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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2
Autoren: cook
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Wind peitschte im Rhythmus meines Herzschlags, und ich trat näher. Lass mich frei, raunte der Wind. Kein Schmerz mehr und kein Zorn. Nur seliges Nichts, versprach er tückisch.
    Meine Hände fühlten sich geschwollen an, so voller Kraft, dass ich sie kaum mehr spürte. Mein Puls hatte sich beschleunigt und meine Adern mit Gift gefüllt. »Ich habe dir geglaubt«, sagte ich, nahm seinen Arm und hinderte ihn daran, den letzten Sack aufzuladen.
    Duncan hielt ruckartig inne und blickte stirnrunzelnd auf meine Hand hinab. Sein Gesicht wirkte hart im unsteten Schein des Feuers, das mein Wind flackern ließ. Ich spürte seine starken Muskeln unter meinem Griff. Ich fühlte, wie es sein würde, meinen Hass und meine Wut in ihn hineinströmen zu lassen, die sein Herz anhalten und sein Fleisch versengen würden. Wie die Flut des Wahnsinns mich von Schmerz und Scham reinwaschen würde.
    Die Kraft wuchs, und der Wind kreischte in meinem Kopf. Mir stockte der Atem, während ich mit meinem Kummer rang und versuchte, einen Grund zu finden. Meine Beine zitterten, meine Haut brannte. Der Wind schwoll an wie meine Magie. Jetzt, forderte er und zog meine Wut und meinen Kummer in eins zusammen. Der Wind erhob sich, warf sich gegen meinen Willen und verlangte, freigelassen zu werden, damit er ihn töten konnte. Und ich widerstand ihm.
    Ich schwankte am Abgrund. Ich wollte es, wollte ihm wehtun, wollte meine Gefühle gerächt sehen. Der Wind in meinem Kopf heulte, packte meinen Willen und gab ihm eine Richtung vor, und mit einem jubelnden Schwung ergriff er Besitz davon und ließ meine Wut in meine Hände schießen.
    »Nein!«, schrie ich auf und riss die Hände von Duncan zurück. Schmerz durchzuckte mich, und ich fiel neben seinem Feuer auf die Knie. In meinen Händen brannte die Macht des Todes, mein Hass fiel auf mich selbst zurück. Er wälzte sich unter meiner Haut herum und suchte einen Ausweg. Meine Augen weiteten sich vor Angst. Er konnte nirgendwohin.
    Ich kniete im Schmutz, riss den Mund auf und starrte den Mond an, als mir klar wurde, was ich da entfesselt hatte. In meinem Kopf sang der Wind vor Freude. Er hatte mir Erlösung versprochen, und er würde sie mir bringen. Er hatte gewonnen! Er hatte gewonnen! Ich würde sterben, und dann würde er endlich frei sein!
    Ich geriet in Panik, riss meine Gedanken verzweifelt herum und hetzte den brennenden Hass in mir stattdessen auf den Wind. Dessen Stimme kreischte vor Qual. Ich erstarrte und konnte nicht einmal schreien, als die Kraft des Winters über meine Seele herfiel. Dann wallte Hitze in mir auf, eine Flutwelle aus Feuer, die sich auftürmte und alles verschlang.
    Ich kippte vornüber auf die Hände. Ich rang nach Luft und hatte das Gefühl, mein Geist stehe in Flammen. Feuer loderte in meinem Kopf, während die Stimme in mir zu Asche verbrannt wurde, was auch ich zu spüren bekam.
    Tränen nahmen mir die Sicht, ich tat einen japsenden Atemzug, dann noch einen. Ich lebe noch? Keuchend hob ich den Kopf und sah durch den strähnigen Vorhang meines Haars Duncan, der nicht einmal ahnte, was eben geschehen war. Ich lebe. Aber das beständige Summen und Schnattern in meinem Kopf war verschwunden. Ich lebe; der Wind ist tot.
    Ich würde Duncan nicht töten, nicht für meinen Fehler, ihm vertraut zu haben. Ich war verletzt und betrogen worden, aber ich hatte das zugelassen. Den Kummer würde ich überleben. Wenn ich ihn tötete, würde das heißen, dass ich das nicht konnte und er mich letztlich doch besiegt hatte. Wenn ich ihn am Leben ließ, blieb ich unbesiegt.
    »Albernes Weib«, brummte Duncan, der den letzten Sack festgebunden hatte und mich ansah, das einst so angenehme Gesicht hart und hässlich. »Kann nicht mal die Wahrheit ertragen, ohne sich hysterisch auf den Boden zu werfen. Du hättest jemanden mitbringen sollen, der dich wieder nach Hause bringt, damit du dich heulend vor deinem Feuer verkriechen kannst.«
    Mein Kopf dröhnte, und ich fühlte mich ganz leicht. Gereinigt. Er wusste nicht einmal, dass ich ihn beinahe getötet hätte. Ich senkte den Kopf, um mich zu sammeln, und entschied, dass das nicht wichtig war.
    »Wie kommst du auf die Idee, dass sie allein hier ist?«, ertönte eine Männerstimme hinter den Pferden.
    Tuck scheute, und die Dornbüsche um uns herum waren das Einzige, was das schreckhafte Pferd an der Flucht hinderte. Erschrocken hob ich den Blick vom Boden. Ich zitterte vor Erschöpfung. Bestürzt stieß ich den Atem aus. Jeck. Er hatte es gesehen.
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