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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine
Autoren: W. Saparin
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Ich wollte in meinem
    Landhaus ohne Schlüssel auskommen."
    Sojas Mutter schenkte dem Gast ein zweites Glas Tee ein.
    „Und wie kommen Sie selbst ins Raus?" fragte sie und
    fuhr lächelnd fort: „Müssen Sie auch hupen? Ein Schlüssel
    ist am Ende doch einfacher?"
    1 Gerät für akustische Messungen.
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    „Meine Sachen kennen mich", parierte Bobrow diesen
    Scherz. „Sie geben sich Mühe — wenn man so sagen
    darf —, mir gefällig zu sein, bevor ich erst hinschaue.
    Aber hier handelt es sich um keine Spielerei, es ist
    äußerst praktisch. Sie können Soja fragen."
    Soja lachte.
    „Das bestätige ich gern. Nachdem ich Ihr Landhaus
    kennengelernt habe, fehlt mir etwas in unserer Wohnung.
    Gehe ich zum Bücherschrank, so öffnet er sich nicht von
    selbst. Verlasse ich das Zimmer, löscht das Licht nicht
    aus. Und bisher hatte ich geglaubt, daß unsere Wohnung
    sehr bequem eingerichtet sei."
    Das Gespräch nahm einen scherzhaften Charakter an, es
    wurde viel gelacht. Rasch verflog die Zeit, und Bobrow
    begann sich zu verabschieden. Da erinnerte sich Soja
    plötzlich an das, was sie den ganzen Tag über am meisten
    beunruhigt hatte.
    „Die wichtigste Frage haben Sie mir noch nicht beant-
    wortet", rief sie. „Wie verhält es sich mit der Uhr?"
    „Sie meinen die Zeitansage? Diese Frage ist etwas
    schwieriger zu beantworten."
    Bobrow stand mitten im Zimmer. Er hielt den Hut in der
    Hand und drehte an der Krempe.
    „Aber ich werde mich kurz fassen. Sie wissen, daß die
    Arbeit des Gehirns von feinsten elektrischen Prozessen
    begleitet ist. Die Wissenschaftler haben gelernt, mit Hilfe
    von Spezialgeräten die elektrischen Schwingungen im
    Gehirn zu registrieren und diese Angaben zur Feststel-
    lung von Nervenerkrankungen auszuwerten. Natürlich
    können die elektrischen Schwingungen im Gehirn die
    überaus komplizierten Gefühle und Gedanken des Men-
    schen nicht widerspiegeln. Die Tätigkeit des Gehirns ist

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    zu kompliziert und vielseitig, als daß sie allein durch
    elektrische Erscheinungen erfaßt werden könnte. Aber in
    einigen einfachen Fällen ist es doch möglich, diese elek-
    trischen Schwingungen auszunützen. Will der Mensch
    wissen, wie spät es ist, wird im Gehirn ein bestimmter
    Reflex ausgelöst. Es gelang mir, die mit diesem Gedanken
    verbundenen elektrischen Schwingungen aus dem Chaos der
    elektrischen Ströme im Gehirn zu trennen. Alles übrige
    war einfach. Einen Spezialempfänger zu konstruieren, der
    nur diese Signale aufnahm, sie verstärkte und den Mecha-
    nismus einer gewöhnlichen sprechenden Uhr' in Gang
    setzte, war eine Frage der Technik. Solche Sachen zum
    Kopfzerbrechen habe ich gern. Sie interessieren mich wie
    andere Menschen komplizierte Schachaufgaben..."
    Unwillkürlich schaute Soja voller Achtung auf die große
    Gestalt des Ingenieurs. Sie erinnerte sich an den jungen
    Dienstleiter in der Verwaltung der automatischen Kraft-
    werke. Ja, das sind sie, die Vertreter der sowjetischen
    Technik, das ist die neue Generation Ingenieure! Für sie
    gibt es nichts Unmögliches. Eine Frage der Technik! Wenn
    es notwendig ist, richten sie eine automatische Nothilfe
    ein und zwingen die Maschinen, der menschlichen Stimme
    zu gehorchen, wenn es nur zweckdienlich ist und den
    Menschen von mechanischer Arbeit erlöst, damit er frei
    wird für schöpferische Aufgaben. „Der Mensch ist der
    Sklave der Maschine", verkündeten manche Intellektuelle
    der kapitalistischen Welt. „Die Maschine versklavt den
    Menschen!" — „Hinweg mit den Maschinen!" Aber die
    sowjetischen Menschen verwandeln die Maschinen in ge-
    horsame Diener des Menschen. Soja war so in Gedanken
    versunken, daß sie nicht merkte, daß Bobrow sich von
    ihren Eltern und Brüdern verabschiedet hatte.
    59

    „Bitte entschuldigen Sie nochmals, daß ich Sie bei mir
    warten ließ", sagte er und reichte ihr seine kräftige Hand.
    „Würden Sie mich bitte noch einmal in meinem Landhaus
    besuchen — mit Ihrer Familie? Alle sind einverstanden,
    nur Ihre Zusage fehlt mir noch."
    „Gern", antwortete Soja. „Man wird nicht jeden Tag in
    ein verzaubertes Haus eingeladen."
    Die ganze Familie begleitete Ingenieur Bobrow hinaus.
    Vor der Einfahrt stand die grüne Limousine, die Soja
    heute so viel Kopfzerbrechen verursacht hatte.
    „Und woran arbeiten Sie jetzt?" fragte sie den Ingenieur.
    „Darüber zu sprechen, ist noch zu früh." Bobrow lächelte
    vielsagend. „Aber wenn die Arbeit beendet ist und man
    darüber schreiben kann, so
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