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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden
Autoren: Susan Kearney
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entfernt von ihm arbeitete. Nur wenige Mitglieder des Avalon-Projekts waren zu dieser frühen Stunde auf ihrem Posten.
    »Wir haben gar nichts erreicht!«, rief Sir Quentin, der Chef-Archäologe der Mannschaft, als er die Tür aufwarf und zu Sir Shaws Schreibtisch im vorderen Teil des Labors stapfte.
    »Das stimmt nicht«, entgegnete Sir Shaw. Shaw war ein geschätzter Professor, der sich gerade in seinem Forschungssemester befand und dem Avalon-Projekt seine Kenntnisse als Oberaufseher der Feldarbeit zur Verfügung stellte.
    Lucan konnte sich nicht erinnern, wann diese beiden Leiter zuletzt einer Meinung gewesen waren. Vielleicht glaubte Sir Shaw den unbestätigten Berichten, denen zufolge die Abteilung für Verlorene Artefakte ein geheimer Arm des Militärs war und unter der unmittelbaren Kontrolle durch Sir Quentin und General Brennon stand. Vielleicht war es aber auch nur eine Meinungsverschiedenheit über grundlegende wissenschaftliche Theorien. Wie dem auch sei, die Annahme, Widerspruch bringe neue Ideen hervor, bestätigte sich auf Avalon jedenfalls nicht. Lucan fragte sich unwillkürlich, wann die beiden ihren Streit wohl mit Fäusten austragen würden. Wenn es zu einer Schlägerei kam, setzte er auf Shaw. Obwohl dieser älter, kleiner und schwerer war, speiste sich seine Leidenschaft aus dem Herzen, während Quentin ein typischer Bürokrat war.
    Lucan warf einen Blick auf Cael und beobachtete ihre Reaktionen. Man musste ihr zwar zugestehen, dass sie ihre Verärgerung recht gut verbarg, aber die leichte Verengung ihrer Augen und ein gewisses Zusammenpressen der Lippen verriet sie dann trotzdem. Offenbar zog auch sie es vor, in Ruhe zu arbeiten.
    Inzwischen waren weitere Wissenschaftler ins Labor gekommen und machten sich auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen. Männer und Frauen traten sich bei dem Versuch, einen weiten Bogen um Cael zu machen, auf die Füße - und Lucan bemerkte ein Flackern in ihren Augen. Verärgerung? Schmerz?
    Sir Quentin schwang sein Klemmbrett. »Ich habe nichts, was ich meinen Vorgesetzten berichten könnte.«
    »Machen Sie sich nun Sorgen um die Reaktion der Regierung oder um die von General Brennon und seiner Abteilung für Verlorene Artefakte?«
    Nie zuvor hatte Lucan gehört, wie Shaw den anderen Wissenschaftler einer geheimen Verbindung zum Militär bezichtigte. Einen Augenblick lang wirkte sogar Cael schockiert, dann aber machte sie rasch wieder eine unbeteiligte Miene.
    Quentin fuchtelte mit seinem Klemmbrett vor Shaws Gesicht herum. »Wie können Sie es wagen, meine Loyalität infrage zu stellen?«
    Shaw stieß das Klemmbrett beiseite, die Papiere darauf flatterten zu Boden. »Einen gewissen Fortschritt haben wir durchaus vorzuweisen. Wir wissen jetzt immerhin, was nicht funktioniert.«
    Lucans Blick kehrte zu Cael zurück. Sie bückte sich gerade und hob die verstreuten Blätter auf. Das war zwar eine Aufgabe, die eigentlich unter ihrer Würde war, aber sie bewegte sich dabei mit einer so mühelosen Anmut, dass weder Shaw noch Quentin sie überhaupt bemerkten.
    Lucan hielt den Atem an und spürte, dass Cael nur auf den richtigen Moment wartete, in dem sie sich einmischen konnte. Unwillkürlich rückte Lucan näher an sie heran. Wenn es zwischen Shaw und Quentin tatsächlich zu einer Schlägerei kommen sollte und sie sich daran beteiligte, dann würde höchstwahrscheinlich sie diejenige sein, die Schutz brauchte.
    Quentin schlug mit der Faust auf den nächsten Schreibtisch. »Da sich die Höhle weitet, müssen wir drastischere Maßnahmen ergreifen.«
    »Noch nicht.« Shaw schüttelte den Kopf. »Allein die Technologie des Schildes ist ungeheuer wertvoll. Wenn wir uns zu sehr beeilen, riskieren wir, sie zu zerstören. Und wenn die militärische Abteilung für Verlorene Artefakte die Führung übernimmt, wird sie auch zuerst hineingehen wollen.«
    »Das Militär beabsichtigt nicht...«
    »Machen Sie sich doch nichts vor. Es ist genauso versessen auf den Gral wie die Regierung«, beharrte Shaw. »Aber vorher müssen die Wissenschaftler noch das Innere Avalons untersuchen.«
    »Wir alle brauchen die Technologie und die Profite, die der Gral uns bescheren kann.«
    Cael legte die Papiere auf dem Labortisch ab und stellte sich zwischen die Streitenden.
    »Hier geht es doch nicht um Profit!«, tobte Shaw. »Was immer wir im Inneren von Avalon finden, es ist unser Erbe. Diese Geschenke aus der Vergangenheit dürfen einfach nicht verkauft werden! Sie gehören allen gemeinsam.« Shaw holte
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