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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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dazu einen Dolmetscher.“
    „Aber länger als bis heute nachmittag
wird mir das nicht aufgeschoben!“ brummte der Oberst in drohendem Tone.
    „Selbstverständlich, Herr Oberst“,
erwiderte Fisby. Als sie jedoch den Fabrikraum verließen, flüsterte er noch den
Männern zu: „Das hat nichts zu sagen. Das hat nichts zu sagen.“
    Draußen auf der Straße blickte sich
der Oberst noch einmal prüfend um und murrte dann: „Ich finde, Sie hätten etwas
mehr Abwechslung in Ihre Bauweise bringen können. Warum haben Sie nicht auch mal
die Steine unverputzt gelassen, statt alle Häuser mit diesem weißen Mörtel zu
bewerfen?“
    „Die häßliche hellgelbe Farbe der
Steine schien uns nicht ganz...“
    „Nun, dann hätten Sie eben versuchen
sollen, sie aus anderen Lehmarten herzustellen.“
    Fisby wischte sich den Schweiß von der
Stirn: „Jawohl, Herr Oberst.“
    Das Wohnviertel lag hinter dem
Industrieviertel — einige gepflasterte Wege führten zu ihm. Unterwegs versuchte
Fisby den Oberst auf die Bäume, die Sträucher und Rasenflächen aufmerksam zu
machen. „Als wir den Plan für das Dorf entwarfen, Herr Oberst“, sagte er, „hat
,Goldblume’ sich bemüht, das Ganze so anzulegen, daß es wie ein Park wirkt, in
dessen Mitte das Teehaus steht.“
    Aber Oberst Purdy schien gar nicht
hinzuhören, sondern wies auf ein Haus, das tief im Gebüsch versteckt lag. „Was
ist denn das da, Fisby?“
    „Das ist eins der Wohnhäuser, Herr
Oberst. Wir haben sie absichtlich etwas abseits gebaut, damit die Familien ganz
für sich sind.“
    Oberst Purdy verließ den Weg und
schritt quer über den frisch gesäten Rasen auf das Haus zu. Es war ganz aus
Holz, hatte ein Ziegeldach und eine verglaste Veranda, die auf einen kleinen
Garten hinausging — darunter waren die Holzläden aufgeschichtet, die zum Schutz
gegen schwere Stürme dienten. Der Oberst musterte alles kritisch. „Fisby, warum
ist nun gerade dieses Haus nicht mit weißem Mörtel verputzt?“
    „Es ist ja ein Holzhaus“, entgegnete
Fisby. „Die Leute wollen hier nur in Holzhäusern wohnen, und...“
    „Aber“, unterbrach der Oberst, der
bereits wieder etwas bemerkte, was ihn sichtlich beunruhigte, „wieso kommt denn
das hierher?“ Und er zeigte auf Stücke rosa Damenunterwäsche, die, im Winde
flatternd, an der Leine hingen.
    „Die hat Peggy auch geschickt.“
    „Das wird ja immer hübscher“, knurrte der
Oberst, „aber... Na ja — gehen wir weiter!“
    Sie zwängten sich durch die Hecken und
begegneten an der nächsten Wegkreuzung einer Gruppe munterer schlitzäugiger
Jungen, die einen amerikanischen Fußball mit sich schleppten und sogleich Fisby
umringten. „Wir gewonnen, Chef!“ riefen sie im Chor und zählten ihm an ihren
schmutzigen Fingern vor, daß das Spiel 14:12 ausgegangen war.
    „Das ist aber fein“, meinte Fisby und
klopfte einem der Jungen, die alle grüne Pullover trugen, auf die Schulter.
    „Wie heißt denn diese Mannschaft?“
wollte der Oberst wissen.
    „,Notre Dame’. Und sie haben gerade
,Michigan’ geschlagen. Heute nachmittag findet ein Spiel zwischen ,Minnesota’
und ,Purdue’ statt. Wollen Sie sich’s vielleicht ansehen?“
    Der Oberst räusperte sich. „Ist denn nicht
auch eine Mannschaft nach meiner Universität ,Indiana’ benannt?“
    „Natürlich, Herr Oberst.“
    „Und wie macht sie sich?“
    „Leider nicht so sehr gut, Herr
Oberst. Sie ist die schwächste!“
    „Fisby, ich hoffe, Sie haben den
Trainer ordentlich zusammengestaucht.“
    „Nein, Herr Oberst, der kann auch
nichts dafür.“
    „Was soll das heißen? Sie haben in
jedem Fall die Pflicht, da einzugreifen. Haben Sie denn wenigstens versucht,
ein paar der Spieler gegen bessere auszuwechseln?“
    „Nein, Herr Oberst.“
    „Zum Donnerwetter“, ereiferte sich der
Oberst, „was haben Sie hier überhaupt getan? Ich wünsche, ja ich befehle, daß
die Mannschaft neu aufgestellt wird!“ Der Oberst verstummte einen Augenblick
und fuhr dann fort: „Mir fällt da eben ein, bei Major Enright ist ein ganz
kräftiger Bursche im Meßzelt. Vielleicht können wir uns den hierherholen.“
    „Aber Herr Oberst — die Jungens sind
kaum zwölf Jahre alt!“
    „Nun, der kann auch höchstens elf
sein, obwohl er für sein Alter schon ziemlich groß ist. Ich werde doch gleich
heute nachmittag mit Enright deswegen telefonieren.“
    „Herr Oberst…“ wollte Fisby einwenden,
er unterließ es dann jedoch lieber und fragte statt dessen: „Möchten Sie nicht
noch
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