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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut
Autoren: Brigitte Riebe
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verschmorten.
    Erschrocken schrie sie auf.
    »Es mag zunächst vielleicht ein wenig stinken«, flüsterte er. »Doch dann brennt und reinigt es. Feuer ist das stärkste aller Elemente. Keiner kann es besiegen.«
    *
    »Wie blind wir doch waren!«, sagte Cranach. »Müllerer und Pistor – die Lösung lag direkt vor uns, und niemand hat sie erkannt. Er hat seinen Nachnamen ins Lateinische übertragen. Schon war ein zweiter Mann geboren, einer, der ungeschoren an der Universität lehren konnte, während der Erstere in Seelenruhe ein Hurenhaus betrieb.«
    Zusammen mit Luther und Jan war er zu dem Haus mit dem blauen Hahn auf dem Giebel geeilt. Kein Rauch stieg aus dem Schornstein.
    Vor den Fenstern waren die Läden geschlossen.
    »Wo bleibt die Garde des Kurprinzen?« Luther sah sich unbehaglich um. »Ich jedenfalls werde nicht zu diesem Wahnsinnigen hineingehen.«
    »Dann gehe ich«, sagte Falk. »Er soll sich nicht länger meiner Maske bedienen können!«
    »Das wirst du gefälligst bleiben lassen«, schrie Bini. »Hast du nicht schon mehr als genug geopfert? Ich will, dass du lebst. Zusammen mit mir!«
    »Sie kommen«, sagte Jan, der Pferdegetrappel hörte.
    Ein Tross von Reitern kam angaloppiert, allen voran Bertram von Altenstein, der sein Schwert zückte, kaum dass er Jan zu Gesicht bekommen hatte.
    »Wo ist er?«, rief er. »Den Kopf werde ich ihm abreißen …«
    Er starrte Falk von Thorau an.
    »Im Haus«, sagte Jan. »Und lasst diesen Mann in Frieden, denn es handelt sich um jemand ganz anderen. Wir sollten davon ausgehen, dass der Teufel meine Braut Susanna in seiner Gewalt hat. Ich muss Euch also bitten, vorsichtig vorzugehen.«
    Altenstein kam näher.
    »Die Läden sind verrammelt«, sagte er. »Bis auf jenes schmale Fenster. Wir müssen die Tür aufbrechen. Oder er kommt freiwillig heraus.«
    »Das wird er niemals«, sagte Jan. »Dieser Teufel ist zu allem fähig. Wir müssen versuchen hineinzugelangen. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
    »Musst du dich in alles einmischen?«, fuhr Altenstein ihn an. »Glaub bloß nicht, mein Zorn sei verraucht, nur weil die Kurprinzessin dich freigelassen hat! Du hast meine Verlobte in den Dreck gezogen. Das werde ich dir niemals vergeben.«
    »Seht Ihr das?« Jan zeigte auf das Fenster.
    Hinter dem Glas schimmerte es verdächtig rötlich.
    *
    »Ich lasse dich jetzt verkohlen wie ein räudiges Katzenvieh.« Die kleinen Glutnester, die er rings um Susannas Stuhl aufgehäuft hatte, brannten bereits. »So, wie man mit Hexen auf dem Scheiterhaufen verfährt. Man sagt, dieser Tod sei besonders langsam und schmerzvoll – genau das Richtige für eine einstige Nonne, die das Schicksal bezwingen wollte und doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Moira?«
    Die Dienerin wies nach draußen, zeigte mit den Händen zweimal zehn an.
    »Sie sind also da? Und gleich so viele? Sie werden mich trotzdem nicht kriegen. Keiner wird das!«
    Pistor packte das Gemälde und lief zur Kellertür.
    »Unten ist alles offen?«, fragte er. »Wie vereinbart?«
    Moira nickte.
    »Worauf wartest du dann noch?«
    Sie zuckte die Achseln, rührte sich nicht von der Stelle.
    »Du lässt mir also den Vortritt?« Pistor lächelte. »Dann will ich deine Großzügigkeit nicht ausschlagen.«
    Kaum war er nach unten verschwunden, schlug Moira die Tür hinter ihm zu und schloss ab.
    Dann wandte sie sich mit unbewegter Miene Susanna zu, sackte plötzlich in sich zusammen und fiel zu Boden.
    *
    Jan packte den Stein und warf. Die Scheibe zerbarst.
    Mit dem Hemdsärmel über der Faust erweiterte er das Loch und spürte dabei nicht, wie Glassplitter seine Haut ritzten.
    Von drinnen schlug ihm Feuer entgegen.
    »Wenn du die Tür aufmachst, gibt es einen Luftzug – und alles kann in Flammen aufgehen, auch du selbst«, schrie Cranach. »Also Vorsicht, Seman, Vorsicht!«
    Jan stemmte sich nach oben, streckte sein linkes Bein durchs Fenster, dann sein rechtes und zwängte sich hindurch.
    Der Raum war vom Rauch so dunkel, dass er Susanna zu nächst nicht entdeckte. Dann aber sah er den Stuhl und die zu sammengesunkene Gestalt, die daran gefesselt war.
    »Susanna!« Er musste husten, schnappte nach Luft. »So sag doch etwas, ich bitte dich!«
    »Jan …« Hatte sie das wirklich geflüstert?
    In Panik schaute er sich um.
    Die Fesseln durchzuschneiden fehlte die Zeit. Und durch das Fenster würde er den Stuhl mit ihr niemals bekommen.
    Blieb nur noch die Tür.
    Und wenn zutraf, was Cranach
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