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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen
Autoren: Brenda Joyce
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Ungeduld studiert.
    »Was wollt Ihr von mir?«, stieß sie hervor.
    »Was glaubst du denn, was ich von dir will?«, fragte er zurück. »Du bist eine Frau. Ich habe Schmerzen. Komm her und versorge meine Wunde, wie es sich gehört. Sofort.«
    Erleichterung überflutete Mary.
    »Das ist alles, was Ihr wollt?« Sie konnte es nicht glauben. Seine Miene verhärtete sich.
    »Ich bin es gewöhnt, dass meine Befehle unverzüglich befolgt werden, Weib. Also komm gefälligst her und tu, was man dir beigebracht hat!«
    Mary wusste, sie musste gehorchen, denn sein aufbrausendes Temperament war offenkundig, doch wenn sie nicht jetzt zu einer Übereinkunft mit ihm kam, solange sie wenigstens ein winziges Quäntchen Macht über ihn hatte, dann würde sie es nie schaffen.
    »Ich werde Eure Wunde gern versorgen, wenn Ihr mir versprecht, mich danach gehen zu lassen.«
    Er verbarg seine Fassungslosigkeit nicht.
    »Ich befehle – und du stellst Forderungen?«
    Sie wusste, dass sie so weit gegangen war, wie sie konnte, dass sie ihr Spiel besser nicht noch weiter treiben sollte. Dennoch antwortete sie unumwunden: »Jawoll!«
    Er lächelte. Es war ein kaltes, gefährliches Lächeln, das seine dunklen, funkelnden Augen nicht erreichte, und es war unendlich einschüchternd.
    »Nur sehr wenige Männer haben es gewagt, sich mir zu widersetzen, und noch weniger haben den nächsten Tag erlebt.«
    Mary hielt die Luft an, unfähig, den Blick von ihm abzuwenden. Was immer für eine Macht es war, über die er verfügte, diese Macht verzehrte sie. Ihre Knie waren weich geworden; sie drohten einzuknicken. Etwas Gefährliches und Schreckliches schien mit unheimlicher Intensität zwischen ihm und ihr vor sich zu gehen.
    »Bedroht Ihr mich?«, flüsterte sie heiser.
    »Nur dass du eine Frau bist, rettet dich.«
    Sie zweifelte nicht daran, dass sie, wäre sie ein Mann, zu diesem Zeitpunkt bereits den Tod gefunden hätte. Er war ihr meistgehasster Feind, der Feind ihres Volkes, ihrer Familie, ihres Vaters, des Königs. Ihre Lage war aussichtslos, doch sie durfte sich nicht ihrer ansteigenden Panik ergeben. Mary richtete sich steif auf. Wenn es für sie je an der Zeit gewesen war, Heldenmut zu beweisen, dann jetzt.
    »Ihr seid also mit meiner Bedingung einverstanden?«
    Er starrte ihr verständnislos ins Gesicht.
    »Du bist entweder das dümmste Mädchen, das ich je getroffen habe, oder das tapferste.«
    Sie erwiderte seinen Blick, nicht gerade geschmeichelt und zu verängstigt, um wütend werden zu können.
    »Du heilst mich, und dann lasse ich dich frei.«
    Mary atmete schwer. Sie hatte erreicht, was sie wollte, wenngleich sie sich sicher war, dass sie ihm nicht im Geringsten vertrauen konnte. Aber sie hatte keine Wahl. Also trat sie entschlossen zu ihm, bereit, seine Wunde so schnell wie möglich zu versorgen. Sie betete stumm, dass er sie freilassen möge, wie er es versprochen hatte, damit sie alles, was vorgefallen war, sofort ihrem Vater berichten konnte. Seinen Blick, der keinen Moment von ihr abschweifte, versuchte sie geflissentlich zu ignorieren. Sie schluckte schwer und kniete neben ihm nieder.
    »Was ist Euch zugestoßen?«
    »Ein wild gewordener Keiler. Mein Pferd brach sich ein Bein, als ich ihn erlegen wollte, deshalb hat er mich erwischt. Natürlich habe ich ihn getötet, aber davor habe ich etwas abgekriegt.«
    Sie erwiderte nichts. Ihre Aufmerksamkeit war auf seinen muskulösen Schenkel gerichtet. Der Verband war blutdurchtränkt. Die Wunde befand sich ganz oben, gefährlich nahe an seinem Unterleib. Einen Augenblick lang lugte sie darauf, auch wenn ihr Blick dort – auf dem dunklen Schatten zwischen seinen Beinen – nichts zu suchen hatte. Eine Welle der Erregung durchflutete sie. Ihre Hände zitterten, sie verbarg sie in den Falten ihres Kleides.
    Im nächsten Moment hatte er sie an ihrem schmalen Handgelenk gepackt, und ehe sie sich versah, lag sie flach an seine harte Brust gedrückt, sein Kinn berührte das ihre. Sein Atem streifte ihre Lippen, als er sprach.
    »Warum zögerst du so lange?«
    Mary blickte ihm in die Augen, und nun sah sie zum ersten Mal Schmerz in ihnen. Ihr Herz verspürte eine Leidenschaft, der sie sich verweigerte. Sie durfte diesen Mann nicht als menschliches Wesen sehen, als jemanden, der verletzt war und Schmerzen litt. Er konnte für sie nur ein monströses Ungeheuer sein, einer, der eigenhändig und kaltblütig ihresgleichen mordete, nur um seinem aggressiven Wesen Genüge zu tun.
    Unfähig zu sprechen,
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