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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2
Autoren: cook
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Die Feuchtigkeit des letzten Regens stieg vom Boden auf und sank schwer in meiner Lunge herab. Mein Zorn auf Duncan war zu Traurigkeit abgeklungen. Ich wusste nicht einmal mehr, was ich tun würde, wenn ich ihn gefunden hatte. Aber ich musste ihn sehen und ihm sagen, dass das, was er getan hatte, mir nicht ewig wehtun würde, weil er das nicht wert war.
    Mein nasses Kleid blieb hängen, mein Haar verfing sich. Ich blieb stehen und löste mühsam jeden Dorn und jeden Zweig. Geduldig bewegte ich mich in einem langsamen, aber beständigen Tempo vorwärts, obwohl meine Finger kalt und schwerfällig wurden. Ich hielt auf die Felsen zu, weil ich sicher war, dass Duncan sich dort versteckte und das Dornengestrüpp darum herum als Warnung benutzte, falls sich jemand nähern sollte. Aber ich war nur eine einzelne Person, die sich voranschlich, nicht mehrere Dutzend Männer, die sich den Weg zu ihm mit langen Klingen freischlugen.
    Die Taubheit hatte wieder ganz Besitz von mir ergriffen, bis ich endlich die Reihe der Felsen erreichte. Ich kletterte auf den ersten und arbeitete mich von da aus auf die größeren Felsbrocken hinauf. Ihre Schatten waren so tief, dass sich ein Bär darin hätte verstecken können. Der Zephir kehrte zurück, drängte mich vorwärts und wurde dafür verächtlich von dem Wind gescholten, der noch in meinem Kopf gefangen war. Der Zephir ließ die winzigen Blätter der Himbeerranken neben mir erzittern und lachte vor Freude über seine Freiheit.
    Ein plötzlicher Windstoß ließ mich den Kopf heben und lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen schwachen Lichtschein hinter einem gekrümmten Felsen. Plötzlich erkannte ich, dass die Felsen, auf denen ich herumlief, einst ein Turm gewesen waren, der umgestürzt war und sich nun am Boden ausstreckte. Und in der Grube, wo einmal die Grundmauer des Turms gewesen war, brannte ein Feuer.
    Es schnürte mir die Kehle zu. Ich befahl dem Wind in meinem Kopf, still zu sein, und kroch langsam vorwärts, damit ich kein Steinchen anstieß, das mich verraten würde. Mit angehaltenem Atem schlich ich mich zum Rand über dem Lichtschein und spähte hinab.
    Duncan. Er hatte mich noch nicht gesehen. Tuck, sein Pferd, hatte die Ohren gespitzt und beobachtete mich. Ein zweites Pferd stand neben ihm. Da sein Frühlingsfell so gepflegt war, vermutete ich, dass es aus dem Palast stammte.
    Tuck legte die Ohren an, und ich ermahnte ihn, still zu sein. Er schnaubte, scharrte mit einem Vorderlauf und lehnte sich gegen die Gedanken auf, die nicht die seinen waren. Duncan bemerkte es nicht. Er hockte mit dem Rücken zu mir neben seinem abgetragenen Bündel und wühlte darin herum. Neben ihm lagen ein angebrochenes Büschel Heu und vier Säckchen, teilweise mit einer Plane bedeckt. Er sah ruhig und entspannt aus, und nur seine etwas hastigen Bewegungen wiesen darauf hin, dass ein gewaltiger Schatz neben ihm im Dreck lag. Die schützende Grundmauer des Turms reichte fast ganz um ihn herum und verbarg den Feuerschein. Dies war ein hervorragendes Versteck.
    Und besonders geeignet für einen Mord, flüsterte der Wind in meinem Kopf und erschreckte mich. Seine Stimme war klar und deutlich, während mir alles andere vor den Augen verschwamm.
    Er hat mich zu Rylan geschickt, in den sicheren Tod, dachte ich, und mein Herz pochte laut, als der Wind mich drängte, endlich zu handeln, und mir versicherte, es sei mein Recht, mich zu rächen. Er hat mich belogen und benutzt.
    Die Muskeln in meinen Unterschenkeln spannten sich. Aufwallender Zorn erhitzte meine Wangen. Der Wind in meinem Kopf flüsterte tückisch: Er hat dich nie geliebt. Er hat dich nie geliebt.
    Ohne einen Gedanken daran, was alles passieren könnte, bat ich meinen befreiten Zephir, Duncan etwas ins Ohr zu flüstern. Die zarte Brise sauste gehorsam davon. Die Flammen schlugen höher, und Duncan schrak zusammen.
    Mit einem leisen Scharren seiner Stiefel fuhr er herum. Sein Gesicht war starr vor Schock. Er begegnete meinem Blick, und seine Lippen teilten sich. Emotionen huschten so rasch nacheinander über sein Gesicht, dass ich sie im schwachen Licht von Mond und Feuer nicht lesen konnte.
    »Tess!«, platzte er heraus. »Du hast mich gefunden!« Er eilte auf mich zu, als hätte es die vergangenen drei Tage nie gegeben. Er strahlte große Aufregung aus. »Nicht zu fassen, dass du mich gefunden hast«, sagte er und streckte die Hand aus, um mir von meinem Felsen zu helfen. »Wo ist dein Bündel? Oh, das ist einfach großartig! Hast du
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