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Die geheimnisvolle Tuer

Die geheimnisvolle Tuer

Titel: Die geheimnisvolle Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Mai
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das rückwärtige Ufer aus ihrem Blickfeld. Es ist, als glitten sie vom Nichts ins Nichts.
    »Sind wir bald drüben?«, fragt Koko.
    »Keine Ahnung«, flüstert Alexander. »Ich kann nichts erkennen.«
    »Pssst!«, macht Rulu.
    Xenody fliegt auf Alexanders Schulter, damit sie einen besseren Überblick hat. »Da vorne«, sagt sie aufgeregt, »da   … da ist   … ein   … ein Ungeheuer. Wir müssen wenden, schnell!«

    »Pssst!«, macht Rulu wieder und rudert weiter, weil sie weiß, was Xenody sieht. »Das ist nur ein toter Baum am Ufer. Der aussieht wie ein Ungeheuer.«
    Xenody ist nicht überzeugt. Sie lässt das Ungeheuer nicht aus den Augen und achtet nicht mehr auf andere Dinge.
    »He, ich höre was«, sagt Koko und zeigt nach vorn.
    »Ein Boot!«, ruft Xenody. »Schnell weg!«
    Rulu versucht noch zu wenden, aber es ist zu spät.
    »Gebt auf! Ihr entkommt uns nicht!«
    »Jetzt haben sie uns«, jammert Rulu.
    »Noch nicht«, entgegnet Alexander. Er greift in sein Täschchen, schiebt Xenody ein Kügelchen in den Schnabel und gibt auch Rulu eines. »Das musst du zerbeißen und schlucken.«
    »Was ist   …«
    »Mach schon!«, sagt Alexander, nimmt eine goldene Frucht aus dem Täschchen und isst sie schnell. Fast gleichzeitig beginnen seine Haare zu strahlen wie die aufgehende Sonne.
    »Hilfe!«, ruft Rulu und drückt die Hände vor die Augen.
    Die vier Männer im anderen Boot schreien und kreischen, weil sie das Licht nicht ertragen können und blind werden.
    »Du brauchst deine Augen nicht zu schützen«, sagt Alexander zu Rulu, »dir kann nichts passieren.«
    Rulu guckt vorsichtig zwischen den Fingern hindurch und kann nicht glauben, was sie sieht. Sie kniet vor Alexander und küsst seine Hände.
    Er zieht sie weg. »Nicht, was soll das?«
    »Du bist ein Gott«, murmelt Rulu und wagt nicht aufzusehen.
    »Quatsch!«, widerspricht Alexander.
    »Aber deine Haare leuchten wie   …«
    »Könnt ihr das bitte später besprechen?«, unterbricht Xenody die beiden. »Wir müssen jetzt weiter. Da vorne sind noch mehr Boote, aber solange Alexanders Haare leuchten, können sie uns nicht zu nahe kommen.«
    »Xenody hat recht, Rulu. Ich erkläre dir alles später. Los, wir rudern ans Ufer!«
    »Genau«, sagt Koko. »Ich will endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben.«
    Rulu ist so überwältigt von der Helligkeit und dem, was sie sieht, dass sie nicht richtig rudern kann. Mehrmals kommt sie aus dem Takt.
    »Komm, gib mir das Ruder«, sagt Alexander und rudert das letzte Stück allein.
    Die Leute am Ufer sind längst geflohen und verstecken sich irgendwo. Alexander und Rulu ziehen das Boot an Land, Koko schlägt vor Freude einen Purzelbaum.
    »In welche Richtung müssen wir?«, fragt Alexander.
    Rulu steht mit großen Augen und offenem Mund am Ufer. »Bei Licht sieht alles noch viel schlimmer aus als in der Dunkelheit«, murmelt sie.
    Alexander nimmt ihre Hand. »Rulu, wir müssen weiter. Ich weiß nicht, wie lange meine Haare leuchten.«
    »Da lang.«
    Sie gehen durch einen Geisterwald aus abgestorbenen Bäumen.
    Zum ersten Mal sieht Rulu, wie grau undtot das Land ist. Der Anblick ist so trostlos, dass sie zu schluchzen anfängt.
    »Gibt es hier keine Tiere mehr?«, fragt Xenody.
    Rulu schüttelt den Kopf: »Nur noch Würmer, Schlangen, Echsen, Mäuse, Ratten und Spinnen.«
    »Ist das ganze Land so dunkel und leblos?«, möchte Alexander wissen.
    Rulu nickt. »Bis auf ein Stück, wo keine Mauer ist, erzählen die Leute. Da soll alles wachsen wie früher. Aber ich habe es noch nie gesehen, und ich kenne keinen, der es gesehen hat. Niemand kommt auch nur in die Nähe, weil das ganze Stück gut bewacht wird.«
    »Und warum ist da keine Mauer?«, möchte Koko wissen.
    »Damit wachsen kann, was wir zum Leben brauchen«, antwortet Rulu. »Sonst wären wir schon längst verhungert.«
    »Warum habt ihr euch denn nie gewehrt?«
    »Gewehrt?« Rulu schaut Alexander aus ihren verweinten Augen an. »Wer sich wehrt, bekommt nichts mehr zu essen. So einfach ist das.«
    »Jetzt sind wir ja da«, sagt Koko, um das traurige Thema zu beenden. »Und wir werden schon dafür sorgen, dass es hier wieder anders wird.«
    Auf ihrem Weg durch den Wald sehen sie in einiger Entfernung hin und wieder Menschen vorüberhuschen. Und plötzlich fragt eine Stimme: »Hörst du mich, Fremder?«
    Alexander schaut sich um.
    »Jetzt haben sie uns«, flüstert Rulu ängstlich.
    »Hörst du mich, Fremder?«, wiederholt die Stimme.
    »Ja!«, ruft

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