Europas zu den bedeutendsten Taten des Mönchtums. Wie schon erwähnt, spielen dabei die Missionare aus England, Schottland und Irland eine herausragende Rolle. Sie kommen aus ihren Klöstern über den Kanal, durchwandern die heidnischen Länder des Kontinents und verkünden das Wort Gottes. Ihre Arbeit ist beschwerlich und gefährlich. Die Völker und Stämme in Gallien, Germanien oder in den slawischen Regionen halten zäh an ihren alten Göttern fest. Keiner der kämpferischen Germanen will freiwillig auf seinen Platz in Odins Walhalla verzichten. Mancher Missionar stirbt daher als Märtyrer und wird für die Kirche zum Heiligen.
    Als »Apostel der Deutschen« gilt der Angelsachse Winifred. Geboren ist er im englischen Wessex. Seine erste Missionstätigkeit führt ihn zu den germanischen Stämmen Frieslands. Ihr ist wenig Erfolg beschieden. Papst Gregor II. beauftragt ihn wenig später mit der Germanenmission. Er erhält den Namen Bonifatius. Der Mönch geht zunächst wieder nach Friesland, dann nach Hessen, wo er die Klöster Fritzlar und Amöneburg gründet. 722 weiht ihn der Papst zum Bischof, zehn Jahre später wird Bonifatius Erzbischof für das gesamte ostfränkische Missionsgebiet. Er missioniert in Hessen und fällt dort bei Geisenheim die Donar-Eiche, um die Schwäche der heidnischen Götter, allen voran die des Wettergottes Thor, zu demonstrieren. Bonifatius errichtet die Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg, Eichstätt, Würzburg und Erfurt. Im Machtkampf zwischen Kirche und Staat muss er es allerdings hinnehmen, dass die mächtigen Kanzler der fränkischen Könige, genannt Hausmeier, ein entscheidendes Wort bei der kirchlichen Neuordnung im Frankenreich mitreden.
    Schließlich wird Bonifatius zum ersten Erzbischof von Mainz ernannt. Seine besondere Zuneigung aber gilt dem Kloster in Fulda. Der Kirchenfürst ist bereits 80, als er 754 zu einem neuerlichen Missionszug nach Friesland aufbricht. Während einer Predigt wird er dort von wütenden Friesen erschlagen. Sein Grab findet er im Dom von Fulda. So ist der Engländer Bonifatius mit seiner Missionsarbeit eine einflussreiche Persönlichkeit der deutschen Geschichte geworden. Er hat die Fundamente der katholischen Kirche in Deutschland gelegt.
    |28| Das Mittelalter endet um 1500. Mit Christoph Columbus setzen nun die abenteuerlichen Entdeckungsreisen wagemutiger und Reichtum suchender Seefahrer und Kaufleute aus den Küstenländern Portugal, Spanien, England oder den Niederlanden ein. Sie beginnen die außereuropäische Welt zu erkunden und in blutigen Feldzügen zu unterwerfen. Mit Silberschätzen, neuen Rohstoffen und unbekannten Feldfrüchten beladen kehren die Schiffe in die Häfen Europas zurück. Es beginnt ein reger Austausch, und die Ureinwohner am anderen Ende der Welt werden gleichfalls zum katholischen Glauben bekehrt, notfalls mit Gewalt. Der italienische Mathematiker und Astronom Galileo Galilei begründet die modernen
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