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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden
Autoren: Susan Kearney
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so hätte er vielleicht die Befreiung von seiner sexuellen Spannung gesucht und die Sache selbst in die Hand genommen. Wenn er sich in einer unzivilisierten Welt befunden hätte, so hätte er sie sich über die Schulter geworfen und geradewegs in sein Bett getragen.
    Natürlich unternahm Lucan nichts dergleichen. Doch Caels Worte erzählten nicht nur eine Geschichte, sondern sie reizten überdies auch sein Blut, mit verdoppelter Geschwindigkeit durch die Adern zu strömen. Die Naht in seiner Hose war inzwischen so gespannt, dass er fürchtete, der Stoff könnte eine dauerhafte Ausbuchtung davontragen. Aber er hätte nicht einmal dann weglaufen können, wenn sein Leben in Gefahr gewesen wäre.
    »Nachdem die Sterne den Himmel erhellten, verdämmerte die Schwärze. Die Welten erwärmten sich, das Leben wuchs. Tiere und Menschen entwickelten sich. Doch die Schwärze verlor niemals ganz gegen das Licht. Sie zog sich nur zurück. Auf Pendragon behauptete eine Frau namens Jeda, die Göttin zu verehren, aber in Wahrheit betrieb sie auf ihrer Suche nach der Unsterblichkeit nur die dunklen Künste. Um Jeda eine Lektion zu erteilen, sandte ihr die Göttin zwei Geschenke.«
    »Sind Geschenke eine Bestrafung?«
    »Das erste Geschenk war das des ewigen Lebens. Die einzige Gegengabe Jedas hatte darin zu bestehen, der Göttin zu gehorchen. Und die Göttin befahl ihr, niemals das zweite Geschenk zu öffnen.«
    »Hat sie es trotzdem getan?« Ähnliche Legenden hatte Lucan schon in vielen Kulturen gehört. Seltsam, wie oft das geschah. Auf der Erde gab es die Büchse der Pandora. Und Pendragon hatte das Buch der Jeda.
    »Jeda lebte lange genug, um ihren Gemahl, ihre Kinder und Enkel zu begraben. Sie heiratete wieder, hatte so eine neue Familie und begrub auch diese. Nach vielen tausend Jahren besaß sie großen Reichtum, alle Bequemlichkeiten und Dinge, von denen sie immer geglaubt hatte, sie seien so wichtig. Aber sie war noch immer nicht glücklich. Ihr war sogar zunehmend langweilig, und sie blieb einsam. So entschied sie, dass ihr die Göttin wohl gar kein Geschenk verliehen, sondern sie offenbar verflucht hatte. Die Schmerzen, alle Menschen, die sie liebte, überleben zu müssen, zerfraßen ihr die Seele. Da sie glaubte, der Tod würde ihre Qualen beenden, öffnete sie nun doch das zweite Geschenk, da sie annahm, dass der Tod die Strafe für den Ungehorsam gegen die Göttin sein werde.«
    »Was befand sich denn darin? Hat sie ihre Unsterblichkeit verloren?«
    »Eine Göttin nimmt ihre Geschenke niemals zurück. Sie hielt zwar ihr Versprechen der Unsterblichkeit, aber sie war nicht grausam. In dem Kästchen befand sich ein Zauber, der Jeda zu einer Drachenwandlerin machte.«
    »Einer Drachenwandlerin?« Er runzelte abermals die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    »Der Legende zufolge musste Jeda als Drachin nicht unter dem Verlust derjenigen leiden, die sie liebte, denn als Drachenwandlerin würde sie niemals wieder die Liebe und familiäre Zuneigung erhalten, die sie als Frau bekommen hatte.«
    »Warum erzählst du mir diese Geschichte?«
    »Ich glaube, dass so, wie die Drachin Jeda, die ihren Willen bekommen hat, auch wir am Ende unseren Wunsch erfüllt sehen und den Schild durchbrechen werden. Ich fürchte bloß, dass wir, wenn wir wie Jeda dasjenige erhalten haben, was wir bekommen wollten..,.«.
    »... nicht gerade davon begeistert sein werden?«
    »Jetzt hast du mich verstanden.«
    Er vermutete es. Aber ihr Märchen würde ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er war schon zu weit gekommen, um sich von einer solchen Kindergeschichte beeindrucken zu lassen.
    Sie legte den Kopf schräg, und der Kragen ihres Hemdes teilte sich wieder und enthüllte nun das Halsband, das er schon zuvor bemerkt hatte. Die beeindruckenden Steine mit ihren funkelnden Farben mussten ein Vermögen wert sein. Aber es waren weder die Steine noch ihr Wert, was ihm den Atem raubte.
    Die Steine waren in Metall eingebettet.
    Heilige Hölle! Das Metall war mit dem angelsächsischen Alphabet verziert - mit Runen.
    Mit offenem Mund starrte Lucan die Kette an. Er hatte sie zwar zu kurz gesehen, um ganz sicher sein zu können, aber es sah ganz so aus, als ob jemand noch andere Symbole unter den Runen eingraviert hätte - Symbole, die ihn an diejenigen auf der Sternenkarte und auch an die auf der Außenwand von Avalon erinnerten. Runen, die von der Erde stammten - was bedeutete, dass er in der Lage sein sollte, sie zu entziffern - und die Zeichen von
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